Die Leinwände sind noch immer farblos, die Lautsprecher noch immer stumm. Es weht kein Duft von Popcorn durch die Räume, und kein Mensch beschwert sich über das laute Schmatzen seines Sitznachbars im Saal. Die Kinos sind leer. Noch immer. Und schon wieder. Am 16. März 2020 beschloss die Bundesregierung wegen der Corona-Pandemie den Lockdown und damit auch die sofortige Schließung der Kinos. Ein Jahr später sind die Kinos wieder zu, und hinter den Betreibern liegt ein Jahr voller Unsicherheit und Ängsten. Auch in Würzburg herrscht gedrückte Stimmung.
Forderung nach bundesweitem Öffnungstermin
"Im Moment geht es erst einmal darum, die dritte Welle hinter uns zu bringen", sagt Thomas Schöneborn, Geschäftsführer des Kinos Central im Bürgerbräu. Wichtig seien ihm die genauen Rahmenbedingungen, unter denen er öffnen darf. "Ohne diese im Detail zu kennen, ist eine Planung kaum möglich." Mit den Hygieneauflagen wie im Sommer 2020 sei jedenfalls ein wirtschaftlicher Spielbetrieb kalkulatorisch ausgeschlossen. Hier wäre eine weitere finanzielle Unterstützung durch den Staat notwendig.
Schöneborn, der sich derzeit wie alle Mitarbeitenden aus der Verwaltung des Kinos in Kurzarbeit befindet, fordert einen bundesweiten Öffnungstermin. "Ansonsten werden keine neuen Filme an den Start gebracht." Eine Öffnung nur in Würzburg ergebe seiner Meinung nach allenfalls für ein Modellprojekt mit reduzierten Vorstellungen Sinn. Er freut sich darauf, irgendwann wieder einen Normalbetrieb im Kino zu erleben. "Das letzte Jahr war kein normales Jahr", erzählt er. "Fünf Monate Schließung und ein Sommer mit stark beschränkter Auslastung. Wir haben unter den gegebenen Umständen versucht, ein interessantes Programm zu gestalten."
Das Central habe die sogenannte Kino-Anlaufhilfe sowie November- und Dezemberhilfe vom Staat erhalten und hält sich hierdurch momentan über Wasser. "Finanziell werden die ersten Wochen nach der Öffnung sicher die anspruchsvollsten. Man spürt aber, dass die Zuschauer hungrig nach Kultur sind." Deshalb ist sich Schöneborn sicher, dass die Zuschauer wieder ins Kino gehen werden. Wann dies wieder möglich sein wird, darüber möchte er keine Prognose mehr abgeben, "weil sie meist von der Wirklichkeit überholt wird."
Cinemaxx: Kino ist relevant und wichtig
Dass Kino außerhalb der Pandemie im Trend liegt, weiß Ingrid Breul-Husar. Auch die Pressesprecherin der Cinemaxx-Gruppe sieht die Planungsunsicherheit, vor der Kinobetreiber und Filmverleiher derzeit stehen, als größte Herausforderung. Die aktuelle Situation mit Blick auf die lokalen Inzidenzwerte sei zu dynamisch, als dass deutschlandweit ein stetiger Kinobetrieb geboten werden könne. "Nur, wenn tatsächlich nahezu alle Kinos auf dem Markt geöffnet sind, wird es auch möglich sein, ein breites Angebot an neuen Filmen zu präsentieren", sagt sie auf Anfrage dieser Redaktion.
Das Rekordjahr 2019 zeige, wie wichtig das Kinoerlebnis und die Magie der großen Leinwand für Menschen in ganz Europa sei. Nach dem ersten Lockdown hätten die Zuständigen gesehen, dass die Leute zurück in die Kinos kamen. Breul-Husar ist zuversichtlich: "Mehr denn je sehnen sich die Menschen danach, wieder Freizeitaktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände nachzugehen, sobald es möglich ist." 2021 biete zudem eine prallvolle Filmstartliste mit einem "fantastischen Line-Up, das für jeden Geschmack etwas parat hält."
Kurzarbeit für Mitarbeitende der Cinemaxx-Gruppe
Aufgrund der Kinoschließungen musste auch die Cinemaxx-Gruppe für die Mitarbeitenden in den Kinos und teilweise auch in der Zentrale Kurzarbeit anmelden. Wie das Central im Bürgerbräu haben auch sie die möglichen Unterstützungsgelder beantragt.
Wie die Lage beim Programmkino Casblanca in Ochsenfurt derzeit ist, war für diese Redaktion nicht herauszufinden. Die beiden Betreiber, Gert Dobner und Hannes Tietze, waren weder telefonisch noch per Mail zu erreichen.