Ein Jahr keine Musik aus den Lautsprechern. Ein Jahr keine Schlangen vor dem Einlass. Ein Jahr kein einziger Drink, der über die Theke ging. Die Corona-Pandemie stürzt vor allem Club-Besitzer in eine existenzielle Krise: seit genau einem Jahr dürfen sie ihre Diskothek für einen regulären Betrieb nicht mehr öffnen. In der Würzburger Diskoszene hat das Virus bereits sein erstes Opfer gefordert. Das La Viva ist der erste Tanz- und Nachtclub, von dem im August 2020 bekannt wurde, dass er wegen der Corona-Pandemie die Türen dauerhaft schließen muss. Wie geht es den anderen Club-Besitzern?
Betreiber Zauberberg: "Der Politik sind die Hände gebunden"
"Sparen, wo es geht", heißt es bei Andreas Eder vom Zauberberg. Er habe bereits einige Hilfen vom Staat bekommen und hofft "dass wir die auch weiterhin bekommen können." Zusammen mit seinen Reserven würde er es so noch zwei, drei Monate aushalten, "hoffentlich...." Eder persönlich und seiner Familie gehe es gut, vor allem gesundheitlich. Jedoch könne er noch immer nicht vorhersagen, wann er voraussichtlich wieder öffnen darf.
"Den Biergarten vielleicht im Sommer, den Club wohl nicht vor Herbst/Winter 2021", sagt er. Im Mai 2020 hat sich Eder von der Politik klare Perspektiven für die Clubszene gewünscht. Wie er das heute sieht? "Da sind auch der Politik die Hände gebunden", weiß er. Niemand könne den Verlauf der Pandemie voraussehen – weder im Mai 2020 noch heute. "Das einzig wirklich hilfreiche wären schnelle Impfungen wie in Israel, den USA oder Großbritannien. Dann gäbe es tatsächlich Perspektiven."
Warnung vor einem Club-Sterben
Anders sieht das David Süß, Vorsitzender der Fachabteilung Musik & Szene des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern. Die Clubszene sei bereit, Konzepte wie Schnelltests, Lüftungstechnologien oder sichere Nachverfolgung durch digitale Registrierung vorzustellen und umzusetzen. Jedoch: "Leider gibt es noch keine Zeichen, wie die guten Ideen und die Konzepte für einen sicheren Betrieb von der Politik aufgegriffen werden." Süß warnt vor einem Club-Sterben. Es sei existenzbedrohlich, dass über solche Zeiträume erhebliche wirtschaftliche Einbußen entstehen. Deshalb sei die andauernde Perspektivlosigkeit für die Szene so schwer auszuhalten.
Doch wie kann den Club-Besitzern geholfen werden? "Durch die Möglichkeit, in den kommenden Monaten Clubveranstaltungen im Freien zu genehmigen und wirtschaftlich zu unterstützen", sagt Süß. Er erwarte jedoch nicht, dass Clubs sofort mit der maximalen Gästeauslastung öffnen können, doch "dafür braucht es dringend Unterstützung, um in dieser Zeit keine weiteren Verluste bei Clubs zu verursachen."
Trotz der Situation bleibt Christian Reitlinger positiv
Christian Reitlinger, Geschäftsführer des Clubs Studio in der Haugerpfarrgasse, hat das Beste aus der einjährigen Schließung gemacht: Neue Feuerschutztüren eingebaut, Fluchtwege überdacht und "das Bier getrunken, das abläuft", scherzt er. Trotz der Pandemie bleibt er positiv, sieht seine Situation als "Glück im Unglück", denn im vergangenen Jahr gab es eine große Baustelle vor der Tür. "Selbst wenn wir offen gehabt hätten, wären uns die Gäste wahrscheinlich weggeblieben", erzählt er.
Soforthilfen vom Staat und Kurzarbeitergeld für die Festangestellten, haben dem Club ermöglicht, zu überleben. Der Geschäftsführer glaubt jedoch nicht an eine Wiedereröffnung vor November. Und das macht ihn wütend: "Mich ärgert es nicht, dass wir geschlossen haben mussten, sondern dass es noch immer keine absehbare Lösung gibt, obwohl der Impfstoff nun da ist." Er habe der Politik vertraut und sei im Nachhinein enttäuscht, "da einfach keine festen Entscheidungen getroffen werden."
Auch Marius Mensch bleibt positiv. Der Geschäftsführer des Labyrinths ist froh über die Corona-Hilfen. "Wir können nun sagen, dass wir mit großer Wahrscheinlichkeit nicht pleite gehen werden", freut er sich. Seit den Achtzigern ist das "Laby" – wie es unter den Würzburgern genannt wird – eine feste Institution in der alternativen Szene. Sogar die "Toten Hosen" waren schon da.
Bei einem Interview im August 2020 schätzte Mensch, dass die Clubs im März dieses Jahres wieder öffnen dürfen. "Das war ja mal voll daneben", scherzt er. Nun geht er von Ende des Jahres aus. Für die Corona-Maßnahmen hat er absolutes Verständnis. "Wenn man sich die aktuell steigenden Zahlen anschaut, sieht man ja, was passiert, wenn man versucht, etwas zu lockern."
(Au, das war fies, sorry 😁)