Eines haben beinah alle Beziehungen gemeinsam: Sie haben mit verliebten Blicken, stolzem Händchenhalten und innigen Küssen angefangen. Viele Paare bemühen sich, die Verliebtheit vom Anfang der Partnerschaft aufrecht zu erhalten. Doch braucht es dafür unbedingt den Valentinstag? Wir haben sechs Paare aus Unterfranken gefragt, welche Bedeutung dieser Tag für sie hat. Sie erzählen, wie sie den 14. Februar verbringen, ob es den Valentinstag ihrer Meinung nach braucht und was das Besondere an ihrer Liebe ist - und sie stellen sich im Video unserer "Ich oder Du"-Challenge: Wie gut kennen die Paare Ihre Marotten? Und von wem kam der erste Kuss?
1. Sigrid Kohm, 62, und Gabriele Richter, 62: Zusammenbleiben auch in schweren Zeiten
Am 10. Mai sind es 32 Jahre, die Sigrid Kohm und Gabriele Richter aus Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) nun schon gemeinsam durchs Leben gehen - 20 davon als Eheleute. Dabei stand die Liebe der beiden Frauen schon immer vor großen Herausforderungen. Beinahe hätten sie sich nicht kennengelernt, denn als Sigrid Kohm vor über 30 Jahren ihre "Sie sucht Sie für dauerhafte Beziehung"-Anzeige in der Main-Post schalten wollte, musste sie erst die Mitarbeiter davon überzeugen. Überzeugungsarbeit mussten die beiden Frauen auch später noch oft leisten: bei der Suche nach einem Notar, für die Schließung der ersten gleichgeschlechtlichen Ehe in Unterfranken, bei der kirchlichen Trauung oder in den alltäglichen Kleinigkeiten.
Das Geheimnis ihrer Liebe liege darin, dass sie sich gegenseitig nie im Stich lassen und alles gemeinsam meistern, sagt das Paar. "Es heißt ja, in guten wie in schlechten Zeiten - und bei uns ist das auch so", erzählt Sigrid Kohm. Den Valentinstag brauchen die beiden Frauen nicht: "Die Liebe sollte man nicht auf einen festen Tag im Jahr reduzieren." Der 14. Februar ist für die beiden kein wichtiges Datum, der 10. Mai hingegen schon: "Unser Hochzeitstag ist viel wichtiger als der Valentinstag", sagen sie. Weil dieser Tag ein ganz intimer und individueller sei, der sie als Paar verbinde, halten sich die beiden dieses Datum immer frei.
Den Valentinstag verbinden Richter und Kohm vor allem mit Kommerz und materialistischen Geschenken. Gut finden sie das nicht. "Der Valentinstag sollte auf das Wesentliche reduziert werden", sagt Gabriele Richter. Zeit miteinander zu verbringen, sei wichtiger als Geschenke. Denn nicht das Zelebrieren des Valentinstags entscheide, ob ein Paar für immer zusammenbleibe, sondern der Umgang miteinander in schweren Zeiten. Ihr Ratschlag an andere Paare: "Nicht aufgeben und nicht wegrennen, wenn es mal komplizierter wird."
2. Hannelore, 68, und Peter Wisshofer, 75: Gegenseitige Toleranz hält länger als rote Rosen
Vor über elf Jahren haben sich Hannelore und Peter Wisshofer "ganz modern" über das Internet kennengelernt. "Romantik 50 Plus" hieß der Chat, über den die beiden Rentner in Kontakt getreten sind. Hannelore lebte damals noch in Leipzig. Nach vielen Telefonaten, stieg sie eines Tages in ihr Auto und fuhr nach Würzburg, um Peter zu besuchen "Danach ging es ganz schnell und ich bin nach Würzburg gezogen", erzählt sie. Mittlerweile sind die beiden seit fünf Jahren verheiratet, wohnen im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld und genießen ihre Renten-Jahre gemeinsam. Das Geheimrezept ihrer Ehe: "Tolerant sein und den anderen sein lassen, wie er ist", sagt Hannelore Wisshofer. Den Valentinstag bräuchten sie dabei nicht.
Viel wichtiger sei es ihnen, sich ihre gegenseitige Wertschätzung in den alltäglichen Dingen zu zeigen. "Wenn ich morgens aufstehe, es mir schlecht geht und mich mein Partner fragt, ob er mir etwas Gutes tun kann - das ist für mich Wertschätzung", erzählt die ehemalige Leipzigerin. Doch über ein kleines Geschenk zwischendurch freue sie sich dennoch: "Ich lasse mich als Frau natürlich gern mal beschenken." Der Strauß rote Rosen oder Schmuck zum Valentinstag müssten es aber nicht sein. Vielmehr freut sich die 68-Jährige, die Elefanten-Figuren sammelt, wenn ihr Mann immer mal wieder an sie denkt und ihr eine kleine Figur mit nach Hause bringt.
Für Peter Wisshofer ist der 14. Februar vor allem Kommerz: "Ich sehe, da machen viele Menschen ein Geschäft daraus und das stößt mich ab." Er brauche keinen festen Tag im Jahr, um seiner Frau seine Liebe zu zeigen. Nicht der Valentinstag sei das, was in einer Beziehung wichtig ist. "Wenn die erste Verliebtheit vorbei ist und das Sexuelle abflacht, dann entscheidet sich, ob man wirklich beieinander bleibt", sagt er.
3. Justina Raile, 21, und Lukas M., 20: Am Valentinstag muss es etwas Besonderes sein
Sie sind "Team Romantik und Kitsch", sagen Justina Raile und Lukas M. über sich. Das junge Paar aus Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) geht seit fast zwei Jahren gemeinsam durchs Leben. Der Valentinstag ist beiden sehr wichtig. "Das ist ein besonderer Tag und da sollte man auch etwas Besonderes machen", sagt M. Dabei kommt es dem 20-Jährigen gar nicht unbedingt auf die Überraschung selbst an, sondern "auf das, was daraus resultiert: Das Jessi sich freut und ich sie glücklich sehe".
Die Rollen sind am Valentinstag bei dem Pärchen klar verteilt: "Das Überraschen ist der Part für den Mann", erklärt Raile. Sie revanchiert sich im Gegenzug, indem sie ihm sein Lieblingsessen kocht oder ihm etwas backt. Das häufige Argument, dass man den Valentinstag nicht feiere, weil man sich seine Liebe täglich zeige, kann das Paar nicht ganz nachvollziehen. "Das ist doch selbstverständlich", sagt M. Für das Pärchen schließt sich tägliche Wertschätzung und eine Überraschung am Valentinstag nicht aus.
Ihre Liebe zeigen sie sich auch im Alltag: "Uns ist es beiden wichtig, dem anderen jeden Morgen die erste und jeden Abend die letzte Nachricht zu schreiben und niemals ohne ein 'Ich liebe dich' aufzulegen", sagt M. Am Valentinstag darf es dann auch mal ein bisschen mehr sein. "Mindestens Blumen und ein kleines Geschenk, das sollte schon sein."
Kennengelernt haben sich die beiden vor über zwei Jahren durch gemeinsame Freunde. "Ich wusste schon seit ich klein bin, wie mein Traummann aussehen soll. Als Lukas vor mir stand, wusste ich: Der ist es", sagt Justina Raile. Dass es dann auch charakterlich gepasst hat, mache ihre Liebesgeschichte perfekt. "Wir haben schnell gemerkt, dass wir ähnlich denken und dieselben Vorstellungen von einer Beziehung haben." Ein liebevoller Umgang miteinander und kleine Rituale würden ihre Beziehung zu etwas Besonderem machen.
4. Xenia Grewe, 22, und Markus Wackler, 25: Der Valentinstag gehört zu einer Beziehung dazu
Große Geschenke und viel Kommerz müssen es für Xenia Grewe und Markus Wackler aus Würzburg am Valentinstag nicht sein, da ist sich das Paar einig. Dennoch findet Wackler: "Der Valentinstag gehört dazu, wenn man in einer Beziehung ist." Dass vor allem in langjährigen Beziehungen der Tag der Liebenden häufig nur eine untergeordnete Rolle spielt, kann der 25-Jährige nicht ganz nachvollziehen. "Gerade wenn der Alltag einkehrt, sollte man sich an dem Tag besonders seine Liebe zeigen", findet er. Den Alltag hat das junge Paar noch vor sich. Sie verbringen in diesem Jahr ihren ersten gemeinsamen Valentinstag.
Vor etwa vier Monaten haben sich Grewe und Wackler über die Studentenplattform "Yodel" kennengelernt. Schnell war für sie klar, dass das zwischen ihnen etwas Besonderes ist. Schon nach wenigen Treffen haben sie deshalb entschieden, künftig gemeinsam durchs Leben zu gehen. Dabei ist es ihnen wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen und wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen.
Für Xenia Grewe macht das den Unterschied zu ihren früheren Beziehungen. Der Valentinstag ist für sie ein neues Erlebnis. "Bisher war ich kein Fan von dem Tag", sagt sie. Mit Markus sei jetzt alles anders. "Das ist nicht nur unser erster gemeinsamer Valentinstag, sondern auch der erste, den ich mit meinem Partner verbringe", erzählt sie. Dafür nimmt Markus Wackler die einstündige Fahrtzeit von seiner Arbeit nach Würzburg am 14. Februar gern in Kauf, um seine Freundin sehen zu können, mit ihr ein Restaurant zu besuchen und einen schönen Abend zu verbringen.
Den Valentinstag ausfallen zu lassen, nur weil der Einzelhandel Profit mit der Liebe macht, ist für Wackler kein Argument gegen das Fest der Liebenden. "Natürlich hat Valentinstag mit Kommerz zu tun, das kann man aber auch über Weihnachten sagen und trotzdem feiern wir es", sagt er.
