Weg von der Inzidenz als Kriterium für Corona-Einschränkungen und ein Ende der FFP2-Maskenpflicht: Die Bayerische Staatsregierung hat am Dienstag eine neue Corona-Verordnung beschlossen, die ein klarer Paradigmenwechsel im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist. Die neuen Vorgaben gelten bereits ab diesem Donnerstag, 2. September.
Alle an der Inzidenz gebundenen Einschränkungen werden gestrichen
Die Sieben-Tage-Inzidenz als Maßstab und alle damit verbundenen Beschränkungen werden gestrichen. "An die Inzidenz knüpfen sich keine Rechtsfolgen mehr", erklärte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Auch alle Kontaktbeschränkungen fallen weg. Einzige Ausnahme: Die Anwendung der nun in vielen Bereichen maßgeblichen 3G-Regel greift erst ab einer regionalen Inzidenz von 35. Dies sei "als Startpunkt nötig", erklärte Söder.
3G: Zugang zu vielen Bereichen nur noch für Geimpfte, Genesene und Getestete
In Innenräumen gilt künftig ab Inzidenz 35 die 3G-Regel: Zugang in Restaurants, Hotels, Sporthallen, Theater, Kinos, Museen, Fitnessstudios, Bäder, Saunen, aber auch Hochschulen oder Bildungseinrichtungen hat nur noch, wer vollständig geimpft, genesen oder aktuell getestet ist. In den Schulen und Hochschulen bleiben die Schnelltests auf Dauer kostenlos. In allen anderen Bereichen muss der Test ab 11. Oktober selbst bezahlt werden.
In Alten- und Pflegeheimen, auf Messen und bei Veranstaltungen über 1000 Personen gilt die 3G-Regel auch im Außenbereich. Ausgenommen vom 3G-Grundsatz bleiben im Innenbereich nur Privaträume, Geschäfte, der ÖPNV und Gottesdienste, sowie unter freiem Himmel Veranstaltungen wie etwa Vereinsfeste mit bis zu 1000 Personen.
Maskenpflicht: Künftig reichen einfache medizinische Masken
Die Pflicht in Innenbereichen, beim Einkaufen oder im ÖPNV die besser schützenden FFP2-Masken zu tragen, entfällt. Stattdessen genügen künftig auch einfache medizinische Masken. Stoffmasken, wie zu Beginn der Pandemie im Einsatz, reichen jedoch nicht. Draußen müssen Masken in der Regel nicht mehr getragen werden – auch nicht bei Open-Air-Konzerten oder im Fußballstadion. Bei Veranstaltungen über 1000 Personen gilt jedoch in Eingangs- und Begegnungsbereichen die Maskenpflicht auch draußen.
Drinnen müssen Masken immer dann getragen werden, wenn ein dauerhafter Abstand von mindestens 1,5 Metern nicht gewährleistet werden kann. Private Treffen sind davon ausgenommen. Im ÖPNV und im Fernverkehr gilt die Maskenpflicht immer - ohne Ausnahme.
Krankenhaus-Ampel anstatt Inzidenz-Schwellen für Corona-Einschränkungen
Anstelle der Sieben-Tage-Inzidenz gilt als Warnsystem für eine mögliche Überlastung des Gesundheitssystems künftig die Krankenhaus-Ampel. Diese springt auf Gelb, wenn binnen einer Woche bayernweit mehr als 1200 Corona-Patienten in den Kliniken aufgenommen wurden. Bei Stufe Gelb gilt wieder eine FFP2-Maskenpflicht. Zudem könnten dann erneut Kontaktbeschränkungen, Personengrenzen für Veranstaltungen sowie eine PCR-Testpflicht für den 3G-Zugang eingeführt werden.
Stufe Rot greift, wenn aktuell insgesamt mehr als 600 Covid-19-Patienten in bayerischen Intensivstationen liegen. Dann sei die absolute Belastungsgrenze für das Gesundheitssystem erreicht, erklärte Söder am Dienstag. Bei Ampelfarbe Rot will die Staatsregierung "weitere Maßnahmen" zur Infektionseindämmung beschließen. Welche dies sei könnten, blieb zunächst offen. Anfang dieser Woche lag die Gesamtzahl der Covid-19-Intensiv-Patienten in Bayern bei 158.
Schulen: Freiwillige Impfungen und keine automatische Quarantäne
Bayerns Schulen sollen im neuen Schuljahr auch bei hohen Inzidenzen im Präsenzunterricht bleiben. Im Klassenzimmer und auf den Gängen gilt zunächst wieder eine Maskenpflicht. Ab Schulbeginn sollen zudem alle älteren Schüler künftig dreimal pro Woche auf eine Corona-Infektion getestet werden, die Grundschüler mit dem sichereren PCR-Lollitest zwei Mal pro Woche. Wird eine Corona-Infektion festgestellt, wird die gesamte Klasse eine Woche lang täglich getestet.
Eine automatische Quarantäne der Klasse soll es nicht mehr geben: Nur Schüler mit "ungeschütztem engen Kontakt" zu dem Infizierten sollen für mindestens fünf Tage in Isolation. In den Schulen sollen zudem für Schüler ab 12 Jahren freiwillige Corona-Impfungen angeboten werden.
In den Kitas werden die Regeln für eingeschränkten Betrieb ab Inzidenz 100 gestrichen. Auch hier sollen regelmäßige Tests nach den bisherigen Konzepten für Sicherheit sorgen.
