zurück
Landkreis Würzburg
Corona-Schutz: Landkreis Würzburg setzt auf frische Luft in den Schulen
Wie kommen die Schulen des Landkreises durch den Corona-Winter? Der Kreistag hat sich für Lüftungsanlagen entschieden. Warum den Schülern damit vorerst nicht geholfen ist.
Frische Luft wird angesaugt, gereinigt und verbrauchte Luft ausgetauscht. Dieses Konzept will der Landkreis Würzburg für seine Schulen umsetzen. Das Foto entstand in der Grundschule Würzburg-Dürrbachgrund. 
Foto: Silvia Gralla | Frische Luft wird angesaugt, gereinigt und verbrauchte Luft ausgetauscht. Dieses Konzept will der Landkreis Würzburg für seine Schulen umsetzen. Das Foto entstand in der Grundschule Würzburg-Dürrbachgrund. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 12.02.2024 17:23 Uhr

"Jetzt geht es um die Kinder." Kreisrätin Jessica Hecht (Bündnis90/Die Grünen) wollte in der Sitzung des Kreistages am Montag in der Erasmus-Neustetter-Halle in Rottendorf nicht ans Geld denken, sondern an diejenigen, "die am schützenswertesten sind". Denn bei der Frage, ob der Landkreis Würzburg für seine beiden Gymnasien in Veitshöchheim und Würzburg, für die Realschule in Höchberg und die beiden Förderschulen mobile Luftfiltergeräte für die einzelnen Klassenzimmer beschafft oder doch auf raumlufttechnische Anlagen (RLT) setzt, die für einen kompletten Luftaustausch sorgen, spielt Geld in den Diskussionen schon auch eine Rolle. 

Es gibt nämlich Förderprogramme. Der Bund beteiligt sich finanziell beispielsweise am Einbau von dezentralen stationären Anlagen, die dafür sorgen, verbrauchte Raumluft in den Klassenzimmern durch frische auszutauschen, um das Infektionsrisiko zu senken. Dagegen fördert der Freistaat Bayern die Beschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten, die aus der Raumluft Stoffe wie beispielsweise Coronaviren filtern, um sie teilweise oder ganz zu zerstören. Die gefilterte Luft wird dann wieder ins Klassenzimmer abgegeben. Die bayerische Förderung übernimmt 50 Prozent des Anschaffungspreises, maximal 1750 Euro je Gerät. 

Vom Bund liegen bereits Förderzusagen für raumlufttechnische Anlagen vor

Vom Bund liegen die Förderzusagen bereits vor. "Das ging sehr unkompliziert", berichtete Martin Umscheid, der im Landratsamt die Hochbau-, Grundstücks- und Schulverwaltung leitet. Neun Tage nach Antragstellung wurden für die beiden Gymnasien, für die Realschule Höchberg und für die Förderschulen in Veitshöchheim und Höchberg rund zwei Millionen Euro bewilligt. Die Förderung sei sehr flexibel und würde grundsätzlich für Schulgebäude ausbezahlt. Der Nachteil: Fassadeneingriffe müssen für die Lüftungsrohre vorgenommen – und bis zu diesem Winter wird das nichts mehr. Erst in eineinhalb bis zwei Jahren könnten die maschinellen Lüftungsanlagen eingebaut sein, schätzte Landrat Thomas Eberth.   

Das heißt, mindestens in diesem Winter, wahrscheinlich auch im nächsten muss in den Klassenzimmern alle zehn Minuten weiter quergelüftet werden. "Das ist nicht schön", sagte Jessica Hecht. Und trotzdem sprach sie sich für einen Kompromiss aus. Diesen formulierte Kreisrat Wolfgang Kuhl (FDP), der die Zeit bis zum Einbau der RLT mit mobilen Luftfiltergeräten überbrücken möchte. Auch Tobi Grimm (SPD) signalisierte seine Unterstützung.

Eine Übergangslösung mit Luftfiltern findet im Kreistag keine Mehrheit

Notfalls ließen sich diese Geräte auch mieten, meinte Kuhl. Das sei aber im Vergleich zum Kauf "eher nicht gut", auch weil es nicht gefördert werde, sagte Landrat Eberth. Die Verwaltung habe dies schon geprüft. 

"Für die Kinder ist es sinnvoll, Maßnahmen zu treffen, die wirken."
Björn Jungbauer, CSU-Fraktionschef

Bereits im Kreisausschuss wurde über Luftfilter oder maschinelle Anlagen diskutiert. Die Empfehlung an den Kreistag fiel eindeutig für die Lüftungsanlagen aus. Eine Übergangslösung, wie sie Kuhl jetzt forderte, lehnten die Kreisrätinnen und Kreisräte im Ausschuss ab.

