"Jetzt geht es um die Kinder." Kreisrätin Jessica Hecht (Bündnis90/Die Grünen) wollte in der Sitzung des Kreistages am Montag in der Erasmus-Neustetter-Halle in Rottendorf nicht ans Geld denken, sondern an diejenigen, "die am schützenswertesten sind". Denn bei der Frage, ob der Landkreis Würzburg für seine beiden Gymnasien in Veitshöchheim und Würzburg, für die Realschule in Höchberg und die beiden Förderschulen mobile Luftfiltergeräte für die einzelnen Klassenzimmer beschafft oder doch auf raumlufttechnische Anlagen (RLT) setzt, die für einen kompletten Luftaustausch sorgen, spielt Geld in den Diskussionen schon auch eine Rolle.
Es gibt nämlich Förderprogramme. Der Bund beteiligt sich finanziell beispielsweise am Einbau von dezentralen stationären Anlagen, die dafür sorgen, verbrauchte Raumluft in den Klassenzimmern durch frische auszutauschen, um das Infektionsrisiko zu senken. Dagegen fördert der Freistaat Bayern die Beschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten, die aus der Raumluft Stoffe wie beispielsweise Coronaviren filtern, um sie teilweise oder ganz zu zerstören. Die gefilterte Luft wird dann wieder ins Klassenzimmer abgegeben. Die bayerische Förderung übernimmt 50 Prozent des Anschaffungspreises, maximal 1750 Euro je Gerät.
Vom Bund liegen bereits Förderzusagen für raumlufttechnische Anlagen vor
Vom Bund liegen die Förderzusagen bereits vor. "Das ging sehr unkompliziert", berichtete Martin Umscheid, der im Landratsamt die Hochbau-, Grundstücks- und Schulverwaltung leitet. Neun Tage nach Antragstellung wurden für die beiden Gymnasien, für die Realschule Höchberg und für die Förderschulen in Veitshöchheim und Höchberg rund zwei Millionen Euro bewilligt. Die Förderung sei sehr flexibel und würde grundsätzlich für Schulgebäude ausbezahlt. Der Nachteil: Fassadeneingriffe müssen für die Lüftungsrohre vorgenommen – und bis zu diesem Winter wird das nichts mehr. Erst in eineinhalb bis zwei Jahren könnten die maschinellen Lüftungsanlagen eingebaut sein, schätzte Landrat Thomas Eberth.
Das heißt, mindestens in diesem Winter, wahrscheinlich auch im nächsten muss in den Klassenzimmern alle zehn Minuten weiter quergelüftet werden. "Das ist nicht schön", sagte Jessica Hecht. Und trotzdem sprach sie sich für einen Kompromiss aus. Diesen formulierte Kreisrat Wolfgang Kuhl (FDP), der die Zeit bis zum Einbau der RLT mit mobilen Luftfiltergeräten überbrücken möchte. Auch Tobi Grimm (SPD) signalisierte seine Unterstützung.
Eine Übergangslösung mit Luftfiltern findet im Kreistag keine Mehrheit
Notfalls ließen sich diese Geräte auch mieten, meinte Kuhl. Das sei aber im Vergleich zum Kauf "eher nicht gut", auch weil es nicht gefördert werde, sagte Landrat Eberth. Die Verwaltung habe dies schon geprüft.
Bereits im Kreisausschuss wurde über Luftfilter oder maschinelle Anlagen diskutiert. Die Empfehlung an den Kreistag fiel eindeutig für die Lüftungsanlagen aus. Eine Übergangslösung, wie sie Kuhl jetzt forderte, lehnten die Kreisrätinnen und Kreisräte im Ausschuss ab.
CSU-Fraktionschef Björn Jungbauer weiß, "wir müssen was tun". Dabei hat er wohl auch die Debatte im Würzburger Stadtrat vor Augen und den Protest von Eltern und Ärzten, weil die Klassenzimmer in Würzburgs Schulen generell nicht mit mobilen Luftfiltergeräten ausgestattet werden und auch keine anderen Möglichkeiten umgesetzt werden.
Jungbauer möchte für die Landkreis-Schulen und für die Kinder Maßnahmen treffen, die wirken und sinnvoll sind. "Da geht an den raumlufttechnischen Anlagen nichts vorbei", sagte er. So sieht es auch der Fraktionsvorsitzende der UWG/FW im Kreistag, Hans Fiederling.
Landkreis investiert 4,3 Millionen Euro in maschinelle Luftreinigungs-Anlagen
Gibt es doch vielleicht eine Mehrheit für mobile Luftfilter? Grimm schlug schließlich vor, diese nur für die Jahrgangsstufen fünf und sechs zu beschaffen, weil es für Kinder unter zwölf Jahren noch keine Impfempfehlung gibt. Das wiederum fand Andrea Rothenbucher (CSU) "bedenklich". Als Mutter von zwei Kindern meint sie, dass die Politik von außen keinen Druck ausüben sollte. Denn, nicht jedes Kind älter als zwölf Jahre könnte auch geimpft werden.
Grimms Antrag wurde mehheitlich abgelehnt. Ebenso der Kuhlsche Kompromiss. Einig sind sich alle, dass in den Landkreis-Schulen raumlufttechnische Anlagen eingebaut werden sollen. Die Kosten: Rund 4,3 Millionen Euro. Der Bund hat Fördergelder von rund zwei Millionen Euro zugesagt. Für die Schulen, die zukünftig nicht mit raumlufttechnischen Anlagen ausgestattet werden können, sollen mobile Luftfiltergeräte beschafft werden.