In diesem Jahr war alles anders. Anstatt tausende Besucher im Würzburger Central Kino willkommen zu heißen, verwandelte sich das Internationale Filmwochenende heuer in ein reines Online-Festival. Keine langen Schlangen also, keine Wartezeiten und keine ausverkauften Vorstellungen. Doch wie die vergangenen Jahre auch, stand eines 2021 im Vordergrund: Die Filme. Und allesamt bewegten sich diese wie immer abseits des Mainstreams. Ist der Plan des Digital-Filmwochenendes aufgegangen?
5000 Abrufe auf der Streamingplattform
Bis 0 Uhr in der Nacht auf Donnerstag wurde tüchtig gestreamt, sodass die Filminitiative über 5000 Aufrufe verzeichnen kann. "Das ist für uns ein Riesenerfolg, bedenkt man auch, dass die Streaming-Tickets nicht an eine Zuschauerzahl gebunden waren, also damit auch eifrig gemeinsam geschaut wurde", gibt sich Vorstand Thomas Schulz hocherfreut. Ein Indiz hierfür sei auch der hohe Anteil an Soli-Tickets. Für vier Euro zusätzlich zum normalen Ticket konnte man die Filminitiative weiter unterstützen. "Wir weigerten uns im Vorfeld, auch nur ein grobes Ziel zu formulieren. Trotzdem wurden damit alle vagen Vorstellungen übertroffen", ergänzt Vorstandskollege Christian Molk.
Wie auch in den Nicht-Corona-Jahren gab es 2021 wieder einen Film-Wettbewerb. Abstimmen konnten die Festival-"Gäste" nachdem sie den Film gesehen haben. Den mit 2500 Euro dotierten Preis im Spielfilmwettbewerb des Festivals gewann "Winterreise" von Anders Østergaard und Erzsébet Rácz. "Wir freuen uns sehr, dass unser Film den Publikumspreis bekommen hat. Umso mehr, weil es in diesen Zeiten nicht ganz einfach ist, die Reichweite eines Filmes, an dem man mehrere Jahre gearbeitet hat, nachzuempfinden", wird Co-Regisseurin Erzsebet Racz in einer Pressemitteilung des Filmwochenendes zitiert.
Technisch gut verlaufen
Den Dokumentarfilmpreis gewann "Was tun" von Michael Kranz, ein Film über eine junge Zwangsprostituierte aus Bangladesch. "Das freut uns besonders, da Michael Kranz ein junger Filmemacher ist. Sein Film könnte persönlicher nicht sein, geht es darin doch um seine Gewissensbisse und Machtlosigkeit, die er fühlt, als er sich selbst vor Ort mit den Bedingungen von Zwangsprostituierten in Bangladesch auseinandersetzt", so Thomas Schulz.
Im Kurzfilmwettbewerb gefiel den Zuschauern "María" von Zoé Salicrup-Junco am besten. Der Film erzählt von den verheerenden Folgen, die ein Hurricane auf die psychische Gesundheit der Menschen haben kann. "Ein wirklich starker, weil hochsensibler Kurzfilm", ist Vorstandsmitglied Vivi Bogumil der Meinung.
Obwohl die 47. Ausgabe des Filmwochenende laut Filminitiative "dank eines kompetenten Teams um Sebastian Goll und Philipp Pelchmann" auch technisch gut verlief, hofft Bogumil: "Das diesjährige FiWo soll in seiner digitalen Form eine Ausnahme bleiben. Wir wollen zurück ins Kino, und wir wollen unser Publikum wieder vor Ort begrüßen können." Ob es in Zukunft eine Streamingmöglichkeit geben wird, muss das Team der Filminitative Würzburg erst noch diskutieren – vor allem in Anbetracht des Mehraufwandes, der ein dann zweigleisiges Festival mitbringen würde.
Sind die Menschen - alternative Kinomenschen vielleicht nicht? - doch oft geneigt, die Billig-Variante "auszunutzen". Wir waren zweimal am soli-streamen. Hat uns gut gefallen!