Sie waren die ersten, die wegen der Corona-Pandemie ihre Türen schließen mussten, nun scheint endlich Schluss damit zu sein: Mit neuen Corona-Regeln soll in Bayern laut Ministerpräsident Markus Söder eine "neue Form der Freiheit" kommen. So sollen Anfang Oktober nach mehr als eineinhalb Jahren auch in Bayern Clubs und Diskotheken wieder öffnen dürfen. Die "mutigste Entscheidung" nannte Söder diesen Beschluss.
Wer weder geimpft oder genesen ist, soll dafür einen aktuellen negativen PCR-Test vorlegen müssen. Wie bereiten sich die Würzburger Clubbetreiber auf die große Wiedereröffnung vor?
Frustration und Freude zugleich
Nik Zimmermann, besser bekannt als "der Nik vom Boot", ist sauer. Während des Telefonats mit dieser Redaktion befindet sich der Betriebsleiter des schwimmenden Clubs "das Boot" gerade in einem Baumarkt - letzte Besorgungen für die kommende Wiedereröffnung machen. Zimmermann fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. "Wir bekommen eine Info hingerotzt, dass wir am 1. Oktober öffnen dürfen, aber dafür gibt es noch keinen Plan", ärgert er sich. Selbst als Mitglied beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wisse er nicht über die geltenden Regeln Bescheid, "weil einfach keine Information aus München kommt".
Er ist frustriert und trotzdem bereite er alles für eine Wiedereröffnung im Oktober vor. "Wir gehen schon davon aus, dass wir öffnen dürfen", jedoch lasse er sich überraschen in welchem Stil und Rahmen dies stattfinden darf. "Musik hören, Musik machen und tanzen, das ist Mensch-Sein", sagt Zimmermann. "Das gehört zum menschlichen Grundbedürfnis."
Zimmermann könne von Glück reden, dass ihm sein Personal treu geblieben ist. "Ich denke mal, wir werden so ohne große Probleme an den Start gehen können."
Fehlende Informationsübertragung als Ärgernis
In Frank Knüpfings Augen, der Betreiber der beiden Würzburger Clubs Odeon und Airport, stehen noch zwei große Fragezeichen. Auch er fühle sich von der Bayerischen Staatsregierung nicht ausreichend informiert, was die Öffnungsregeln angeht: ob Maskenpflicht im Inneren, 2G oder 3G-Regel oder was genau die Ampelregel vorhersagt.
Deshalb zeigt er sich noch verhalten in seiner Freude: "Wir bereiten uns auf die Öffnung vor, doch zwischenzeitlich kann noch viel passieren", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Dennoch plane er zwei große Wiedereröffnungspartys, "die Würzburg so noch nie gesehen hat", und sucht hierfür noch händeringend nach Personal. "Jeder kann sich bei uns bewerben", ruft er auf.
Dass in anderen Bundesländern bereits gefeiert werden darf, macht Knüpfing nachdenklich. Einerseits freue er sich für seine Kollegen, andererseits ärgere es ihn, dass seine Gäste in benachbarte Bundesländer wie Hessen oder Baden-Württemberg fahren können, um Party zu machen. "Aber das ist leider der Föderalismus", sagt er.
Clubbetreiber zeigen sich weiterhin verunsichert
Andreas Eder, Geschäftsführer des Zauberbergs, sieht das ähnlich. Er fühle sich benachteiligt, dass Clubs in "unmittelbarer Umgebung" bereits geöffnet haben. "Auch weil nun die anfängliche Euphorie der Feiernden nicht uns, sondern nur den Clubs in anderen Bundesländern zugute kommt. Wir werden später dann wahrscheinlich eher Ernüchterung erleben."
Trotzdem ist er erleichtert, dass die Clubs ab Oktober auch in Bayern öffnen dürfen, dennoch zeigt er sich auch weiterhin verunsichert. Auch ihm fehlen noch konkrete Vorgaben. "2G, 3G, Masken, volle Auslastung? Alles bisher unbeantwortete Fragen, die aber wichtig für eine verlässliche Planung für uns, aber auch für unsere Gäste sind", sagt er. Er befindet sich gerade mitten in den Vorbereitungen auf die kommende Öffnung. Die Sanierung einiger Bereiche des Clubs habe er bereits während der Lockdowns vorgenommen, gerade entwickelt er ein Programm.
Doch ein Punkt bereitet ihm weiterhin Bauchschmerzen: Die Personallage. "Angespannt fasst es ganz gut zusammen", sagt er. Von rund 40 Mitarbeitern vor Corona habe er weit mehr als die Hälfte verloren und auch aktuell gestalte sich die Suche nach neuem Personal nicht leicht.
Angespannte Personallage
Auch Marius Mensch, Geschäftsführer des Labyrinths, ist aktuell noch auf der Suche nach Personal. Jedoch sei die Lage nicht akut: "Viele Mitarbeitende sind wieder mit dabei, einige sind jedoch raus, weil sie mit dem Studium fertig sind." Angst, dass die Wiedereröffnung an fehlendem Personal scheitert, habe er keine.
Er freut sich auf den Oktober, ist jedoch auch ein bisschen nervös. "Man hat das einfach ewig nicht mehr gemacht, die Abläufe sind nicht mehr selbstverständlich, es gibt noch viel vorzubereiten", sagt er. Er nennt das Erstellen des Programms als Beispiel, oder kleinere Renovierungsarbeiten. Um neue Gästetoiletten oder einen neuen Anstrich hat er sich in den vergangenen Monaten bereits gekümmert.
Es zeigt sich deutlich, wie sehr sich die Clubbetreiber auf die Wiedereröffnung freuen. Doch kleine Zweifel scheint es überall noch zu geben. Bleibt also abzuwarten, was die Bayerische Staatsregierung in den nächsten zwei Wochen verkünden wird.