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Zellerau
Corona-Teststation: Stundenlange Wartezeiten in der Sonne
Mit einem solchen Andrang auf die Corona-Teststrecke auf der Würzburger Talavera hatte niemand gerechnet. Was die Verantwortlichen sagen.
Verkehrschaos am Montagmittag rund um die Talavera in Würzburg. Hunderte Menschen kamen zu Fuß oder mit dem Auto um einen Covid 19 Test machen zu lassen.
Foto: Christoph Weiß | Verkehrschaos am Montagmittag rund um die Talavera in Würzburg. Hunderte Menschen kamen zu Fuß oder mit dem Auto um einen Covid 19 Test machen zu lassen.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:40 Uhr

Wenn man nicht wüsste, dass Montag ist und Mitte September, könnte man glauben, dass Kiliani eröffnet wird. In der Dreikronenstraße stauen sich kurz vor 14 Uhr die Autos bis zur Alten Mainbrücke zurück, in der Mainaustraße stehen sie bis zur Firma Götz, berichtet ein Feuerwehrmann.

Auch fußläufig versuchen viele Menschen, meist jüngere, das Corona-Testzentrum auf der Talavera zu erreichen. Sie stehen vom Fußgängerüberweg an der Brücke der Deutschen Einheit die Georg-Eydelstraße hoch bis zur Einmündung der Fasbenderstraße, dort biegt die Schlange links ab Richtung Talaveraparkplatz, um dort noch einmal die halbe Strecke zurück bis zum Eingang des Testzentrums zu reichen.

Hier haben viele offensichtlich mit einer längeren Wartezeit gerechnet, haben Bücher dabei oder sitzen im Klappstuhl auf dem Gehweg und warten, dass es weiter geht. Die anderen sitzen in ihren Autos und schmoren in der Septembersonne, buchstäblich. Zwei Feuerwehrleute in orangen Westen laufen mit Wasserkartons herum und verteilen das kühle Nass, derweil junge Männer in Bundeswehr-Tarnkleidung mit Mundschutz die Wartenden einweisen.

"Hier auf der Talavera wurden wir buchstäblich überrannt."
Paul Justice - Gesundheitsamt Würzburg

Janine Kirchgässner und Clara Seitz haben Glück, sie sind dran. Zwei Stunden standen sie in der Schlange, berichten die jungen Frauen. "Wir sind Freitag aus dem Urlaub zurückgekehrt und wollen uns jetzt testen lassen", erklären sie und verschwinden Richtung Teststrecke.

Ein Stückchen weiter hinten stehen Anton Glüer und Marika Sturmfels. "Ich mache ein Schulpraktikum und ein anderer Praktikant hat sich angesteckt, jetzt müssen wir uns alle testen lassen", sagt er. "Ich bin seine Freundin, wenn er es hat, habe ich es auch", sagt sie. Auch die beiden stehen bereits seit zwei Stunden in der Sonne, können aber absehen, dass es nicht mehr lange dauern wird.

Drei Stunden Wartezeit sind keine Seltenheit

Auf der anderen Seite in der Autoschlange steht der Lengfelder Thomas Heilig und kocht auf seinem Motorroller vor sich in. "Um 11 Uhr habe ich mich in der Fahrzeugschlange von der Fasbenderstraße her angestellt", sagt er. "Eine Autolänge ging's voran, dann kam jemand und hat gesagt, die Schlange wird aufgelöst, wir müssen uns alle auf der anderen Seite ganz hinten noch einmal anstellen. Jetzt stehe ich seit drei Stunden hier", schimpft er. Gott sei Dank wird er wohl nicht mehr lange warten müssen, denn auch er kann schon die Teststation sehen, im Gegensatz zu all den anderen, die davon noch weit entfernt sind.

Clara Seitz (links) und Janine Kirchgässner warteten zwei Stunden.
Foto: Christoph Weiß | Clara Seitz (links) und Janine Kirchgässner warteten zwei Stunden.

"Hier auf der Talavera sind wir buchstäblich überrannt worden, das muss man ganz offen sagen", gesteht Paul Justice, zuständig für das Testmanagement in Stadt und Landkreis Würzburg, der selbst vor Ort war. "Das hat wohl auch mit der besonderen Situation in Würzburg zu tun", glaubt er. Die Stadt liegt am Sonntag mit einem Inzidenzwert von 69,60 bundesweit an der Spitze. Zeitgleich wurden an der Teststrecke am Dallenbergparkplatz ja auch noch einmal rund 200o Personen verschiedener Schulen wie der Clara-Oppenheimer-Schule und dem Röntgengymnasium samt Geschwisterkinder und Elternteile getestet.

