Am 1. Oktober teilte die Stadt Würzburg mit, dass die verschärften Corona-Beschränkungen wegfallen. Damit gelten in Würzburg wieder die bayernweiten Corona-Regeln. Nur nicht für die Schulen in Stadt und Landkreis Würzburg. Die Maskenpflicht im Unterricht wird erst einmal fortgeführt.
Trotz Lockerung gilt für Schulen Warnstufe gelb
Johann Löw, Leiter des Gesundheitsamtes für Stadt und Landkreis Würzburg, begründet die "befristete Vorsichtsmaßnahme" mit dem Schutz der Schüler, aber auch der Gesellschaft. Um den Präsenzunterricht weiterhin aufrecht zu erhalten und nicht die Eskalationsstufe rot zu erreichen, heißt es in einer Pressemitteilung des Gesundheitsamtes. "Dank der Maskenpflicht kam es innerhalb der Einrichtungen zu keiner weiteren Verbreitung", so Löw.
Am Freitag lag die 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner für die Stadt Würzburg bei 28,15; für den Landkreis bei 12,98. Nach dem bayernweit gültigen Drei-Stufen-Plan ist also alles wieder im grünen Bereich und die Maskenpflicht im Unterricht könnte jetzt bereits wegfallen. Aber Löw sieht das für Stadt und Landkreis Würzburg noch anders. "Sollten die Infektionszahlen stabil unter dem bayerischen Signalwert von 35 liegen, können Schulen und Kitas wieder auf grün gestellt werden", erklärt er und ergänzt: "Entgegen laufender Meldungen – vor allem in den sozialen Medien – gibt es aktuell keinerlei medizinische Erkenntnisse, dass das Tragen von Masken gesundheitsschädlich ist."
Gegenstimmen Eltern und Kinder
Viele Eltern haben für die bestehende Maskenpflicht im Unterricht aber kein Verständnis mehr. Sie kritisieren vor allem das Vorgehen des örtlichen Gesundheitsamtes, wie die Mutter einer Schülerin des Siebold-Gymnasiums in Würzburg: "Wir haben doch den Drei-Stufen-Plan des Ministeriums, an dem es nichts zu rütteln gibt. Warum geht die Stadt da ihren eigenen Weg? Überall gibt es Lockerungen: in Bars und an an der Alten Mainbrücke. An langen Tagen trägt meine Tochter zehn Stunden lang Maske, kommt mit Übelkeit und Kopfschmerzen nach Hause, trinkt einen Energydrink und lernt weiter. Der Schulstoff wird ja auch nicht weniger."
Die Maskenpflicht habe auch Auswirkungen auf den Unterrichtsablauf und die Konzentration der Schüler, berichtet eine Lehrerin aus Würzburg, die fünfte und sechste Klassen unterrichtet. "Mittlerweile gibt es mindestens einen Schüler, der sich hinlegen will, weil ihm übel ist oder er Kopfschmerzen hat."
Das sagen Schüler zur Verlängerung der Maskenpflicht
Klagen über den Masken-Zwang im Unterricht kommen auch von vielen Schülern. Sie führen körperliche Beschwerden an, stöhnen über kalte Räume und die eingeschränkte Kommunikation.
"Ich finde das Masketragen blöd, weil ich im Unterricht oft Kopfschmerzen habe und schlecht Luft bekomme, auch wenn das Fenster aufgemacht wird. Ich würde auch gerne wieder ohne Maske Sport machen", sagt ein Sechstklässler des Röntgen-Gymnasiums.
Das permanente Masketragen macht auch einer 16-jährigen Schülerin am Siebold-Gymnasium zu schaffen: "Die Maske ist nicht eng, aber tut am Kopf weh, das haben auch schon Lehrer gesagt. Im Sportunterricht immer Maske zu tragen, ist extrem anstrengend. Bei Tanz und Gymnastik werden die Abstände ja eingehalten und wir müssen trotzdem die Maske tragen. Ich finde eine Verlängerung einfach nur unfair, die Stadt zögert es hinaus und eine Begründung gibt es nicht. Gefühlt darf man wieder alles machen, nur wir Schüler müssen die Maske weiter tragen."
Ungerecht, findet das auch ihre Freundin, die ebenfalls das Siebold Gymnasium besucht: "Es stört mich, dass wir uns gegenseitig nicht richtig ins Gesicht schauen können, auch den Lehrern nicht. Die Lehrer müssen schon schreien, um verstanden zu werden. Das finden auch sie anstrengend. Bei Vorträgen müssen wir auch mit Abstand vor der Klasse stehen und Maske tragen. Die Maske ist nicht toll, aber die Ungerechtigkeit finde ich viel schlimmer. In Kitzingen tragen die Schüler keine Maske mehr, aber wir schon. Sollte die Inzidenz wieder ansteigen, können wir die Maske ja wieder tragen, aber so macht es keinen Sinn." Auch der Durchzug beim Lüften sei schlimm, sagt die Schülerin. "Manche Lehrer lüften stoßweise, andere haben während der Doppelstunde immer Tür und Fenster offen. Da erfriert man."
