Sie sind nicht zu übersehen: Zwei Markierungen in Regenbogen-Farben leuchten seit Kurzem vom Pflaster in der Würzburger Innenstadt. Mitarbeiter des Tiefbauamtes haben Ende dieser Woche die Farbflächen am Kürschnerhof und in der Hofstraße aufgebracht.
Die beiden Farbtupfer auf dem Grau des Asphalts sind jedoch kein reiner Schmuck – sie haben einen politischen Hintergrund. Bereits im April hatte es einen interfraktionellen Antrag aus den Reihen von Grünen, SPD, Linke und ZfW gegeben, der unter der Überschrift "Vielfalt im öffentlichen Raum sichtbar machen" gestanden hatte. Mit Blick auf den Würzburger Christopher Street Day im Juni hatten die Initiatorinnen und Initiatoren beantragt, im "Pride-Monat" Juni die Straßenbahnen mit Regenbogenfähnchen zu beflaggen und an zwei Stellen in der Innenstadt Bodenmarkierungen ebenfalls in Regenbogenfarben aufbringen zu lassen.
Der Stadtrat hatte einem interfraktionellen Antrag mit großer Mehrheit zugestimmt.
"Auch in Würzburg leben zahlreiche Schwule, Lesben, Bisexuelle, trans- und intersexuelle Menschen, die sich der LGBTI-Community zugehörig fühlen", hieß es im Antrag. LGBTI ist die Abkürzung für die englischen Worte Lesbian, Gay, Bisexual, Transexuell/Transgender und Intersexual (auf deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Intersexuell) und bezeichnet Menschen, die nicht heterosexuell orientiert sind oder die sich nicht mit dem ihnen bei Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren.
Diese Vielfalt solle sichtbar gemacht werden: "Gerade für junge LGBTI-Personen ist Sichtbarkeit enorm wichtig, um sowohl Selbstakzeptanz zu fördern, als auch um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie genauso viel wert sind wie jeder andere Mensch", hatte es zur Begründung geheißen.
Dem Antrag hatte der Stadtrat damals mit großer Mehrheit zugestimmt. Während die Straßenbahnen pünktlich im Juni bunt beflaggt waren, ließen die Markierungen auf sich warten. Grund war eine Verzögerung bei der Lieferung der nötigen Spezialfarbe.
Spezialfarbe hatte mehrere Wochen Lieferzeit
Bei der Farbe handelt es sich laut Auskunft der Stadt um ein Heißplastik, das auf dem Untergrund gut haftet und strapazierfähig ist. Für die Farbe gibt es eine Lieferzeit von mehreren Wochen, daher konnten die Regenbogen-Markierungen erst jetzt aufgetragen werden. Wie es aus dem Rathaus heißt, war die LGBTI-Gemeinschaft in die Umsetzung des Stadtratsbeschlusses eingebunden – bis hin zur Festlegung der einzelnen Farben.
Grünen-Stadtrat Konstantin Mack, der den Antrag im Stadtrat mit initiiert hatte, zeigte sich gegenüber der Redaktion zufrieden, dass nach der Straba-Beflaggung im Juni nun auch die Pflastermarkierungen umgesetzt wurden: "Ich bin erfreut, dass das jetzt geklappt hat." Während die Fahnen an den Straßenbahnen nur eine temporäre Aktion gewesen seien, könne mit den Regenbogenfarben auf dem Pflaster dauerhaft ein Zeichen für Vielfalt in der Stadt gesetzt werden.
Besonders freut Mack die Markierung an der Hofstraße: "Dort ist ja ein Tor zur Innenstadt. Mit den Farben zeigt sich Würzburg als weltoffene Stadt."
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war bei der Erklärung des LGBTI-Begriffs von "Menschen, die sich nicht der heterosexuellen Norm zugehörig fühlen" die Rede gewesen. Die Formulierung war falsch, da es keine "heterosexuelle Norm" gibt. Wir haben die Formulierung geändert.
§ 1 in ganz Europa: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Wichtigstes Gebot der Christen: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Ich glaube, wenn wir solche Sätze mal nicht mehr lesen oder hören, dass nämlich nicht-heterosexuelle Menschen nicht außerhalb einer irgendwie gearteten "Norm" anzusiedeln sind, ist um einiges mehr geholfen, als wenn die Straße mit Regenbogenfarben angepinselt wird!
Man möcht fast Helau rufen.
PS
Welche Farbe steht eigentlich für ganz „normal“ und wo find ich die? Ich fühle mich irgendwie diskriminiert.
Manche Menschen können einem wirklich leid tun…