Es war eine vorbeugende Reihentestung, bei der in den Caritas-Einrichtungen St. Martin und St. Anna in Hofheim Anfang November vier Mitarbeiter und ein Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Zwei der Betroffenen hatten in der zweiten Testrunde in der vergangenen Woche die Infektion bereits symptomfrei überwunden. Und auch die anderen Infizierten zeigten bis heute keinerlei Symptome. Ein Glücksfall, die vorbeugende Testung konnte womöglich Schlimmeres verhindern.
Für Anke Schäflein jedenfalls ist es eine Bestätigung dafür, dass die angebotenen freiwilligen Testungen ihrer rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und – stichprobenartig auch der Bewohner – der richtige Weg waren. "Wenn wir keine Reihentestung gemacht hätten, wüssten wir es bis heute nicht", sagt die Geschäftsführerin des Caritasverbandes Haßberge. Wenn es nach ihr geht, sollten die freiwilligen PCR-Tests, die es in ihren Einrichtungen seit August alle vierzehn Tage gibt, in allen Heimen Standard sein. Auch bei einer "anlasslosen" Reihentestung im Wohnstift St. Paul der Diakonie Würzburg wurde schon ein Mitarbeiter positiv getestet, teilt die Einrichtung auf ihrer Webseite mit.
Solche regelmäßigen Reihentestungen sind nach der neuesten Corona-Testverordnung (TestV), die am 15. Oktober in Kraft getreten ist, für Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und Arztpraxen vorgesehen. Sie sollen auf freiwilliger Basis mittels der neuen Antigen-Schnelltests durchgeführt werden, erklärt das Bayerische Gesundheitsministerium auf Nachfrage der Redaktion. Bis auf Weiteres bleibe nach der neuen Verordnung "daneben aber auch die PCR-Testung für Beschäftigte durch den öffentlichen Gesundheitsdienst möglich".
Zwei Möglichkeiten der Reihentestungen
Das heißt, wer in seiner Einrichtung anlasslose Untersuchungen vornehmen lassen will, der hat in der Theorie zwei Möglichkeiten: PCR-Tests, die ein beauftragter Arzt durchführt und die anschließend von einem Labor ausgewertet werden, sowie die neuen Antigen-Schnelltests, die binnen weniger Minuten ein Testergebnis aufweisen sollen. Im Gegensatz zu PCR-Tests ist bei ihnen keine Auswertung im Labor nötig, was Zeit und Kosten spart.
Die Praxis sieht derweil anders aus. "Dem Gesundheitsamt sind keine Einrichtungen bekannt, die bereits anlasslose Testungen mit Antigentests durchführen", berichtet Dagmar Hofmann vom Landratsamt Würzburg. Am fehlenden Interesse der Heime kann das nicht liegen. Denn, so Hofmann: Das Gesundheitsamt erhalte täglich Anträge von Einrichtungen, die monatlich bestimmte Mengen an Antigen-Tests in eigener Verantwortung beschaffen und nutzen wollen.
Einer, der sich über die Beantragung von Antigen-Schnelltests schon umfänglich informiert hat, ist Volker Göbel, Geschäftsleiter Stationäre und Teilstationäre Pflege beim Diakonischen Werk Schweinfurt. "Man braucht ein Testkonzept, das man beim Gesundheitsamt einreichen muss", erklärt Göbel. Wird dies genehmigt, kann die Einrichtung eine errechnete Anzahl an Tests selbstständig beschaffen. "Die Frage ist also: Wen teste ich wie oft in welchem Rhythmus", sagt der Geschäftsleiter.
Ein erster Konzept-Entwurf für die Einrichtungen des Diakonischen Werks Schweinfurt sei bereits ausgearbeitet, über Einzelheiten müsse noch diskutiert werden, sagt Göbel. Bevor das Konzept beim Gesundheitsamt eingereicht werden könne, müsse man weitere Faktoren berücksichtigen – wie Kosten oder personelle Ressourcen.
Fachkräftemangel und Laborüberlastungen erschweren Teststrategie
Ob die neuen Antigen-Schnelltests die Arbeit erleichtern? "Selbst wenn ich die Tests hätte, wer sollte sie dann machen?", fragt Anke Schäflein vom Caritasverband Haßberge. Der Schnelltest müsse von Fachpersonal durchgeführt werden, das ohnehin schon knapp sei. Auch die Kostenfrage sei unklar. Der momentan vorgesehene Kostenersatz decke die Personal- und Sachkosten nicht. Dazu komme, sagt Schäflein, dass die Antigen-Schnelltests nicht die PCR-Diagnostik ersetzen könnten: Die neuen Tests seien gut, weil das Ergebnis schnell verfügbar sei. Aber sie sind eben weniger empfindlich als ein PCR-Test und identifizieren die Infektion nur bei relativ viel Virusmaterial im Rachen.
In den Einrichtungen in Hofheim führte eine Hausärztin die PCR-Tests durch. Bis es hieß: Die Labore sind dicht, die Ärztin kann die Proben nicht mehr einschicken. "Wir sind verzweifelt auf der Suche nach einem Labor, das die Tests nun auswertet", beklagt Schäflein. Und kritisiert die Teststrategie: "Wenn die Labore heißlaufen, muss man priorisieren. Ich soll meine Mitarbeiter doch motivieren, sich testen zu lassen." Es könne nicht sein, dass Pflegepersonal wie alle anderen Bürger in ihrer Freizeit zu Testzentren fahren müsse.