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Würzburg
Corona: Wie viele Tests die Labore in Unterfranken schaffen
Coronavirus-Tests sind seit Beginn der Pandemie enorm wichtig. Deutschlandweit aber untersuchen Labore weniger Abstriche, als möglich wären. Gilt das auch für die Region?
Das übliche Verfahren, um direkt auf Corona zu testen, ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Allerdings fehlen den Laboren immer wieder wichtige Materialien dafür. 
Foto: Felix Kästle, dpa | Das übliche Verfahren, um direkt auf Corona zu testen, ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Allerdings fehlen den Laboren immer wieder wichtige Materialien dafür. 
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:34 Uhr

Coronavirus-Tests gelten als wichtiges Mittel im Kampf gegen das Coronavirus. Die Kapazitäten dafür waren zu Beginn der Pandemie in Deutschland noch sehr klein. Mittlerweile aber hat sich das geändert. Knapp 965 000 Tests pro Woche sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bundesweit möglich. Allerdings seien die Kapazitäten nicht einmal zu 40 Prozent ausgelastet. Sieht es in den Laboren in Unterfranken ebenso aus?

Labore in der Region teilweise überlastet

"Wir sind nicht nur ausgelastet, wir sind teilweise überlastet", sagt Ralf Krajewski vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie Würzburg. "Wir bekommen oft mehr Proben als wir in adäquater Zeit abarbeiten können", so der leitende Medizinisch-technische Assistent der Mikrobiologie und Molekularbiologie. Von der enormen Zahl an Abstrichen, die aufgrund der Pandemie täglich zur Auswertung geliefert werden, sei das Labor quasi überrannt worden. Das MVZ, so Krajewski, wertet vor allem Proben von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern aus.

Die momentan angewendete Variante, um direkt auf Corona zu testen, ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Um mit diesem Verfahren einen Abstrich zu untersuchen, muss zuerst das Erbgut isoliert werden. Dieser Vorgang, die sogenannte Aufreinigung, bereitet im MVZ laut Krajewski derzeit die größten Schwierigkeiten. Normalerweise könne ein Automat diesen Schritt durchführen. Dafür seien aber spezielle Extraktionskits notwendig, die die Hersteller aktuell kaum liefern könnten. "Mittlerweile sind wir deshalb auf manuelle Aufarbeitung umgestiegen", sagt Krajewski. Das aber koste viel Zeit. Mehr als 100 Abstriche am Tag könne das Würzburger Labor unter den aktuellen Umständen nicht testen.

Lieferengpässe bereiten Schwierigkeiten

Das MVZ in Würzburg ist damit nicht alleine. "Soweit ich es überblicke, arbeiten wir alle am Anschlag", bestätigt Dr. Bernard Wiegel vom Berufsverband Deutscher Laborärzte. Stauen sich die Tests, dauere es auch länger, bis die Ergebnisse vorliegen und eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus festgestellt wird. 

Grund für die hohe Auslastung der Labore ist laut Wiegel vor allem, dass Patienten wie auch das Personal in Gesundheitseinrichtungen mittlerweile verstärkt vorsorglich getestet werden. Dadurch sei die Anzahl der Proben stark nach oben gegangen, obwohl sich das Virus in Deutschland mittlerweile deutlich langsamer verbreitet als zu Beginn der Pandemie und es weniger Neuinfizierte gibt. Probleme bereiten Wiegel zufolge außerdem immer wieder Lieferschwierigkeiten bei verschiedenen Materialien, die für die Auswertung notwendig sind.

Corona: Wie viele Tests die Labore in Unterfranken schaffen

Auch am Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg kam es bereits zu Materialengpässen. "Insbesondere Ende März und im April war die Versorgungssituation mit Testreagenzien zum Teil sehr schwierig", sagt Virologe Dr. Benedikt Weißbrich. Dank unterschiedlicher Testplattformen sei dies allerdings nicht so stark ins Gewicht gefallen wie anderswo. Momentan sei auch sein Labor zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet, sagt Weißbrich und führt dies unter anderem auf großangelegte Tests bei Krankenhausmitarbeitern sowie Patienten zurück.

Ungleiche Verteilung der Proben

Die Regierung von Unterfranken geht für die Region von einer maximalen Gesamtkapazität von mehr als 2500 Tests pro Tag aus. "Diese Kapazität wird aufgrund der geringen Infektionszahlen derzeit sicherlich bei weitem nicht ausgenutzt", so Sprecher Johannes Hardenacke mit. Doch wo sind die freien Kapazitäten? Darüber könne die Behörde keine Angaben machen, so Hardenacke. Auch beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sind keine regionalen Daten dazu zu bekommen. 

Ein Labor, das nicht am Limit arbeitet, ist in Wildflecken (Lkr. Bad Kissingen) das Privatlabor Rosler. Es war im März einem Aufruf der Regierung von Unterfranken gefolgt, in die Auswertung von Corona-Tests einzusteigen und andere Labore damit zu entlasten. "Wir untersuchen aktuell 100 bis 110 Abstriche am Tag, bis zu 500 an einem Tag wären aber kein Problem", sagt Inhaber Dr. Eduard Rosler. Es scheine an Koordination und Kommunikation zu mangeln. Rosler zufolge schicken viele Ärzte ihre Proben einfach an das Labor, mit dem sie auch sonst zusammenarbeiten. Die meisten wüssten gar nicht, welche anderen Labore ebenfalls Coronavirus-Tests auswerten, so der Laborarzt. So könne es zu Überlastungen kommen.

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie Würzburg würde gerne einen Teil der Abstriche weitergeben, damit diese anderswo zügig bearbeitet werden können. Allerdings, sagt Ralf Krajewski, fehle eine Anlaufstelle, die Auskunft geben könne, welche Labore aktuell Kapazitäten frei haben. Sein Labor hab glücklicherweise die Möglichkeit, bei Freiräumen in der Uni-Virologie Abstriche dorthin zum Test zu schicken. 

 
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