Freitag, 24. September: Genau 268 Tage nach Beginn der Corona-Impfkampagne schließen die beiden Impfzentren in Würzburg und Giebelstadt endgültig. Ob ihre Mission erfüllt ist, können auch die Verantwortlichen nicht abschließend bewerten. Fest steht: Am Ende waren es nur noch wenige Impfwillige, die in die mit hohem Kostenaufwand unterhaltenen Zentren kamen. Und: Es wird weiterhin staatliche Impfangebote geben, vorrangig sollen aber die niedergelassenen Ärzte aufgesucht werden.
Ursprünglich hätte schon Mitte des Jahres mit den beiden Impfzentren Schluss sein sollen. Damals hatte man noch darauf gehofft, dass im Frühjahr bereits genügend Impfstoff zur Verfügung steht, um einen Großteil der Bevölkerung impfen zu können. Stattdessen kam die Kampagne ab Ende Mai wegen fehlenden Vakzins sogar fast zum Erliegen.
Erst ab Ende Juni stand Impfstoff im Überfluss zur Verfügung, doch die Welle verebbte schnell mit der abnehmenden Impfbereitschaft. Den 9642 Impfungen pro Woche, die damals in der Spitze erreicht wurden, standen Anfang September gerade noch 1335 gegenüber. Ausgelegt war die Zentren auf weit über 10 000 Impfungen pro Woche. Tatsächlich sind bis Ende vergangener Woche insgesamt 192 842 Impfungen in den beiden Zentren verabreicht worden.
Was hat die Impfkampagne gekostet?
Über 1,5 Millionen Euro haben Stadt und Landkreis für Infrastruktur und Verwaltung pro Monat ausgeben, sagt Michael Dröse, seitens des Landkreises für die Verwaltung der Impfzentren verantwortlich. Darin enthalten sich die Kosten für das große Festzelt auf der Würzburger Talavera, die Anmietung eines Hangars auf dem Giebelstadter Flugplatzgelände und die Mitarbeiter, die das Rote Kreuz und die Johanniter Unfallhilfe zur Verfügung gestellt haben. Die genaue Abrechnung stehe noch aus, so Dröse. Die Kosten erstattet der Freistaat Bayern. Für die Bereitstellung der Impfärzte sorgte die Kassenärztliche Vereinigung. Auch die ärztliche Leistung wird mit den Kassen abgerechnet.
Landrat Thomas Eberth findet die Entscheidung richtig, die Impfzentren zu schließen. Angesichts nur noch weniger Impfwilliger seien die Kosten für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur nicht länger zu verantworten. Stattdessen gehen ab Oktober drei feste Impfpraxen in Betrieb – je eine in Würzburg, Giebelstadt und Kürnach – , die zunächst jeweils einen Tag in der Woche geöffnet sein werden.
In Kürnach hat der Landkreis dafür eine leer stehende Arztpraxis in der Semmelstraße 21 angemietet. In Giebelstadt hat die Gemeinde den Sitzungssaal des Rathauses zur Verfügung gestellt. In Würzburg zieht die Impfsprechstunde in ein leer stehendes Geschäft in den Rathausarkaden ein. Alle Stellen seien barrierefrei erreichbar, betont Michael Dröse.
Wo kann man sich künftig impfen lassen?
Während mobile Impfteams inzwischen in den Seniorenheimen bereits mit Auffrischimpfungen beschäftigte sind, werden Erst- und Zweitimpfungen weiterhin auch vor Ort angeboten. Im Stadtgebiet und in insgesamt 19 Landkreisgemeinden gibt es zu festen Zeiten solche Angebote. Wie in den Impfsprechstunden, ist auch dort keine Terminvereinbarung erforderlich. Die Angebote stehen allen Bürger unabhängig von ihrem Wohnort offen.
Für die Impfsprechstunden stellt Landrat Thomas Eberth das Beratungsangebot in den Vordergrund. "Wir wollen die Unentschlossenen erreichen, die bisher nur lapidar mit dem Thema umgegangen sind oder auf der Kippe stehen, sich für eine Impfung zu entscheiden." Eine weitere Zielgruppe seien beispielsweise Eltern, die sich über die Impfung ihrer Kinder informieren wollen.
