Vor wenigen Wochen schien dies noch kaum vorstellbar, doch inzwischen hat die Zahl der Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt Würzburg den Wert von 1000 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner erreicht. Am Samstag liegt der Wert bei 1026,4. Im Landkreis Würzburg bei 748,6. Doch wie sind diese Zahlen im Hinblick auf schwere Krankheitsverläufe einzuordnen? Wie sieht es in den Kliniken in der Region aus?Und haben wir es möglicherweise mit dem letzten Aufbäumen der Omikron-Welle zu tun?
Entspannte Lage auf den Intensivstationen in der Region Würzburg
Auf den Intensivstationen hat sich die Lage deutlich entspannt. An den Standorten des Klinikums Würzburg Mitte (KWM) wurden mit Stand vom Donnerstag 15 Covid-Patienten behandelt, wie Sprecherin Daniela Kalb auf Anfrage der Redaktion mitteilt. Zwölf von ihnen liegen auf Normalstation, drei werden intensivmedizinisch behandelt. "Das ist der Stand, den wir in den letzten Wochen schon halten", sagt Kalb.
Trotzdem bleibe die Situation angespannt, weil eine rasant steigende Zahl von Infizierten auch bei durchschnittlich milderen Verläufen zu vielen Krankenhauseinweisungen führen könnte und die Zahl jener Patienten steigt, bei denen Covid nur eine Nebendiagnose ist, so Kalb weiter. Betroffen sind dann nicht mehr die Intensivstationen, sondern die Normalstationen. Auch dort sorgen Covid-Patienten wegen der erforderlichen Schutzmaßnahmen für einen enormen Pflegeaufwand.
"Bei uns ist die Lage noch stabil, aber wir spüren einen leichten Anstieg auf den Normalstationen", sagt der Sprecher des Universitätsklinikums Würzburg (UKW), Stefan Dreising. Aktuell werden in der Uniklinik 27 Covid-Patienten behandelt, davon zwölf auf Intensivstation. Die Intensivpatienten stammen aus dem Einzugsbereich des UKW. Eine überregionale Verteilung wegen der örtlichen Überlastung von Kliniken wie auf dem Hoch der Delta-Welle finde derzeit nicht statt.
Bei den Neuaufnahmen auf der Normalstation handle es sich inzwischen vorwiegend um Patientinnen und Patienten, die wegen einer anderen Erkrankung ins Krankenhaus mussten und bei Aufnahme positiv getestet wurden. Trotzdem müssen auch sie isoliert werden. Die Klinik habe deshalb Vorsorge getroffen und halte zwei weitere Stationen in Bereitschaft, die kurzfristig zu Isolierstationen umgewandelt werden können, so Dreising weiter. Außerdem gibt es abgetrennte Bereiche für Covid- Patientinnen und -Patienten in der Kinderklinik und in der Frauenklinik.
Die Corona-Station der Main-Klinik in Ochsenfurt ist leer
In der Main-Klinik in Ochsenfurt beschreibt stellvertretender Verwaltungsleiter Dr. Georg Sonnek die gegenwärtige Situation als "patientenseitig äußerst entspannt". Nur eine Covid-Patientin liege auf Intensivstation. Sie hatte sich noch mit der Delta-Variante des Virus infiziert. Mit Stand vom Donnerstag stand die Covid-Normalstation leer. "Wir haben uns in den letzten Tagen zwar einige Patienten angesehen, die uns insbesondere der kassenärztliche Notdienst geschickt hat, konnten aber alle wieder nach Hause entlassen", so Sonnek.
Die Pflegekräfte seien inzwischen allesamt geimpft, die allermeisten bereits geboostert. Bei den regelmäßigen Tests seien inzwischen dennoch einzelne positiv auf die Omikron-Variante getestet worden und mussten sich in häusliche Isolation begeben. In allen Fällen sei die Infektion harmlos oder völlig ohne Symptome verlaufen.
Dafür tut sich an der Main-Klinik inzwischen ein anderes Problem auf. "Wir haben vermehrt Mitarbeiterinnen, deren Kinder corona-positiv sind, und die deshalb zu Hause bleiben müssen, weil sie niemanden für die Betreuung haben", sagt Georg Sonnek. "Die Situation ist zwar noch nicht kritisch, aber sie spitzt sich zu."