Viele besorgte Bürger stehen an  

Auf der Talavera habe man am Freitag 749 Personen getestet, für Montag sei man von rund 870 Tests ausgegangen, was dem bayerischen Testkonzept für die tägliche Testung für Stadt und Landkreis Würzburg entspreche. "Ich gehe davon aus, dass es heute deutlich mehr werden. Wir schicken aber auch niemanden nach Hause, der sich jetzt angestellt hat", versichert Justice. "Hier kann sich jeder bayerische Bürger testen lassen, auch ohne Zuweisung durch das Gesundheitsamt oder den Hausarzt", betont er. "Der Großteil derer, die hier anstehen, sind besorgte Bürger, entweder wegen der aktuellen Zahlen oder, weil in ihrem Umfeld jemand positiv getestet worden ist."

Der Lengfelder Thomas Heilig musste über drei Stunden warten.
Foto: Christoph Weiß | Der Lengfelder Thomas Heilig musste über drei Stunden warten.

Schon um elf Uhr habe es eine Riesenschlange gegeben."Wir haben dann von der Berufsfeuerwehr noch zusätzliche Leute bekommen", berichtet er. "Wir identifizieren in der Schlange auch vulnerable Personen, also zum Beispiel alte Menschen oder Schwangere, die ziehen wir vor, damit sie nicht in der Hitze stehe müssen. Wir haben auf vier Registrierstellen erweitert, das ist nämlich der Flaschenhals. Wir informieren die Leute, dass es bis zu drei Stunden dauern kann, aber die bleiben geduldig stehen", sagt er.

Ab Mittwoch wird nur noch mit Termin getestet

"Doch lange wird es solche Schlangen nicht mehr geben", hofft Justice. Denn ab Mittwoch benötigt jeder, der sich auf der Talavera testen lassen möchte, einen festen Termin. Diesen gibt es ab sofort online unter www.testzentrum-wuerzburg.de. Wer diesen Termin nicht online buchen kann oder möchte, kann dies ab diesem Dienstag, 15. September, 8 Uhr, auch telefonisch tun. Die Nummer: 0800 20 19444.

 
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  • D. E.
    Wie dumm muss man eigentlich sein und sich stundenlang - kennt man sonst nur bei einem neuen iPhone von Apple - für einen Test auf Corona anzustellen? Möchte nicht Wissen wieviel Infizierte in der Warteschlange stehen und andere infiziert haben. Da kann man sich in ein paar Tagen gleich wieder anstellen.