5. Alena Novikova, 42, und Alex Kuznetsov, 42: Ein zusätzlicher Tag, um unsere Liebe zu zeigen
Es gibt Paare, die verbringen den Valentinstag nicht gemeinsam, weil der Tag für sie keine besondere Bedeutung hat. Und dann gibt es Alena Novikova und Alex Kuznetsov aus Würzburg. Sie mussten den vergangenen Valentinstag getrennt voneinander verbringen und das, obwohl Kuznetsov seine Frau gern überrascht hätte. Doch weil er zu dem Zeitpunkt noch in Russland lebte und sie schon in Deutschland, war das nicht möglich. Dieses Jahr soll das anders sein. Kuznetsov sagt, der Valentinstag sei eine schöne Möglichkeit, um etwas Nettes für seine Frau zu tun. "Damit zeige ich ihr noch einen Tag mehr im Jahr, wie sehr ich sie liebe."
Seit drei Monaten lebt er in Deutschland und kennt den Valentinstag auch aus Russland. Dort ist der 14. Februar seit den 90er Jahren bekannt und besonders bei jungen Paaren ein beliebter Anlass, um sich ihre Liebe zu zeigen. Für Kuznetsov sind die Rollen an diesem Tag klar verteilt: "Ich denke, am Valentinstag sollte der Mann seiner Frau eine Freude machen." Unabhängig von dem Tag, sei es dem Paar aber dennoch wichtig, dass der Valentinstag nicht der einzige Anlass bleibe, um sich ihre Liebe zu zeigen. Ihr Geheimrezept sind viele kleine Rituale im Alltag. Und: "Gegenseitig sehr viel Geduld miteinander zu haben", erklärt Novikova.
Geduld haben die beiden schon früh in ihrer Kennenlernphase bewiesen. Als sich Novikova und Kuznetsov das erste Mal über den Weg liefen, arbeiteten sie im gleichen Unternehmen. Für Novikova, die ihr Privat- und Berufsleben immer strikt voneinander getrennt hielt, war die Situation besonders schwierig, da sie Kurnetsov vom ersten Augenblick an interessant fand. Kennenlernen wollte sie den damals 27-Jährigen aber erst, als er den Job wechselte und in einem anderen Unternehmen arbeitete. Das ist 15 Jahre her und seitdem geht das Paar nur noch gemeinsam durchs Leben. Seit drei Jahren meistern sie ihre täglichen Herausforderungen als Ehepaar.
6. Eva Ritschel, 20, und David Büdel, 20: Gemeinsame Zeit ist wichtiger als schöne Instagram-Storys
Dass der Valentinstag auch etwas Intimes sein kann, ein Tag, den man nur gemeinsam verbringt, ohne die Außenwelt daran teilhaben zu lassen, dass versuchen sich Eva Ritschel und David Büdel aus Mömbris (Lkr. Aschaffenburg) immer wieder vor Augen zu halten. Für Ritschel ist das besonders wichtig, denn sie hat das Gefühl, dass man vor allem durch die Sozialen Medien den Eindruck vermittelt bekommt, dass Paare die Pflicht haben, am Valentinstag etwas ganz Besonderes zu machen. "Da wirkt schon ein gewisser Druck und ich frage mich: Müssen wir das jetzt auch machen?"
Die Antwort der beiden ist klar: Nein. Sie werden den Valentinstag nutzen und ganz ohne Instagram, Facebook und Co. zusammen den Superbowl anschauen und die Nacht mit einem Picknick, kleinen Leckereien und einer Flasche Wein ausklingen lassen. In dem Punkt sind sie sich schnell einig gewesen, denn auch David Büdel hält nichts davon, die Beziehung in den Sozialen Netzwerken zur Schau zu stellen. "Das sieht dann bei Instagram total schön aus und in Wirklichkeit war es nur dieser kleine Moment und der Rest des Tages war vielleicht gar nicht mehr schön", sagt er.
Geschenke spielen bei den beiden 20-Jährigen am Valentinstag keine Rolle. "Diese Mainstream-Valentinstagsgeschenke sind nichts für uns", sagt Ritschel. Statt sich Blumen, Schokolade oder Schmuck zu schenken, verbringen die beiden lieber Zeit miteinander - nicht nur am Valentinstag. Vor seiner Beziehung zu Ritschel war Büdel häufiger unterwegs als zu Hause. Das ist auch heute noch oft der Fall. Vor Kurzem ist das Paar deshalb zusammengezogen, um noch mehr Zeit für einander zu haben. Begonnen hat ihre Liebesgeschichte mit einem Kuss beim Flaschendrehen auf einer Hausparty. Einen Tag später hatten sie das erste Date und haben sich kennen und lieben gelernt. Das ist mittlerweile anderthalb Jahre her.