Online-Sprechstunde mit Prof. Lars Dölken
Auf Information setzt auch die geplante Online-Sprechstunde mit Prof. Dr. Lars Dölken. Über das Internet soll jeder Bürger Gelegenheit haben, seine konkreten Fragen an den Inhaber des Lehrstuhls für Virologie der Uni Würzburg zu richten, so Eberth. Ein genauer Termin für die Onlinesprechstunde Anfang Oktober steht noch nicht fest.
Mit der Schließung der Impfzentren endet auch die Zusammenarbeit mit BRK und Johannitern. Die Dienstleistung für das Folgeangebote musste auf staatliche Weisung neu ausgeschrieben werden, so Dröse. Die Hilfsorganisationen unterlagen im Bieterwettstreit. Den Zuschlag erhielt die Firma Ecolog mit Sitz in Düsseldorf, die bereits bundesweit Corona-Test- und Impfzentren betreibt.
Michael Dröse bedauert die Entscheidung. "Wir sind den Mitarbeitern von BRK und Johannitern sehr dankbar, es war eine Superarbeit, die sie geleistet haben", sagt auch Landrat Eberth und schließt dabei ausdrücklich den Dank von Oberbürgermeister Christian Schuchardt mit ein.
Was wird aus den Mitarbeitern der Impfzentren?
Bei den Hilfsorganisationen konnte man sich lange auf die Schließung einrichten. Bis zu 220 Mitarbeiter waren in den beiden Impfzentren beschäftigt, so BRK-Pressesprecher Stefan Krüger, darunter fest Angestellte, Ehrenamtliche, in der Mehrzahl aber befristet Beschäftigte. Mit dem Sinken der Impfzahlen seien bereits viele der Mitarbeiter vorzeitig gegangen, weil sie einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben oder an ihre alte Stelle, etwa in der Gastronomie, zurückkehren konnten. "Ich glaube nicht, dass jemand ohne Job dasteht", so Krüger.
Michael Dröse betont, dass die staatlichen Impfangebot künftig eine nachrangige Rolle spielen. "Vorrangig sollen die Haus- und Fachärzte impfen", so Dröse. Auch deutlich günstiger soll es werden. Die Gesamtkosten der neuen Infrastruktur sind bis Ende März nächsten Jahres mit Gesamtkosten von rund 1,5 Millionen Euro kalkuliert.
Ob die Impfpraxen bis dahin aufrecht erhalten bleiben, ist jedoch fraglich. "Wir werden das Ganze im Oktober erst mal beobachten und gegebenenfalls nachsteuern", sagt Landrat Eberth. Dabei ist unklar, wie groß die Zielgruppe der Ungeimpften überhaupt noch ist. Das Landratsamt gibt den Anteil der vollständig geimpften Bewohner von Stadt und Landkreis aktuell mit rund 69 Prozent an.
Wie viele Menschen sind überhaupt noch ungeimpft?
Nicht berücksichtigt seien darin aber die Impfaktionen in mehreren Großbetrieben in Stadt und Landkreis. Die Zahl der Geimpften dort sei nicht regional erfasst worden, sondern werde nur zentral dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mitgeteilt. "Die Statistiken verschwimmen inzwischen derart, dass sich für Stadt und Landkreis kaum noch belastbare Zahlen ableiten lassen und es nur noch drum geht, wie viele Impfungen wir insgesamt erreicht haben", so Dröse.
Ebenso wenig seien Personen berücksichtigt, für die bislang keine Impfempfehlung vorliegt, so Dröse. Neben einer sehr kleinen Gruppe von Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, zählen dazu Kinder bis 12 Jahre, die in Stadt und Landkreis einen Bevölkerungsanteil von rund 9,5 Prozent ausmachen. "Wir gehen deshalb davon, dass wir von der Bevölkerungsgruppe, die sich impfen lassen kann, sicher 80 Prozent erreicht haben", sagt Michael Dröse. Verglichen mit den landesweiten Zahlen sei das ein erfreuliches Ergebnis.
Doch dass sich diese Impfzentren bei dem Aufkommen der Impfwilligen nicht mehr lohnen war mir schon im August klar, als ich mir auf der Talavera den zweiten Pieks geholt habe.
Fakt ist jedoch: Jeder, der sich impfen lassen will, findet inzwischen, ohne große Mühe, eine Möglichkeit, auch ohne diese Impfzentren.
Jeder hatte ja schon längst seine Chance.