Das Coronavirus sorgt dafür, dass sich Millionen von Kindern, Jugendlichen und Eltern auf eine völlig neue Situation einstellen müssen. Immer mehr Bundesländer entscheiden sich für Schließungen von Schulen und Kitas. Auch Ministerpräsident Markus Söder hat das am Freitag für Bayern verkündet. Bis zum 20. April sind Bildungseinrichtungen erst einmal geschlossen.
Würzburger Gymnasium war bereits geschlossen
Viele Schulen können und wollen die Entscheidung auf Nachfrage dieser Redaktion am Freitagvormittag noch nicht kommentieren – zu frisch ist der Beschluss, Schulleitungen müssen erst darüber beraten. Am Dag-Hammarskjöld Gymnasium Würzburg hat man bereits Erfahrungen mit einer Schulschließung gesammelt. Das Gymnasium ist bereits seit 9. März geschlossen, weil eine Lehrkraft positiv auf das Coronavirus getestet worden ist. "Wir haben also Übung darin", sagt Schulleiter Günter Beck-Mathieu.
Lehrmaterial auf digitalem Weg
"Die bayernweite Entscheidung ist sicher eine gute". Er sehe das Verständnis für den Beschluss auch bei Lehrkräften und Eltern. Dennoch seien wichtige Entscheidungen noch nicht abschließend getroffen worden, vor allem, was die Abiturvorbereitungen für die höheren Jahrgänge angehe. Für die Schüler wird es während der Wochen ohne regulären Schulbetrieb die Möglichkeit geben, digital über ein Portal namens "Mebis" Lehrmaterial zu bekommen. So könnten die Grundlagen für den regulären Präsenzunterricht nach der Maßnahme geschaffen werden.
Gewerkschaft: "Mehrarbeit geht gar nicht"
„So ist häusliches Lernen eine Chance, den Stand der Digitalisierung in Bayern zu testen“, meint Jörg Nellen von der Bildungsgewerkschaft GEW Unterfranken dazu. Er begrüßt die Schließungen in einer Pressemitteilung, betont aber die Herausforderung für alle Beteiligten dadurch. Für die Lehrer gilt übrigens in dieser Zeit Dienstpflicht. Das hat das Kultusministerium Bayern ebenfalls bekannt gegeben. „Mehrarbeit in einem nun schon wieder zusätzlich belasteten System Schule geht gar nicht", mahnt Nellen vorsorglich an und spricht dabei auch das Piazolo-Paket an.
Auch die Grund- und Mittelschüler der Eichendorff-Schule in Gerbrunn (Lkr. Würzburg) können digital weiter lernen –für die Vorbereitung, aber ohne Prüfungen. "Dafür gibt es keinen Königsweg", gibt Schulleiter Thomas Schulz zu bedenken. Er könnte sich vorstellen, dass die "Mebis"-Plattform zum Teil überlastet sein kann, wenn viele Schulen auf einmal darauf zugreifen. Die Schüler seiner Schule – insgesamt sind es rund 300 – werden über ein anderes Portal eines kommerziellen Anbieters auf die Lehrmaterialien zugreifen können. Wie genau das alles abläuft, werde Schulz am Montag in einer Art Krisenkonferenz besprechen. "Ich habe mit einer früheren Schließung gerechnet", sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion. Denn vor allem kleinere Kinder in der Grundschule können wichtige Hygiene-Maßnahmen noch nicht kennen. "Deswegen sind die Schließungen ein konsequenter Schritt", so Schulz.
Notfallbetreuung in den Schulen
Doch was ist mit Kindern, die nicht zu Hause bleiben können? Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Eltern im Krankenhaus, in der Pflege oder sogenannten "Blaulichtorganisationen" (Polizei und Feuerwehr) arbeiten. Für die Schüler der ersten bis sechsten Klasse gibt es die Möglichkeit der Notfallbetreuung in ihren Schulen. Das Verbot, in die Schule zu gehen, gilt für sie dann nicht. Lehrer werden sich dann um die Kinder kümmern.
Feedback per Mail
"Wie viele das sein werden, können wir noch nicht abschätzen", antwortet Dieter Brückner, Schulleiter des Gymnasiums Veitshöchheim. Die Schule wird am Montag ab halb acht morgens für diesen Zweck geöffnet sein. Auch er hält den Beschluss der Schulschließungen für eine richtige Entscheidung. "So verunsichernd das auch vor allem für die Abiturienten ist", fügt er hinzu. Auch seine Schüler werden digital weiterlernen können. Das eingerichtete Portal wird es möglich machen, Aufgaben auch für Korrekturen hochzuladen. Feedback gibt es dann per Mail oder Telefon.