
Wenn man nicht wüsste, dass Montag ist und Mitte September, könnte man glauben, dass Kiliani eröffnet wird. In der Dreikronenstraße stauen sich kurz vor 14 Uhr die Autos bis zur Alten Mainbrücke zurück, in der Mainaustraße stehen sie bis zur Firma Götz, berichtet ein Feuerwehrmann.
Auch fußläufig versuchen viele Menschen, meist jüngere, das Corona-Testzentrum auf der Talavera zu erreichen. Sie stehen vom Fußgängerüberweg an der Brücke der Deutschen Einheit die Georg-Eydelstraße hoch bis zur Einmündung der Fasbenderstraße, dort biegt die Schlange links ab Richtung Talaveraparkplatz, um dort noch einmal die halbe Strecke zurück bis zum Eingang des Testzentrums zu reichen.
Hier haben viele offensichtlich mit einer längeren Wartezeit gerechnet, haben Bücher dabei oder sitzen im Klappstuhl auf dem Gehweg und warten, dass es weiter geht. Die anderen sitzen in ihren Autos und schmoren in der Septembersonne, buchstäblich. Zwei Feuerwehrleute in orangen Westen laufen mit Wasserkartons herum und verteilen das kühle Nass, derweil junge Männer in Bundeswehr-Tarnkleidung mit Mundschutz die Wartenden einweisen.
Janine Kirchgässner und Clara Seitz haben Glück, sie sind dran. Zwei Stunden standen sie in der Schlange, berichten die jungen Frauen. "Wir sind Freitag aus dem Urlaub zurückgekehrt und wollen uns jetzt testen lassen", erklären sie und verschwinden Richtung Teststrecke.
Ein Stückchen weiter hinten stehen Anton Glüer und Marika Sturmfels. "Ich mache ein Schulpraktikum und ein anderer Praktikant hat sich angesteckt, jetzt müssen wir uns alle testen lassen", sagt er. "Ich bin seine Freundin, wenn er es hat, habe ich es auch", sagt sie. Auch die beiden stehen bereits seit zwei Stunden in der Sonne, können aber absehen, dass es nicht mehr lange dauern wird.
Drei Stunden Wartezeit sind keine Seltenheit
Auf der anderen Seite in der Autoschlange steht der Lengfelder Thomas Heilig und kocht auf seinem Motorroller vor sich in. "Um 11 Uhr habe ich mich in der Fahrzeugschlange von der Fasbenderstraße her angestellt", sagt er. "Eine Autolänge ging's voran, dann kam jemand und hat gesagt, die Schlange wird aufgelöst, wir müssen uns alle auf der anderen Seite ganz hinten noch einmal anstellen. Jetzt stehe ich seit drei Stunden hier", schimpft er. Gott sei Dank wird er wohl nicht mehr lange warten müssen, denn auch er kann schon die Teststation sehen, im Gegensatz zu all den anderen, die davon noch weit entfernt sind.

"Hier auf der Talavera sind wir buchstäblich überrannt worden, das muss man ganz offen sagen", gesteht Paul Justice, zuständig für das Testmanagement in Stadt und Landkreis Würzburg, der selbst vor Ort war. "Das hat wohl auch mit der besonderen Situation in Würzburg zu tun", glaubt er. Die Stadt liegt am Sonntag mit einem Inzidenzwert von 69,60 bundesweit an der Spitze. Zeitgleich wurden an der Teststrecke am Dallenbergparkplatz ja auch noch einmal rund 200o Personen verschiedener Schulen wie der Clara-Oppenheimer-Schule und dem Röntgengymnasium samt Geschwisterkinder und Elternteile getestet.
Viele besorgte Bürger stehen an
Auf der Talavera habe man am Freitag 749 Personen getestet, für Montag sei man von rund 870 Tests ausgegangen, was dem bayerischen Testkonzept für die tägliche Testung für Stadt und Landkreis Würzburg entspreche. "Ich gehe davon aus, dass es heute deutlich mehr werden. Wir schicken aber auch niemanden nach Hause, der sich jetzt angestellt hat", versichert Justice. "Hier kann sich jeder bayerische Bürger testen lassen, auch ohne Zuweisung durch das Gesundheitsamt oder den Hausarzt", betont er. "Der Großteil derer, die hier anstehen, sind besorgte Bürger, entweder wegen der aktuellen Zahlen oder, weil in ihrem Umfeld jemand positiv getestet worden ist."

Schon um elf Uhr habe es eine Riesenschlange gegeben."Wir haben dann von der Berufsfeuerwehr noch zusätzliche Leute bekommen", berichtet er. "Wir identifizieren in der Schlange auch vulnerable Personen, also zum Beispiel alte Menschen oder Schwangere, die ziehen wir vor, damit sie nicht in der Hitze stehe müssen. Wir haben auf vier Registrierstellen erweitert, das ist nämlich der Flaschenhals. Wir informieren die Leute, dass es bis zu drei Stunden dauern kann, aber die bleiben geduldig stehen", sagt er.
Ab Mittwoch wird nur noch mit Termin getestet
"Doch lange wird es solche Schlangen nicht mehr geben", hofft Justice. Denn ab Mittwoch benötigt jeder, der sich auf der Talavera testen lassen möchte, einen festen Termin. Diesen gibt es ab sofort online unter www.testzentrum-wuerzburg.de. Wer diesen Termin nicht online buchen kann oder möchte, kann dies ab diesem Dienstag, 15. September, 8 Uhr, auch telefonisch tun. Die Nummer: 0800 20 19444.
Macht einfach einen Termin bei eurem Hausarzt für den Test. Schnell und sicher.
Freiwillig stellt man sich samstags oder montags bei Traumwetter aber bestimmt nicht auf die Schotterpiste der Talavera! Aber aus Verantwortung seinen Kollegen, Mitarbeitern, Familienmitgliedern gegenüber. Und so kommen ganz schnell pro betroffenem Schüler, der zum Test geschickt wurde- oder Lehrer - noch 2 oder 3 Familienmitglieder dazu. Auch wenn man selbst nicht in Urlaub war....
Kann mir nicht vorstellen, dass es eine unlösbare organisatorische Aufgabe wäre, medizinisches Personal, Verdachtsfälle, Kontaktpersonen und eben KH-Patienten bevorzugt zu behandeln.