
Das Brunowerk, 1949 vom Würzburger Bischof Julius Döpfner gegründet, hat vor kurzem seinen 75. Geburtstag gefeiert. Im Gespräch erklären Geschäftsführer Frank Hermann und Altbürgermeister Adolf Bauer, seit über 25 Jahren Aufsichtsratsvorsitzender, wie es um die Wohnungsgenossenschaft mit Sitz in der Würzburger Rotkreuzstraße bestellt ist.
Nach wie vor hält man am Stiftungszweck fest, neuen Wohnraum zu schaffen und zu sozialverträglichen Mieten anzubieten. "Wer eine Wohnung des Brunowerks mieten möchte, muss Genossenschaftsmitglied werden und mindestens einen Geschäftsanteil für 52 Euro kaufen", erklärt Hermann. Hinzu kommen je nach Wohnungsgröße weitere 14 bis 24 Pflichtanteile.
Auf diese Anteile wird eine Dividende ausgeschüttet, die jährlich neu festgelegt wird, derzeit liegt sie bei drei Prozent. Maximal darf man 100 Anteile besitzen und es gibt auch Anteilinhaber, die keine Mieter sind. "Da mussten wir die Handbremse ziehen, weil sich zu Negativzinszeiten die Anträge auf meinem Schreibtisch auf 20 Millionen Euro summierten", erinnert sich Hermann.
Das Brunowerk sei in den vergangenen knapp 20 Jahren gigantisch gewachsen, fährt er fort. "Als ich 2006 beim Brunowerk angefangen habe, hatten wir eine Eigenkapitalquote von 27 Prozent, heute stehen wir bei 55 Prozent", sagt er. "Je höher dieser Wert ist, desto bessere Werte bekommt man bei den Kreditzinsen", erklärt Bauer. "Wir haben auch die Bilanzsumme nahezu verdoppelt, von rund 78 Millionen auf 142 Millionen im Vorjahr und dieses Jahr werden wir die 150 Millionen Euro überschreiten", zählt der Geschäftsführer weiter auf.

Benannt wurde die Genossenschaft auf Vorschlag ihres Gründers nach dem Heiligen Bruno, der 1034 bis 1045 Bischof von Würzburg gewesen war. "Die große Aufbauleistung geschah in den ersten 20 Jahren", sagt Hermann. Da waren bereits 2100 der heute 2800 Wohnungen gebaut worden. Das sehe man heute noch. "Überall in der Diözese gibt es Brunowerkssiedlungen oder Brunowerksstraßen."
Pro Jahr erhält das Brunowerk etwa 3500 Wohnungsanfragen
"Pro Jahr haben wir etwa 3500 Wohnungsanfragen", berichtet der Geschäftsführer. "Gleichzeitig haben wir aber auch eine überaus geringe Fluktuationsquote bei den Mietern", fügt Bauer hinzu. Lediglich rund 300 Mieterwechsel gebe es pro Jahr. "Bei uns wohnen alle Schichten, vom Professor bis zur alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern, die auf dem privaten Wohnungsmarkt kaum eine Chance hätten. Die nehmen wir bewusst, wenn wir das nicht machen, wer denn sonst", erklärt Hermann.

Städtebauliche Akzente setzte man auch in der Würzburger Spiegelstraße
Der Antonio-Petrini-Preis 2018 für den Neubau einer modernen Wohnanlage mit 71 Wohnungen in der Gartenstraße in der Würzburger Sanderau zeigt, dass man in der Führung der Genossenschaft auch die Zukunft im Blick hat. Sie hatte, mit modernster Umwelttechnik ausgestattet, marode Wohnblöcke aus den 1960er Jahren ersetzt. Städtebauliche Akzente setzte man auch bei der Wohnungssanierung und dem Neubau samt Denkmalsanierung in der Würzburger Spiegelstraße, so Hermann. "Da haben wir sicherlich dabei mitgeholfen, die Erweiterung der Fußgängerzone anzustoßen."

"Wir sind eine sehr fortschrittliche Genossenschaft, wir machen auch fortschrittliche Sachen", sagt Hermann selbstbewusst. Da ist ein Online-Mieterportal schon fast selbstverständlich.
In Gerbrunn zum Beispiel ging die Genossenschaft ein Bündnis mit der Gemeinde ein und baute ein Wohngebäude mit 14 Wohnungen – für die Hälfte davon hat die Gemeinde 15 Jahre lang das Belegungsrecht und kann ihren Mitarbeitenden so dauerhaft günstige Mieten garantieren. Das Energiekonzept arbeitet mit Erdwärmeheizung (Geothermie) und Photovoltaik und spart den Mietern zusätzlich Kosten. Denn der auf dem Dach erzeugte Strom wird zum Beispiel für den Betrieb der Aufzüge und Wärmepumpen verwendet.
Derzeit entstehen am Hubland in vier Häusern 80 neue Wohnungen. Auch der dort auf den Häusern mittels Photovoltaik erzeugte Strom wird nur zum Teil ins Netz eingespeist. "Wenn ich ihn dort produziere, soll er auch dort verbraucht werden", erklärt Hermann. So können die Mieter den Strom zu einem günstigen Preis direkt vom Brunowerk abnehmen und verbrauchen. "Das hat vor uns noch keiner gemacht", sagt der Geschäftsführer.
Man versucht auch, stets Wohnraum zu schaffen, indem nachverdichtet wird
"Wobei die Sanierung vor dem Neubau kommt", führt Adolf Bauer an. "Das ist ganz wichtig bei 2800 Wohnungen", bestätigt Hermann. "Wir versuchen auch stets Wohnraum zu schaffen, indem wir nachverdichten, also bei Sanierungen noch ein Stockwerk draufsetzen." Das jüngste Beispiel: Die Modernisierung, die Aufstockung und der Neubau am Haugerring und in der Neutorstraße. Da wurden 28 neue Wohnungen geschaffen, mitten in der Stadt, wo vorher nur Garagen standen. Und nach der derzeit laufenden Sanierung der Brunowerks-Wohnungen in der Neumühle soll es 2027 am Heuchelhof weitergehen. "Es gibt also noch viel zu tun", sagt Adolf Bauer.