    Macht einfach einen Termin bei eurem Hausarzt für den Test. Schnell und sicher.
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  • H. S.
    Wenn man irgendwo stundenlang warten muss, hätte ein findiger Unternehmer spätestens am nächsten Tag eine Bratwurst- und Getränkebude aufgestellt. Oder müsste man dann wieder vor der Bratwurstbude Schlange stehen und die andere Schlange verlassen?
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Mit den Tests werden die Leute in eine falsche Sicherheit gebracht. Wie immer wenn Behörden etwas planen sind diese überfordert, da meistens nur Theoretiker am Werke sind.
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  • M. F.
    Wer lesen und rechnen kann, ist glatt im Vorteil. Schon mal drüber nachgedacht, dass mittlerweile 8 Würzburger Schulen betroffen sind mit einzelnen Infektionen der Schüler und Lehrer? Zum Teil wurden nur Klassen in Quarantäne geschickt und zu einem 2maligen Corona-Test in eben diese Teststrecke bestellt. Wenn dann 1 Schule komplett dicht macht, schnellen die Zahlen der betroffenen Personen logisch in die Höhe. Dass das nach nur einer Woche Schulbeginn "sehenden Auges " passiert, war abzusehen. Wo die Verantwortung dafür liegt, steht auf einem anderen Blatt.
    Freiwillig stellt man sich samstags oder montags bei Traumwetter aber bestimmt nicht auf die Schotterpiste der Talavera! Aber aus Verantwortung seinen Kollegen, Mitarbeitern, Familienmitgliedern gegenüber. Und so kommen ganz schnell pro betroffenem Schüler, der zum Test geschickt wurde- oder Lehrer - noch 2 oder 3 Familienmitglieder dazu. Auch wenn man selbst nicht in Urlaub war....
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  • P. R.
    Diese anhaltslosen Tests sind ein Armutszeugnis der Staatsregierung mit dem sie zu verschleieren versucht, dass die sog. "Pandemie" bei weitem nicht eingetreten ist und man jetzt die Maßnahmen rechtfertigen muss!
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  • A. B.
    Glauben sie ihr Gerede wirklich - Na dann denken sie einmal nach ... warum ist DIE Pandemie nicht eingetreten? Für Scharfdenker wie sie: Maßnahmen der Staatsregierung und vor allem das vorbildliche Verhalten der >Bevölkerung haben schlimmeres verhindert! Kann natürlich sein, dass sie den Unterschied von Ursache und wirkung nicht kennen.
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  • J. G.
    Dass sich alle einfach so testen lassen, halte ich nicht für sinnvoll. Hier werden einfach Testkapazitäten verschleudert und bringt die Labore an ihre Kapazitätsgrenzen. Man sollte doch in erster Linie denen den Vortritt lassen, die neben behördlicher Anordnung in einem Risikogebiet waren (nein, Österreich oder Italien gehört nicht dazu!) oder zu einer Risikogruppe gehören. Alle, die just for fun sich testen lassen, blockieren damit die anderen, die es nötiger hätten. Es wird Zeit, dass die kostenlosen Tests für alle abgeschafft werden bzw. künftig nur für die kostenlos bleiben, die nachweislich einen Grund für den Test haben.
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  • R. D.
    Viele waren im Ausland in Urlaub, vielleicht sogar in Risikogebieten, waren auf Familienfesten und Partys, haben sich in Parks, an der Mainpromenade, an der alten Mainbrücke,... In den Massen gebadet. Nun nutzen sie die in Bayern verfügbaren und kostenlosen Testmöglichkeiten und Jammern trotzdem nur rum. Man sollte sich mal entscheiden was für einen wichtiger ist und welche Risiken man eingehen will. Und dann eben auch die Konsequenzen tragen.
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    Wer zu spät kommt,den bestraft das Leben! Für eigenes Unvermögen nicht andere schuldig sprechen!
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  • H. F.
    Kaum zu glauben, dass es so viele Menschen gibt, die sich testen lassen. Waren alle im Urlaub, oder sind auch ein paar Hypochonder dabei, die bei den unsicheren Tests die Statistik nach oben treiben?
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  • D. G.
    Erstmal vielen Dank an all die besorgten Würzburger Bürger, die einfach mal so just for fun wissen möchten, ob sie positiv oder negativ sind. Mein zweiter Dank geht an Herrn Söder, der auch noch vor Stolz platzt, dass Bayern das einzige Bundesland ist, wo sich jeder, auch ohne den geringsten Verdacht, testen lassen kann. Warum ich mich so aufrege? Ich habe am vergangenen Freitag einen Corona-Test bei meinem Hausarzt machen lassen und man versicherte mir, dass das Ergebnis am Montag da sei. War es aber nicht, da das Labor, aufgrund der Massen, mit dem Testen nicht mehr nachkommt. Ich muss morgen früh nach Thüringen ins Krankenhaus, da bei mir am Mittwoch eine große, seit über 3 Monaten geplante OP ansteht, die nur durchgeführt wird, wenn ich einen negativen Corona-Test vorlegen kann. Jetzt sitze ich wie auf Kohlen und kann nur noch beten, dass der Befund bis spätestens morgen Nachmittag kommt. Wenn nicht, dann war's das. Keine OP , alles für die Katz und die Heimreise antreten.
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  • G. K.
    Das kann man nicht nachvollziehen. Wenn man schon „Freitests für alle“ anbietet – wieso kann man dann nicht wenigstens eine ganz rudimentäre Priorisierung vornehmen?

    Kann mir nicht vorstellen, dass es eine unlösbare organisatorische Aufgabe wäre, medizinisches Personal, Verdachtsfälle, Kontaktpersonen und eben KH-Patienten bevorzugt zu behandeln.
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  • A. B.
    Wie wollen sie denn eine "Priorisierung" hinbekommen? Der der nur 3x husten kommt später dran als der , der sich noch sehr Elend füllt? Wie soll man so etwas priorisieren?
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch entfernt.
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  • D. G.
    @ meefisch Vielen lieben Dank!
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  • A. B.
    Ihr "Zuschustern" der Gesamtverantwortung an MP Söder ist nicht logisch. Grundsätzlich hat jedermann/frau das Recht auf einen solchen Test. Wenn sie das Verhalten bestimmter Kreise der Bevölkerung sehen, die jetzt zur Talavera stürmen und es wissen wollen .. gut das kann man Verstehen.
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