Ausleihen, Einkaufen, Heimfahren – und bei unter einer Stunde Nutzung 1,50 Euro zahlen: So nutzte Peter Moritz-Angst das Mietsystem für E-Lastenräder in Würzburg bisher. "Ein super Angebot, das ich oft genutzt habe", sagt er. Ausleihe und die erste halbe Stunde war bis vor kurzem kostenlos. Jede weitere halbe Stunde kostete bisher 1,50 Euro. "Unschlagbar" sei das gewesen. Das Auto habe der 33-Jährige aus der Sanderau deswegen auch für größere Einkäufe öfter stehen gelassen.
Kürzlich wurden aber die Preise deutlich erhöht. Jetzt kostet die Ausleihe pauschal 1,50 Euro. Dazu pro angefangene 30 Minuten drei Euro. Für die gleiche Nutzung wie oben beschrieben, zahlt er jetzt also 7,50 Euro statt 1,50 Euro – fünfmal so viel. "Das lohnt sich nicht mehr", sagt Moritz-Angst. "Dann nehme ich jetzt das Auto."
Lastenrad-Mietsystem in Würzburg soll Alternative zum Auto bieten
Das sei wohl kaum im Interesse der Stadt Würzburg, sagt er. "Das übergeordnete Ziel des Lastenradmietsystems ist der Ersatz von Auto-Fahrten und damit die CO₂-Einsparung", sagt Klimabürgermeister Martin Heilig. Die 45 Lastenräder und 14 Stationen in Würzburg gehören der Stadt. Aufbau und Anschaffung wurden im Rahmen eines bayerischen Modellprojekts zu 90 Prozent gefördert. Der laufende Betrieb wird von der Firma Sigo durchgeführt.
Wie die Stadt mitteilt, wurden die Preise, vor allem die kostenlose erste halbe Stunde, anfangs so gewählt, dass die Würzburgerinnen und Würzburger das System kennenlernen können. Laut Stand im April gab es rund 800 verifizierte Nutzerinnen und Nutzer des Miet-Systems in Würzburg. Etwa zwei Drittel davon gaben an, mit ihrer Ausleihe eine Fahrt mit dem Auto ersetzt zu haben. 24.000 Kilometer Autofahrt, und damit 3,5 Tonnen CO₂, seien durch die Lastenräder eingespart worden.
Nach Abschluss des Projekts würde jetzt aber eine neue Zielgruppe in den Fokus genommen: Diejenigen, die häufig und länger am Stück Lastenräder ausleihen. "Daher wurden die Preise so angepasst, dass längere Fahrten, die sonst mit dem Auto durchgeführt werden, besser gestellt werden", sagt Heilig dazu.
Neues Bonus-Programm für Lastenräder-Leihe in Würzburg belohnt Viel-Fahrer
Der finanzielle Anreiz für längere Fahrten soll über eine zweite Neuerung im Preissystem gegeben werden: Nutzerinnen und Nutzer können Guthaben für weniger Geld als den eigentlichen Wert kaufen. Je nach Paket können sie so rund ein Drittel, die Hälfte oder mehr sparen.
Rechnet man dieses Bonus-Programm auf die oben genannten Preise an, ergibt sich ein neues Bild. Demnach kostet die erste Stunde auch mit Bonus-System mehr als doppelt so viel wie zuvor. Im Vergleich zu vorher, lohnt sich das neue System erst ab einer Dauer von drei Stunden.
Ersetzt das Lastenrad das Auto eher bei Kurz-Tripps oder Tagesausflügen?
"Man kann sich das schönrechnen mit den Paketen", kommentiert Julian Fischer das Preissystem. Auch er war bisher begeisterter Lastenrad-Mieter, vor allem für Einkäufe. Jetzt sei es aber günstiger, das eigene Auto zu nehmen. "Wenn es teurer ist, etwas für den Klimaschutz zu tun", sagt der 36-jährige Würzburger, "dann stimmt was nicht."
Dass Leute eher bei Tagesausflügen als für kurze Fahrten auf ihr Auto verzichten werden, glaubt Fischer nicht. So sieht es auch Peter Moritz-Angst. Tagesausflüge mit dem Lastenrad seien zwar ein Highlight für die Kinder, sagt er, aber bei vielen Zielen nicht möglich oder zu umständlich. "Wir müssten mit unseren zwei Kindern zwei Räder ausleihen und dann wird es trotzdem teuer."
Umständlich findet er auch die Preisstruktur: "Diese Rechnerei macht es schwer, einzuschätzen, wie viel mich welche Dauer effektiv kostet. Das ist intransparent und schreckt ab." Er selbst habe ein Paket L gekauft, bevor die Preiserhöhung angekündigt wurde. "Ich verbrate das Guthaben jetzt", sagt er. Danach werde er die Lastenräder wohl kaum weiter ausleihen.
Wird die Stadt Würzburg die Lastenräder weiter finanzieren? Zweifel an Kosten-Nutzen-Rechnung
Dabei strebt die Stadt Würzburg eigentlich an, die Nutzungszahlen weiter zu steigern: "In den Sommermonaten wird angestrebt, dass jedes Rad mindestens einmal pro Tag genutzt wird", heißt es dazu von der Stadt. Laut Abschlussbericht des Modellprojekts wurde ein Rad bisher durchschnittlich 14 Mal im Monat ausgeliehen.
Die Stadt Würzburg teilt mit, jedes Lastenrad werde monatlich mit etwa 190 Euro von ihr bezuschusst. "Denn auch mit Nutzungsgebühren kann das System nicht kostendeckend betrieben werden." Aktuell sei der Betrieb des Miet-Systems für September neu ausgeschrieben.
Dass die Nutzungszahlen, bezogen auf die Größe Würzburgs, eher gering ausfielen, kritisierten mehrere Stadträtinnen und Stadträte im zuständigen Ausschuss. Mit Blick auf die Zustimmung zur weiteren Finanzierung der Lastenräder kamen deswegen bereits Bedenken auf.
Aber die Lastenradnutzer mögen sich bitte auch an die Verkehrsregeln halten!
Man sollte einfach die Subventionen wieder zurückfordern. Bei 90 % Förderung könnte man die Preise Nutzungs- und Benutzer freundlicher gestalten.
190 Euro Zuschuß pro Monat? Da ist so ein Lastenrad nach 12 Monaten schon fast abbezahlt, oder? Ob sich hier jemand eine "goldene Nase" verdient?
Oder noch gravierender - bei 15 Tagen a' 3 Stunden Ausleihe im Monat kann man sich so ein Lastenrad gleich selber kaufen.
Autor: @GF
Und bei 14 Nutzungen im Monat hätte die Hälfte der Räder auch gereicht. Aber gut, das ist schlecht vorherzusehen.
Die neue Preisstruktur ist viel zu kompliziert. Soll da etwa die Bahn das große Vorbild sein. Wie wäre es noch mit Schlechtwettertarif, Frühbuchertarif und Nachttarif…