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Das Brunowerk in Würzburg ist 75 Jahre alt geworden: "Wir machen auch fortschrittliche Sachen!"
1949 hatte der Würzburger Bischof Julius Döpfner das Brunowerk als Wohnungsgenossenschaft in Würzburg gegründet. Warum es heute zu den Top 5 in Bayern zählt.
Die neue Siedlung des Brunowerks in der Gartenstraße in der Würzburger Sanderau. 2018 wurde das Projekt mit dem Antonio-Petrini-Preis ausgezeichnet.
Foto: Thomas Obermeier | Die neue Siedlung des Brunowerks in der Gartenstraße in der Würzburger Sanderau. 2018 wurde das Projekt mit dem Antonio-Petrini-Preis ausgezeichnet.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 26.11.2024 02:41 Uhr

Das Brunowerk,  1949 vom Würzburger Bischof Julius Döpfner gegründet, hat vor kurzem seinen 75. Geburtstag gefeiert. Im Gespräch erklären Geschäftsführer Frank Hermann und Altbürgermeister Adolf Bauer, seit über 25 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender, wie es um die Wohnungsgenossenschaft mit Sitz in der Würzburger Rotkreuzstraße bestellt ist

"Wir sind eine sehr fortschrittliche Genossenschaft, wir machen auch fortschrittliche Sachen."
Frank Hermann, Brunowerk-Geschäftsführer

Nach wie vor hält man am Stiftungszweck fest, neuen Wohnraum zu schaffen und zu sozialverträglichen Mieten anzubieten. "Wer eine Wohnung des Brunowerks mieten möchte, muss Genossenschaftsmitglied werden und mindestens einen Geschäftsanteil für 52 Euro kaufen", erklärt Hermann. Hinzu kommen je nach Wohnungsgröße weitere 14 bis 24 Pflichtanteile.

Auf diese Anteile wird eine Dividende ausgeschüttet, die jährlich neu festgelegt wird, derzeit liegt sie bei drei Prozent. Maximal darf man 100 Anteile besitzen und es gibt auch Anteilinhaber, die keine Mieter sind. "Da mussten wir die Handbremse ziehen, weil sich zu Negativzinszeiten die Anträge auf meinem Schreibtisch auf 20 Millionen Euro summierten", erinnert sich Hermann.

Das Brunowerk sei in den vergangenen knapp 20 Jahren gigantisch gewachsen, fährt er fort. "Als ich 2006 beim Brunowerk angefangen habe, hatten wir eine Eigenkapitalquote von 27 Prozent, heute stehen wir bei 55 Prozent", sagt er.  "Je höher dieser Wert ist, desto bessere Werte bekommt man bei den Kreditzinsen", erklärt Bauer. "Wir haben auch die Bilanzsumme nahezu verdoppelt, von rund 78 Millionen auf 142 Millionen im Vorjahr und dieses Jahr werden wir die 150 Millionen Euro überschreiten", zählt der Geschäftsführer weiter auf.

Eine Ansicht der Gartenstraße aus den 1960er Jahren. 
Foto: Brunowerk | Eine Ansicht der Gartenstraße aus den 1960er Jahren. 

Benannt wurde die Genossenschaft auf Vorschlag ihres Gründers nach dem Heiligen Bruno, der 1034 bis 1045 Bischof von Würzburg gewesen war. "Die große Aufbauleistung geschah in den ersten 20 Jahren", sagt Hermann. Da waren bereits 2100 der heute 2800 Wohnungen gebaut worden. Das sehe man heute noch. "Überall in der Diözese gibt es Brunowerkssiedlungen oder Brunowerksstraßen."

Pro Jahr erhält das Brunowerk etwa 3500 Wohnungsanfragen

"Pro Jahr haben wir etwa 3500 Wohnungsanfragen", berichtet der Geschäftsführer. "Gleichzeitig haben wir aber auch eine überaus geringe Fluktuationsquote bei den Mietern", fügt Bauer hinzu.  Lediglich rund 300 Mieterwechsel gebe es pro Jahr. "Bei uns wohnen alle Schichten, vom Professor bis zur alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern, die auf dem privaten Wohnungsmarkt kaum eine Chance hätten. Die nehmen wir bewusst, wenn wir das nicht machen, wer denn sonst", erklärt Hermann.

Das Brunowerk ist Würzburgs größte Wohnungsgenossenschaft und  wurde in diesem Jahr 75 Jahre alt. Geschäftsführer Frank Hermann (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Adolf Bauer zeigen ein Modell der Wohnanlage Gartenstraße, die 2018 mit dem Antonio-Petrini-Preis ausgezeichnet worden war
Foto: Thomas Obermeier | Das Brunowerk ist Würzburgs größte Wohnungsgenossenschaft und wurde in diesem Jahr 75 Jahre alt. Geschäftsführer Frank Hermann (links) und Aufsichtsratsvorsitzender Adolf Bauer zeigen ein Modell der Wohnanlage ...