Clubs und Diskos sollen ab Oktober öffnen – aber nur mit PCR-Test für Gäste
Eine neue Perspektive für die seit fast eineinhalb Jahren geschlossenen Clubs und Diskos: Im Laufe des Oktobers soll eine kontrollierte Öffnung auch in Bayern möglich werden. Zutritt bekommt man allerdings nur mit einem kostenpflichtigen PCR-Test. Die Details müssen noch festgelegt werden.
Mit einem Hygienekonzept seien künftig im Grundsatz alle Veranstaltungen wieder möglich – sofern die 3G- und Maskenregeln eingehalten werden, sagte Söder. Volksfeste bleiben allerdings weiter verboten.
In der Gastronomie entfällt die coronabedingte Sperrstunde um 1 Uhr. Im Bereich Handel und Dienstleistungen werden Besucherbeschränkungen, die sich an der Verkaufsfläche orientieren, aufgehoben.
Mehr Zuschauer bei Sport- und Kulturveranstaltungen
Die bisherigen Personenobergrenzen für private und öffentliche Veranstaltungen in Sport, Kultur und bei Kongressen entfallen. Bis zur Zuschauerzahl 5000 darf die komplette Stadion- oder Hallenkapazität genutzt werden. Ist die Kapazität höher, darf der über 5000 Zuschauern liegende Bereich zur Hälfte genutzt werden. Maximal erlaubt sind 25 000 Zuschauer. Zwischen Steh- und Sitzplätzen wird nicht mehr unterschieden. Es gelten bei Sport und Kultur die allgemeinen 3G- und Maskenregeln im Innen- und Außenbereich.
Durch den Impffortschritt werde "eine neue Form von Freiheit möglich", erklärte Söder die gelockerten Regeln. Corona sei keine allgemeine Pandemie mehr, sondern nur noch eine "Pandemie der Ungeimpften". Deshalb bedeuteten steigende Inzidenzen auch nicht mehr automatisch, dass die Lage insgesamt gefährlicher werde. Bayern mache aber keine Experimente, versprach der Ministerpräsident: Alle Lockerungen seien mit Experten intensiv diskutiert worden und deshalb politisch "vertretbar".
Kein Verkehrslärm ab 21.00 Uhr.
Einfach himmlische Ruhe und kein Streß.
Schade Hr. Söder, ich habe vorgestern schon meine Briefwahl abgegeben. Solange die CSU ihre Wahlgeschenke für die Spitzenverdiener aber nicht korrigiert, hätte ich meine Entscheidung eh nicht geändert.
😛😛😛
Da hat ja doch mal jemand die Berichte des RKI gelesen.
Ab Oktober gehts los.
Kleiner Auszug?
"Im Zeitraum von der 40. KW 2014 bis zur 20. KW 2019 wurden in den 73 Sentinel-Krankenhäusern 41.386 SARI-Fälle für wenigstens eine Stunde beatmet. Bei 3,1 % der SARI-Fälle unter 2 Jahren, bei 1,5 % der SARI-Fälle von 2 bis 4 Jahren sowie bei 3,2 % der SARI-Fälle in der Altersgruppe 5 bis 14 Jahre war eine Beatmung notwendig. Dagegen mussten 9 % der SARI-Fälle aus der Altersgruppe 15 bis 34 Jahre zeitweise beatmet werden. Bei einem Fünftel der SARI-Fälle (19 % bzw. 20 %) aus den Altersgruppen 35 bis 59 Jahre sowie 60 bis 79 Jahre war eine Beatmung notwendig. In der Altersgruppe 80 Jahre und älter wurden 11 % der SARI-Fälle im genannten Zeitraum beatmet."
SARI = Schwere akute respiratorische Infektionskrankheit
Anteil der Grippe an obigen Zahlen: 51%
Quelle: https://influenza.rki.de/Saisonbericht.asx
Gleiche Quelle das RKI:
"In der Saison 2020/21 hat sich weder in Deutschland noch in den anderen europäischen Staaten eine auf
Bevölkerungsebene messbare Grippewelle aufgebaut. Die ARE-Raten in der Bevölkerung und die Arztbe-
suche wegen akuter Atemwegsinfektionen blieben unter dem Niveau der Vorjahre, während die Zahl
schwerer, krankenhauspflichtiger Atemwegsinfektionen insbesondere bei älteren Menschen das Niveau
früherer Grippewellen erreichte oder sogar überstieg. Allerdings waren die schwer verlaufenden Atemwegs-
erkrankungen nicht auf vermehrte Influenzainfektionen, sondern fast ausschließlich auf COVID-19-Erkran-
kungen zurückzuführen."
D.h.: Jeder, der geimpft, oder genesen ist, braucht dafür gar keinen Test.
Aber das Problem mit diesem PCR-Test man ja ganz leicht umgehen, indem man sich jetzt einfach impfen lässt... Dann kann man schon acht Wochen später (bei Biontec), je nach Impfstoff, z.B. auch in Bayern problemlos in Clubs gehen.
Mal schauen, wie unsere Wahlgeschenke nach der Wahl wieder eingezogen werden.
Sicherlich wird es so sein, wenn 600 Patienten auf Intensiv liegen hat man bereits mit regionalen Verlegungen der Patienten begonnen. Dann ist es egal ob ein Aschaffenburger in Nürnberg liegt oder ein Regensburger in München.
Jetzt kommt wieder die Net....! Melde mich ab!