"Aus Sicht des Kämmerers ist der Haushalt eigentlich perfekt", sagte mit schmunzelndem Unterton Robert Scheller, der oberste Zahlenmeister der Stadt, nach der Vorstellung des 2019er Etats vor Journalisten. Wie perfekt oder nicht, wird noch zu diskutieren sein, denn nächste Woche, am Donnerstag und Freitag, durchforsten die Stadträte das Zahlenwerk und werden noch Wünsche einbringen. Mit einem Gesamtvolumen von knapp 544 Millionen Euro ist es gegenüber dem Vorjahr um knapp 26 Millionen gewachsen und enthält Ausgaben für nahezu alle wichtigen Investionsprojekte der Stadt.
Gestiegene Gewerbesteuereinnahmen bringen viel Geld
Möglich macht das nicht zuletzt die gute Konjunktur. "Würzburg steht im Herbst 2018 gut da und nichts deutet daraufhin, dass dies im kommenden Jahr anders sein wird. Das bringt der Haushaltsentwurf deutlich zum Ausdruck", erklärte Scheller. So werden die Einnahmen aus Gewerbesteuern heuer erstmals über 100 Millionen Euro betragen und damit mehr als zehn Millionen als erwartet. Aufgrund dieser positiven Entwicklung sind im Etat für nächstes Jahr zehn Millionen mehr als beim Absatz 2018 eingeplant. Um sieben Millionen höher, knapp 48 Millionen Euro, sollen zudem die Schlüsselzuweisungen für die Stadt ausfallen. Dem gegenüber stehen - hauptsächlich wegen der Tarifsteigerungen - um sieben Millionen höhere Personalkosten für die rund 3000 Stadtbediensteten, die knapp 153 Millionen betragen.
Über 51 Millionen Euro werden in Bauprojekte investiert
Über 464 Millionen Euro umfasst der Verwaltungsetat. Von diesem werden dank der positiven Finanzentwicklung 25,4 Millionen (fast sieben Millionen mehr als 2018) dem Vermögenshaushalt zugeführt, wodurch deutlich mehr investiert werden kann: allein 51,3 Millionen (und damit rund 14,4 Millionen mehr als im Vorjahresansatz) für Bauprojekte.
Dazu zählen unter anderem die 69-Millionen-Baustelle Generalsanierung Mainfranken Theater, das neue Quellenbach-Parkhaus, der weitere Ausbau der Nürnberger Straße, die Neugestaltung der Herzogen- und Wilhelmstraße ergänzend zur Fußgängerzone Eichhornstraße, die Umsetzung des Nutzungskonzeptes fürs Mozartareal mit einer ersten Rate von einer halben Million, die Multifunktionsarena am Bahnhof mit knapp einer Millionen Investition 2019 und 3,1 Millionen Euro für den Ausbau von Radwegen und -achsen. Zudem sind eine Million Euro für die Sonderrücklage zur Straßenbahnlinie 6 geplant und deutlich mehr Mittel, "um schrittweise den Investitionsstau bei Schulen, Brücken und Straßen aufzulösen", wie Scheller ankündigt.
1799 Euro Schulden für jeden Würzburger
Insgesamt schließt der Entwurf zum Vermögenshaushalt mit knapp 80 Millionen ab. Als ein Risiko im geplanten Haushalt nennt Scheller einen möglichen Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen. Der aktuelle Schuldenstand der Stadt beträgt knapp 228 Millionen Euro, vor zehn Jahren waren es knapp 230 Millionen. Das bedeutet eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1799 Euro, womit Würzburg deutlich über dem Landesdurchschnitt von 1189 Euro (Stand Ende 2016) liegt. Letztes Jahr waren es aber noch 1855 Euro Miese pro Würzburger.
Der Kämmerer nennt den Haushaltsentwurf "ein sehr schönes Ergebnis", bei dem schon viele Wünsche berücksichtigt seien. Trotzdem ist er "gespannt", was bei den Haushaltsberatungen noch von den Stadträten kommen wird.