CSU-Fraktionschef Björn Jungbauer weiß, "wir müssen was tun". Dabei hat er wohl auch die Debatte im Würzburger Stadtrat vor Augen und den Protest von Eltern und Ärzten, weil die Klassenzimmer in Würzburgs Schulen generell nicht mit mobilen Luftfiltergeräten ausgestattet werden und auch keine anderen Möglichkeiten umgesetzt werden.

Jungbauer möchte für die Landkreis-Schulen und für die Kinder Maßnahmen treffen, die wirken und sinnvoll sind. "Da geht an den raumlufttechnischen Anlagen nichts vorbei", sagte er. So sieht es auch der Fraktionsvorsitzende der UWG/FW im Kreistag, Hans Fiederling.

Landkreis investiert 4,3 Millionen Euro in maschinelle Luftreinigungs-Anlagen 

Gibt es doch vielleicht eine Mehrheit für mobile Luftfilter? Grimm schlug schließlich vor, diese nur für die Jahrgangsstufen fünf und sechs zu beschaffen, weil es für Kinder unter zwölf Jahren noch keine Impfempfehlung gibt. Das wiederum fand Andrea Rothenbucher (CSU) "bedenklich". Als Mutter von zwei Kindern meint sie, dass die Politik von außen keinen Druck ausüben sollte. Denn, nicht jedes Kind älter als zwölf Jahre könnte auch geimpft werden. 

Grimms Antrag wurde mehheitlich abgelehnt. Ebenso der Kuhlsche Kompromiss. Einig sind sich alle, dass in den Landkreis-Schulen raumlufttechnische Anlagen eingebaut werden sollen. Die Kosten: Rund 4,3 Millionen Euro. Der Bund hat Fördergelder von rund zwei Millionen Euro zugesagt. Für die Schulen, die zukünftig nicht mit raumlufttechnischen Anlagen ausgestattet werden können, sollen mobile Luftfiltergeräte beschafft werden. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Veitshöchheim
Höchberg
Würzburg
Thomas Fritz
Andrea Rothenbucher
Björn Jungbauer
Bündnis 90/ Die Grünen
Coronavirus
FDP
Fraktionschefs
Gymnasien
Hans Fiederling
Impfungen
Kreisräte
Kreistage
Martin Umscheid
Millionen Euro
Raumluft
SPD
Schülerinnen und Schüler
Sonderschulen
Thomas Eberth
Wolfgang Kuhl
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • M. R.
    Kinder sind Politikern nichts wert ☺️
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. H.
    Bei allen Unzulänglichkeiten und Kompromissen in Sachen Lüftungsgeräte an den Schulen in Würzburgs Umgebung hört man in den Statements die Bemühungen um bestmögliche Lösungen. Leider fehlt mir das in Würzburg Stadt völlig. Dafür gibt es ein aufgeblähtes Schulbürgermeisteramt und Posten und Pöstchen zuhauf etc. Im Klartext: Würzburgs Schüler sind es nicht wert. Die 1,5 Mio Anschaffungskosten (Anteil Stadt) sind nicht für unsere Kinder vorhanden. Dafür sind wohl Würzburgs Sozialkosten (Sicherer Hafen etc.) wohl schon zu hoch. Im Grunde, hiess es auf Anfrage, kann Wü nur über 2 Mio nichtgebundene Mittel jährlich für alles Unvorhergesehene verfügen. Schlage vor, zuerst bei den Pöstchen sparen und dann Vielerlei besser zu überdenken, bevor man sich Gäste einlädt. Die müssen auch bewirtet werden. Würzburg ist bald Berlin 2.0, so scheint mir.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    jetzt geht es um die kinder - hätte eigentlich schon viel früher sein müssen, nicht erst eineinhalb jahre nach beginn der pantemie, wurden diese doch anfangs als "pandemieschleuder" bezeichnet. und was das lüften angeht: man könnte lüften auch ohne großen aufwand! lässt man nach jeder stunde mal die kids 5 minuten an die frische luft im pausenhof und macht dann die fenster in den klassenzimmern während dessen auf oder auch in den großen pausen, so könnte geung zirkulation in den klassenzimmern sein um evtl. vieren zu "verscheuchen". auch während des unterrichts könnte man die fenster immer gekippt lassen, so schnell erfrieren unsere kids schon nicht, sie rennen auch im winter mit dicken jacken im freien herum.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. R.
    von richtig Lüften haben Sie keine Ahnung!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. E.
    Eigentlich ist die Lüftungspolitik doch sehr zielführend. Aufgrund von Erkältungen sind dann nur noch die Hälfte der Schüler anwesend. So können sie besser Abstand halten und auch die Raumluft wird dann nicht so schnell verbraucht. Ist doch eine Lösung im Sinne aller. Und so kostengünstig... *Ironie ende* Ein Trauerspiel in vielen Akten...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. R.
    Meint Frau Rothenbucher Kinder, die objektiv nicht geimpft werden können oder solche, die nach Meinung der Eltern nicht geimpft werden können? Was hat sie für ihre Schule denn veranlasst?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten