Coronaviren übertragen sich hauptsächlich über die Tröpfcheninfektion. In der Bevölkerung geht jedoch die Befürchtung um, dass allein schon der Griff zur Türklinke, über Bargeld oder sogar Zeitungen ausreicht, um sich das Virus einzufangen. Professor Carsten Scheller vom Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg informiert.
Muss ich Angst haben, mich über Türklinken, Haltegriffen in Bus und Straßenbahn, Bargeld, Zeitungen oder Artikel im Supermarkt anzustecken?
Wenn jemand, der gerade mit dem Coronavirus infiziert ist, in seine Hand hustet oder niest, und unmittelbar danach einen Gegenstand berührt, dann werden einige der Viren natürlich auch auf den Gegenstand übertragen. Theoretisch könnte man sich dann natürlich auch infizieren, wenn man unmittelbar danach diesen Gegenstand berührt und sich mit der Hand ins Gesicht reibt. Es ist deshalb sinnvoll, sich die Hände zu waschen, wenn wir von unterwegs nach Hause kommen. Wichtig ist aber, dass wir keine falschen Prioritäten setzen: Der Türgriff im Geschäft oder der Haltegriff im Bus sind nicht unser Problem. Bargeld, Zeitungen und Supermarktartikel erst recht nicht. Entscheidend bei Coronaviren ist die Übertragung durch Tröpfchen, die jemand in unserer unmittelbaren Umgebung ausatmet und die wir dann einatmen.
Was ist bei der Übertragung durch Tröpfchen zu beachten?
Coronaviren werden hauptsächlich per Tröpfcheninfektion übertragen. Das bedeutet, dass Coronaviren in kleinen Tröpfchen enthalten sind, die wir aushusten, ausniesen oder ausatmen. Diese Tröpfchen sinken relativ schnell zu Boden und sie verbreiten sich nicht viel weiter als einen, maximal zwei Meter. Deshalb kann man sich sehr gut vor Ansteckung schützen, wenn man Abstand von anderen Leuten hält. Wenn man selbst Erkältungssymptome hat, kann das Tragen einer Maske oder eines Halstuches vor dem Mund die Menge an Tröpfchen verringern, die wir ausatmen. Damit sinkt auch das Risiko, andere Menschen anzustecken.
Textilien wie Halstücher vor dem Mund sind also auch kein Problem?
Textilien könnten theoretisch auch das Virus übertragen, wenn auf ihnen genügend infektiöses Material enthalten ist. Coronaviren sind jedoch nicht sehr stabil, wenn sie den Körper erst einmal verlassen haben, und gehen auf trockenen Oberflächen und Gegenständen schnell zu Grunde. Textilien und Gegenstände spielen bei der Übertragung des Virus deshalb nur eine untergeordnete Rolle.
Wie lange sind Coronaviren auf Gegenständen infektös?
In den letzten Tagen ist in vielen Medien über eine Studie berichtet worden, die zu dem Schluss kommt, dass Coronaviren mehrere Tage lang auf Gegenständen überdauern können. Man muss dazu allerdings wissen, dass in dieser Studie lediglich der genetische Fingerabdruck des Virus für mehrere Tage nachgewiesen wurde; über die Infektiosität sagt diese Studie aber nichts aus. Coronaviren sind so ähnlich wie Seifenblasen aufgebaut. Sie tragen eine Hülle, die sehr empfindlich ist. Außerhalb der ausgeatmeten Tröpfchen trocknen sie sehr schnell ein und sind dann nicht mehr infektiös. Die Überreste des Virus lassen sich dann zwar noch lange als genetischer Fingerabdruck nachweisen, das Virus selbst ist aber schon längst zerstört und nicht mehr gefährlich
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In meiner Familie leben Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Was kann ich tun, um sie zu schützen?
Zu den Menschen, für die eine Infektion mit dem Coronavirus gefährlich werden kann, gehören ältere Menschen. Eine ganz griffige Grenze, die man hier ziehen kann, ist zum Beispiel das Rentenalter. Allerdings ist es natürlich so, dass hier insbesondere die sehr alten Menschen besonders gefährdet sind, also die Oma oder der Opa mit 80 Jahren und älter. Diese Menschen müssen jetzt besonders geschützt werden. Wir sollten jetzt die Einkäufe für sie erledigen, damit sie möglichst wenig in die Öffentlichkeit müssen. Wenn wir vom Einkauf oder der Arbeit nach Hause kommen, sollten wir uns gründlich mit Seife die Hände waschen. Wenn wir selbst Symptome einer Erkältung haben, sollten wir versuchen, so viel Abstand wie möglich von den anderen Familienmitgliedern zu halten und uns häufig die Hände waschen. Auch das Tragen einer Schutzmaske oder eines Tuches vor dem Mund kann in so einer Situation sinnvoll sein.
Viele Menschen haben jetzt Angst. Es gibt bei uns erste Corona-Todesfälle. Wie sollten wir mit dieser Angst umgehen?
Gegen Angst hilft am besten Information und richtiges Handeln. Und es ist gut, dass wir uns auch darüber im Klaren sind, dass unser Gesundheitssystem ein anderes ist als das in Italien oder Spanien. Wir haben sehr viel mehr Intensivbetten pro Kopf zur Verfügung und auch die Überwachung der Epidemie und damit die Erkennung von Menschen mit Infektion ist bei uns viel besser als in anderen Ländern. Alle Kliniken in Deutschland bereiten sich zurzeit auf die Aufnahme von Patienten vor, damit sie optimal versorgt werden können.
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Wie sieht es mit den Todesfällen durch Influenza aus?
An der jährlich auftretenden Influenza-Grippe sind in diesem Winter in Deutschland bisher 247 Menschen verstorben. Im Winter 2019 waren es laborbestätigt 954 Menschen, 2018 waren es 1674 Menschen und im Jahr 2017 waren es 722 Menschen. Von diesen Zahlen sind wir momentan noch sehr weit entfernt und die von der Regierung und den Gesundheitsbehörden beschlossenen Maßnahmen haben zum Ziel, dass das auch so bleibt. Jetzt ist es unsere Aufgabe, dabei mitzuhelfen, dass die beschlossenen Maßnahmen auch möglichst effektiv umgesetzt werden.
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Allerdings sind mir im Alltag ein paar Dinge aufgefallen, die ich für nicht ganz unbedenklich halte und mir nicht im Klaren darüber bin, wie hoch das Risiko einer Infektion ist: Wenn Gemüse oder Kräuter im Laden feucht gehalten werden und von Kreti und Pleti in die Hand genommen oder recht nah beschnuppert und wieder zurückgelegt werden (ja, das gibt es immer noch!), wie sieht es denn da mit der Überlebenschance der Viren aus? Und wie war das denn, als noch vor einer Woche in der Gastronomie Gläser z. Tl. nur durch das kalte Spülbecken gezogen wurden?
Wir müssten alle längst tot sein.
Ich dachte, es hätte sich längst herumgesprochen, daß Corona-Infektionen anders verlaufen als eine ganz normale Grippewelle... Was dein letzter Satz soll weiß ich nicht, ich finde ihn aber ziemlich geistlos.
Ich weiß zwar nicht, wie Sie mit ihrem Salat umgehen, aber ich wasche den meinen nicht mit Seife und heißem Wasser, insofern finde ich meine Frage nicht ganz unberechtigt. iIch warte übrigens auch nicht drei Tage, bis er strohtrocken, grau und welk ist.