Ganz anders ein Neuntklässler aus der Montessori-Schule, er hat sich mit der Maske arrangiert: "Als die Maskenpflicht eingeführt wurde, habe ich es mir schlimmer vorgestellt. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und komme ganz gut damit klar. Manchmal nervt die Maske aber schon. Wir hatten heute zum Beispiel eine Präsentation in Englisch, bei der wir Masken tragen mussten. Dabei ist es dann schwieriger, die anderen zu verstehen. Es gibt auch insgesamt drei Schüler an der Schule, die wegen Atemproblemen keine Maske tragen können. Da müssen wir dann immer besonders darauf achten, Abstand zu halten."
Eltern-Demo vor dem Gesundheitsamt
Weil das Würzburger Gesundheitsamt weiterhin auf Maskenpflicht im Unterricht besteht, haben am Freitag etwa 45 Menschen vor dem Landratsamt in der Zeppelinstraße spontan demonstriert. Organisiert wurde die Demo von der Bürgerinitiative "Eltern stehen auf".
"Unsere Kinder sind keine Superspreader" und "Infizierte sind keine Erkrankten" steht auf den Plakaten. Eltern erzählen von den Beschwerden ihrer Kinder - von Kopfschmerzen, Übelkeit oder Ohnmacht ist die Rede. Die Maskenpflicht empfinden sie als "Nötigung" und die Verlängerung als eine "Unverhältnismäßigkeit". Viele der Eltern wollen die Gründe für die verlängerte Maskenpflicht erfahren.
Wie Landrat Thomas Eberth die verlängerte Maskenpflicht erklärt
Landrat Thomas Eberth versucht es zu erklären: "Auf die Schule haben wir ganz besonderes Augenmerk, weil Schule eine Verpflichtung ist. Ob ich in die Kneipe oder auf die Alte Mainbrücke gehe, das wäge ich persönlich ab und kann es selber entscheiden." Gerade in Klassenräumen aber, wo Abstände nicht eingehalten werden können, müssten Infektionen über Maske, Distanz und Hygiene verhindert werden.
Einige Eltern halten mit Kommentaren dagegen: "Wenn ich doch Abstand halte, wieso müssen die Kinder dann auf dem Sportplatz noch Maske tragen", fragt eine Mutter.
Eine andere Mutter erzählt vom Tagesablauf ihres Sohnes, der das Friedrich-König-Gymnasium besucht: "Von halb sieben bis halb fünf muss er Maske tragen. In welchem Beruf ist es erlaubt die Maske zehn Stunden und mehr zu tragen?"
Die Mutter eines elfjährigen Schülers der Waldorfschule Würzburg beklagt die fehlende Aufklärung: "Ich trage natürlich eine Maske, ich kann das auch einordnen. Aber die Kinder können es eben nicht einordnen und es wurde ihnen nicht erklärt, dass sie müde werden oder Kopfschmerzen bekommen können. Mein Sohn musste im Sommer am Sportplatz mit Maske Fußball spielen."
Über Stufe grün wird noch entschieden
Am Ende fordert die Sprecherin von "Eltern stehen auf", sich der Schulpflicht zu widersetzen. Eine Ansage, die nicht alle Eltern unterstützen wollen.
Ende nächster Woche will das Gesundheitsamt erneut darüber entscheiden, ob die Maskenpflicht im Unterricht an den Schulen aufgehoben wird oder nicht.
Wenn es wirklich so schlimm ist, dann bemüht euch um Alternativen ! Sammelt Geld für hocheffiziente HAPA-Luftfilter oder spendet Sie gleich selbst.., aber 400 Eur ( pro Klassenzimmer) wären ja nur wahrscheinlich zuviel selbst für die Gesundheit des eigenen Kindes...
sondern weil es Sinn macht..O-Ton...
sie müssen sie ja auch sicher noch die nächsten Jahre tragen...O-Ton!
ich denk die Jugend hat mehr begriffen wie man ihnen zutraut...
und meine Kinder würden mir was erzählen wenn ich demonstrieren würde!
das wäre genauso peinlich
wie sie mit dem Heli in die Schule zu fliegen
Wie allerdings Eltern ein Stückchen Stoff zum größten Opfer der Menschheitsgeschichte hochstilisieren will mir nicht in den Kopf. Das bisschen Rücksicht wird man noch von jedem erwarten können. Ja, auch mich und meine Kinder nervt das Teil. Aber wenn es nur einen schweren Krankheitsverlauf eines Menschen verhindert hat, hat es sich schon gelohnt. Und wenn es nichts bewirkt, habe ich mir auch keinen Zacken aus der Krone gebrochen. Mit etwas mehr Leichtigkeit an die Dinge herangehen …
Meine Söhne und Ihre Klassenkameraden nehmen die Maske schulterzuckend als nervendes Übel in Kauf. Sie verhalten sich damit verantwortungsvoller als die kleine Ansammlung vor dem Gesundheitsamt (von denen man das jedoch eigentlich eher erwarten können sollte).
Ich frage mich, was diese Berufsempörer machen, wenn es mal richtig ernst wird …