Im Gesundheitsamt in Würzburg rechnet man damit, dass die Infektionszahlen angesichts der hoch ansteckenden Omikron-Variante auch in den kommenden Wochen weiter ansteigen, wie die stellvertretende Leiterin Dr. Barbara Finkenberg auf Anfrage der Redaktion berichtet. Die altersbezogene Inzidenz ist dabei am höchsten unter den Kindern zwischen sechs und elf Jahren, gefolgt von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Rund 2400 Infizierte waren dem Gesundheitsamt in den vergangenen sieben Tagen gemeldet worden. Über deren Impfstatus liegen derzeit keine genauen Zahlen vor, der Anteil der Ungeimpften überwiege aber weiterhin deutlich. "Um die hohen Fallzahlen bewältigen zu können, musste die Bearbeitung der Fälle geändert werden, so dass Angaben zum Impfstatus vorübergehend nicht bei allen Positiven erhoben werden", so Finkenberg. "Ziel des aktuellen Handelns ist es, die Positiven und deren enge Kontaktpersonen schnellstmöglich zu informieren."
Ob die Omikron-Variante dank milderer Verläufe und durch ihre schnelle Verbreitung das Ende der Pandemie beschleunigen könnte, wagt bislang niemand einzuschätzen. "Wir können im Moment nur erfreulicherweise feststellen, dass die Krankenhausaufnahmen in den letzten vier Wochen stabil sind und nicht wirklich zugenommen haben, wir bleiben aber aufmerksam", sagt etwa der Ärztliche Direktor am Klinikum Würzburg Mitte und Lungenspezialist Dr. Matthias Held. "Eine sichere Prognose zur weiteren Entwicklung erscheint uns aktuell als zu spekulativ."
Impfung weiter bestes Mittel gegen die Pandemie
Dr. Barbara Finkenberg hält deshalb die Impfung weiterhin für das wirksamste Mittel, um auch künftigen Corona-Wellen vorzubeugen. "Die Impfstoffe können zwar nicht immer vor einer Infektion schützen, aber sie schützen vor einem schweren Verlauf", sagt sie. "Wer noch nicht geimpft ist, sollte sich jetzt impfen lassen und und wer noch nicht geboostert ist, sollte sich jetzt boostern lassen."
Machen Sie doch einen Selbsttest mit dem Virus.
Ergo kann es doch gar nicht mehr so viele Ungeimpfte geben, es sei denn, Omikron macht aus unbekannten wundersamen Gründen einen Bogen um sie herum...
Fatalerweise vermehrt sich in Dänemark momentan die neue Omikron Variante BA.2 und die Patientenzahlen in den Krankenhäusern steigen wieder. Nach der Krise ist vor der Krise.
https://www.derstandard.de/story/2000132709396/was-ueber-den-neuen-omikron-subtyp-ba2-bisher-bekannt-ist
habe jetzt erst entdeckt, dass Sie den selben Abschnitt schon zitiert hatten.
Immerhin unterscheiden sich unsere Anmerkungen dazu...
"Die dänischen Daten deuten laut Elling aber darauf hin, dass BA.2 bei den Geboosterten überrepräsentiert sein könnte. Und das wiederum würde auch erklären, warum in Dänemark bei einer hohen Impf- und Boosterquote die Infektionszahlen und auch die der CoV-Patienten in Krankenhäusern weiterhin steigen..." (Alles weitere bitte DORT nachlesen!)
Daraus lässt sich vielleicht folgende Gefahrensituation ableiten:
Ein Ungeimpfter schnappt die Omi.-BA.2-Variante auf, entwickelt aber keinerlei Symptome, bleibt womöglich sogar Test-negativ (weil die Tests das BA.2 noch nicht kennen) und gibt so vollkommen unbemerkt das Virus an einen Geboosterten weiter, der seinerseits schwer erkrankt und schlimmstenfalls sogar ins Krankenhaus muss – eine gruselige Vorstellung!
Von daher kann ich jetzt schon eher nachvollziehen, weshalb wir wohl alle in den sauren Apfel der allgemeinen Impfpflicht werden beißen müssen.
Wenn die Geboosterten, die als die bestgeschützten gelten, bei BA.2 überrepräsentiert sind, kann man sich ja fragen, ob das noch so stimmt.
Warum sollten sie ausschließlich von Ungeimpften angesteckt worden sein?
Es ist doch mittlerweile gesichertes Wissen, dass der Infektionsschutz, den die Impfstoffe bieten, mittlerweile selbst bei Geboosterten nur moderat ausfällt, Grundimmunisierte haben laut RKI eine hohe Infektionsgefährdung. Ich denke eher, dass BA.2 den Infektionsschutz der Impfstoffe noch stärker umgehen kann.
Wenn dem so wäre, warum soll man dann mit den Impfstoffen, die hinsichtlich des Infektionsschutzes immer unwirksamer werden, alle impfen? Das einzige, was die Impfstoffe noch leisten, ist, den meisten einen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen zu garantieren.