Ein Eimer, Gartenhandschuhe und eine Greifzange – schon kann das Müllsammeln losgehen. Am Samstag Vormittag sind es vor allem Familien mit ihren Kindern, die zur World Cleanup Aktion vor dem Hublandcenter gekommen sind. "Das ist auch unsere Zielgruppe", erklärt Robert Bausenwein. Zusammen mit Claudia Görde hat er die Cleanup Aktion organisiert. Dass die Kinder Spaß an der Aktion haben, steht im Vordergrund aber auch das Sensibilisieren für die Müllproblematik solle damit auf leichte Art vermittelt werden, erklärt Claudia Görde. Beide sammeln privat immer wieder bei Spaziergängen Müll am Main und Heuchelhof und teilen dies gern auf den sozialen Netzwerken. Darüber sind Görde und Bausenwein aufeinander Aufmerksam geworden und haben sich für die Aktion zum World Cleanup Day zusammengetan.
Auf den ersten Blick wirkt das Hubland mit seinen großen Grünflächen und modernen Gebäuden wie ein Vorzeigestadtteil. Alte Papiertüten, Abfall von der letzten Partynacht oder große Fast Food Tüten, wie man sie nach einem Wochenende am Mainufer findet, sieht man am Hubland nicht – zumindest nicht heute. Darum gehe es aber auch gar nicht, machen Bausenwein und Görde deutlich: "Es ist nicht unser Anliegen, den Kids ihren Partymüll hinterherzutragen", sagt er. Umweltverschmutzung und die Müllproblematik fangen im Kleinen an, erklärt Bausenwein. Zigarettenstummel, Kaugummipapier oder Kronkorken sind nur einige Beispiele für unauffällige Vermüllung.
Gefahr für die Umwelt: Zigarettenstummel als scheinbar unsichtbare Vermüllung
Auch Deutschlands erster Klimabürgermeister Martin Heilig zeigt sich begeistert, als er die Aktion am Hubland eröffnet. Die Idee, die Aktion auch und besonders an die Kinder zu richten hält er für einen guten Ansatz. "Das Bewusstsein für neue Formen von Müllnutzung und Produktion muss sich ändern", hebt er bei seiner Rede hervor. Jeder Teilnehmer bekommt von Robert Bausenwein und Claudia Görde einen Eimer, Schutzhandschuhe oder eine Greifzange zum Sammeln ausgeteilt. Außerdem gibt es eine extra Sammeldose für Zigarettenstummel. Diese brauchen die Teilnehmer für den großen Glaszylinder, der am Treffpunkt aufgebaut ist. Markierungen in Tausender Schritten sollen vor Augen führen, wie viele Glimmstängel überall am Straßenrand und auf den Wiesen weggeworfen werden – Müll, der einem nicht sofort ins Auge sticht.
Dass Zigarettenüberreste ein großes Problem für die Umwelt sind, ist nicht neu. Laut dem World Wide Fund For Nature (WWF) verschmutzen jährlich rund 340 bis 680 000 Tonnen Zigaretten unseren Planeten. Rund 7000 verschiedene Giftstoffe, wie Arsen, Blei oder Benzol sind in einem Zigarettenfilter enthalten. Werden diese nicht ordentlich entsorgt und nur auf den Boden geschmissen, können die Gifte in das Grundwasser, Seen oder Flüsse gelangen. Aber auch die Filter der Glimmstängel sind umweltschädlich. Der Abbau eines Zigarettenfilters dauert zehn bis 15 Jahre, wenn er nicht vorher im Bauch eines Fisches oder anderen Wassertieres landet.
Das Müllsammeln macht den Kleinen Spaß, aber es wurde auch ernst
Deshalb sei es wichtig, dass es Müllsammelaktionen wie diese gäbe, erklärt Martin Heilig. Aber Müllsammeln könne jeder auch unabhängig von der Cleanup Aktion "Man braucht nur einen Eimer und Handschuhe – das hat jeder Zuhause", erklärt Bausenwein. Görde ergänzt: "Man muss beim Spazieren nur die Augen offen halten und schon sind auch die Kinder beschäftigt". Dass die Kleinen aber nicht nur Spaß an der Aktion haben, sondern sie auch durchaus ernst nehmen, zeigt ein kleiner Wutausbruch zwischendurch. "Er ist sauer, weil er keine Greifzange mehr bekommen hat", erklärt eine engagierte Mutter.
Gegen 13 Uhr endet die Sammelaktion. Der Glaszylinder, in dem Zigaretten separat gesammelt wurden, hat sich über die letzten Stunden gut gefüllt. Am Ende der Aktion wurden rund 5000 Zigarettenstummel und 1000 Liter Müll gesammelt. Claudia Görde und Robert Bausenwein sind mit der Resonanz und ihrer Aktion zufrieden. Zwischen 40 und 50 Sammler sind über das Hubland Gelände gezogen, schätzen sie. Auf die Anzahl der heutigen Teilnehmer allein komme es den beiden aber nicht an. "Selbst, wenn nur zehn Leute zum Mitsammeln kommen, ist das schon viel wert", so Görde.
Sie wünsche sich ohnehin, dass die heutige Aktion nur ein Anreiz für das Umdenken in der Thematik ist. Zwar mache das Müllsammeln Spaß und sei für die Kinder wie Ostereier suchen, es sei aber auch schlimm, dass Aktionen wie die heute überhaupt nötig seien. "Würde sich jeder für seinen eigenen Müll verantwortlich zeigen, dann hätten wir das Problem gar nicht", ermahnt Görde. Dabei ist Müllvermeidung gar nicht schwer. Jeder Einzelne kann mit einer Kleinigkeit zu weniger Müll auf unserem Planeten beitragen.
Verpackungsmüll: Es zählen die kleinen Taten mit großer Wirkung
Robert Bausenwein und Claudia Görde raten dazu, kleine Dinge in den Alltag zu integrieren "Man kann den Joghurt im Glas statt im Becher kaufen", schlägt Görde vor. Das sei ein einfacher Schritt, der für jeden umsetzbar ist und schon viel ausmache. Rund 32 Prozent des weltweit produzierten Plastiks landen laut WWf in der Umwelt. Auch deshalb sei es wichtig, schon beim Einkauf darauf zu achten, wo Verpackungsmüll vermieden werden könne, so Görde.
Wie viel erreicht werden kann, wenn jeder Einzelne ein kleines Stück dazu beiträgt, zeigt die Bilanz des World Cleanup Days. Allein in Deutschland haben sich insgesamt 708 Kommunen mit 141 700 Teilnehmern an der Aktion beteiligt. Ein erheblicher Anstieg im Vergleich zum vergangenen Jahr. 2020 hatten sich 448 Kommunen und 82 200 Teilnehmern dem Cleanup Tag angeschlossen. In Deutschland gibt es insgesamt 10 796 Gemeinden (Stand 31. Dezember 2020). Parallel zur Cleanup Aktion am Hubland haben sich in Würzburg auch rund 25 CSU-Mitglieder zur Müllsammelaktion am Mainufer in der Sanderau zusammengefunden und im Rahmen des diesjährigen Wahlprogramms den Abfall-Hotspot vom Müll befreit. Für den nächsten World Cleanup Day 2022 ist in Würzburg, Deutschland und der Welt noch Luft nach oben.