Städtebauliche Akzente setzte man auch in der Würzburger Spiegelstraße

Der Antonio-Petrini-Preis 2018 für den Neubau einer modernen Wohnanlage mit 71 Wohnungen in der Gartenstraße in der Würzburger Sanderau zeigt, dass man in der Führung der Genossenschaft auch die Zukunft im Blick hat. Sie hatte, mit modernster Umwelttechnik ausgestattet, marode Wohnblöcke aus den 1960er Jahren ersetzt. Städtebauliche Akzente setzte man auch bei der Wohnungssanierung und dem Neubau samt Denkmalsanierung in der Würzburger Spiegelstraße, so Hermann. "Da haben wir sicherlich dabei mitgeholfen, die Erweiterung der Fußgängerzone anzustoßen."

Am Haugerring sind Wohnungen entstanden, wo vorher nur Garagen waren.
Foto: xtrakt media Thomas Düchtel | Am Haugerring sind Wohnungen entstanden, wo vorher nur Garagen waren.

"Wir sind eine sehr fortschrittliche Genossenschaft, wir machen auch fortschrittliche Sachen", sagt Hermann selbstbewusst. Da ist ein Online-Mieterportal schon fast selbstverständlich.

In Gerbrunn zum Beispiel ging die Genossenschaft ein Bündnis mit der Gemeinde ein und baute ein Wohngebäude mit 14 Wohnungen – für die Hälfte davon hat die Gemeinde 15 Jahre lang das Belegungsrecht und kann ihren Mitarbeitenden so dauerhaft günstige Mieten garantieren. Das Energiekonzept arbeitet mit Erdwärmeheizung (Geothermie) und Photovoltaik und spart den Mietern zusätzlich Kosten. Denn der auf dem Dach erzeugte Strom wird zum Beispiel für den Betrieb der Aufzüge und Wärmepumpen verwendet.

Derzeit entstehen am Hubland in vier Häusern 80 neue Wohnungen. Auch der dort auf den Häusern mittels Photovoltaik erzeugte Strom wird nur zum Teil ins Netz eingespeist. "Wenn ich ihn dort produziere, soll er auch dort verbraucht werden", erklärt Hermann. So können die Mieter den Strom zu einem günstigen Preis direkt vom Brunowerk abnehmen und verbrauchen. "Das hat vor uns noch keiner gemacht", sagt der Geschäftsführer.

Man versucht auch, stets Wohnraum zu schaffen, indem nachverdichtet wird

"Wobei die Sanierung vor dem Neubau kommt", führt Adolf Bauer an. "Das ist ganz wichtig bei 2800 Wohnungen", bestätigt Hermann. "Wir versuchen auch stets Wohnraum zu schaffen, indem wir nachverdichten, also bei Sanierungen noch ein Stockwerk draufsetzen." Das jüngste Beispiel: Die Modernisierung, die Aufstockung und der Neubau am Haugerring und in der Neutorstraße. Da wurden 28 neue Wohnungen geschaffen, mitten in der Stadt, wo vorher nur Garagen standen. Und nach der derzeit laufenden Sanierung der Brunowerks-Wohnungen in der Neumühle soll es 2027 am Heuchelhof weitergehen.  "Es gibt also noch viel zu tun", sagt Adolf Bauer.

Das Brunowerk

Das Brunowerk ist die größte Wohnungsgenossenschaft in Würzburg und gehört in Bayern zu den Top-Fünf. Von seinem Sitz in der Würzburger Rotkreuzstraße werden aus eigenem Bestand in der gesamten Diözese Würzburg 2814 Mietwohnungen, 31 Gewerbeeinheiten, 799 Garagen und Tiefgaragenstellplätze und 319 Oberflächenstellplätze verwaltet. Treuhänderisch, also für andere Eigentümer, werden weitere 402 Mietwohnungen, 383 Wohnheimplätze in fünf Würzburger Studentenwohnheimen, 151 Gewerbeeinheiten sowie 406 Garagen und Tiefgaragenstellplätze sowie 319 Stellplätze betreut und verwaltet. Die Kaltmieten für die Mitglieder liegen zu 80 Prozent unter acht Euro, in Neubauten - je nach Lage - bei bis zu 12,50 Euro. Das Brunowerk beschäftigt 29 Vollzeit- und sechs Teilzeitkräfte. Hinzu kommen knapp 100 Hausbetreuer. (Stand 31.12.2023)
Quelle: ella/Brunowerk
 
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