Die Nachricht, dass Claudia Stamm die Partei verlässt, hat auch bei den Grünen in Unterfranken eingeschlagen.„Geschockt und überrascht“ sei er, sagt der Würzburger Kreisvorsitzende Martin Heilig. Gerade die Grünen in Stamms Heimatstadt hätten immer „gut und gerne“ mit ihr zusammengearbeitet; bei Veranstaltungen war sie ein gern gesehener Gast.
Keine zwei Jahre ist es her, da kokettierte Stamm bei einem Redaktionsbesuch mit der Möglichkeit, Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der nächsten Landtagswahl zu werden. „Es ist schön, wenn einem etwas zugetraut wird“, sagte sie damals. Dem letzten Schritt nach oben auf der politischen Karriereleiter schien nicht mehr viel im Wege zu stehen.
Und nun, 20 Monate später, vollzieht sie den Bruch komplett, schmeißt den Grünen die Brocken hin – und gründet eine neue Partei.
Burkhard Hose: Austritt ist keine Überraschung
„Mich überrascht das nicht“, sagt Burkhard Hose, „die Claudia ist eben sehr konsequent – vor allem in Menschenrechtsfragen. Das verbindet uns.“ Der katholische Hochschulpfarrer aus Würzburg arbeitet mit ihr in der Initiative „Mut zu Mut – Kampagne für Demokratie und Solidarität“ zusammen. Nachdem auch Grüne „eine Politik der sicheren Herkunftsländer“ unterstützen, nachdem die grüngeführte Regierung in Baden-Württemberg abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan abschiebt, habe auch er überlegt, auszutreten. „Ich hadere mit den Grünen, wenn sie dazu beitragen, das Asylrecht aushöhlen“, sagt Hose. Derzeit habe er aber nicht die Absicht, in der neuen Stamm-Partei mitzumachen. Er engagiere sich weiter in der Kirche.
Kerstin Celina, die Landtagsabgeordnete aus Kürnach (Lkr. Würzburg), sieht den Rücktritt der Kollegin sehr pragmatisch. „Das ist wie in einer Firma. Wenn ich die vereinbarten Kompromisse nicht mehr mittragen kann, muss ich kündigen.“ Stamm habe sich zwar bei innerfraktionellen Debatten öfter nicht durchsetzen können, isoliert aber sei sie nicht gewesen. „Für mich kommt der Rückzug sehr überraschend.“ In München wird derweil spekuliert, die schwindenden Aussichten für einen aussichtsreichen Platz auf der Oberbayern-Liste bei der Landtagswahl 2018 könnten der letzte Auslöser für den Austritt sein.
Anerkannte Haushaltsexpertin
2009 erst war die 46-jährige Mutter zweier Kinder in den Landtag eingezogen. Dort galt die gelernte Journalistin von Anfang an als kantiger, streitbarer Kopf. Neben Asyl und Menschenrechten ist Stamm die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie von Lesben und Schwulen ein Herzensanliegen. Im Landtag hat sie sich auch als Haushaltsexpertin weit über die Grenzen der eigenen Partei hinaus Anerkennung verschafft.
Immer wieder Thema ist ihre Herkunft. Claudia Stamm ist die Tochter von Landtagspräsidentin Barbara Stamm, der stellvertretenden CSU-Vorsitzenden. Trotz unterschiedlicher politischer Lager, den Respekt für den politischen Lebensweg des jeweils anderen haben Mutter und Tochter immer wieder öffentlich bekundet. „Auch wenn wir viele Reibungen miteinander hatten, ist sie immer ein Vorbild für mein frauenpolitisches Engagement gewesen“, hat Claudia Stamm einmal im Gespräch mit der Redaktion gesagt.
Wahlkampf von der Mutter gelernt
Beeindruckt habe sie, sagt die Tochter, wie sich die Mutter im konservativ-katholischen Würzburg in den 70er und 80er Jahren in der männerdominierten Partei CSU durchgesetzt habe. Davon habe sie viel gelernt. Wie Barbara Stamm liebe sie Wahlkampf, den Kontakt mit den Menschen und das Diskutieren auf der Straße.
Wie gut Stamm junior Wahlkampf kann, ließ sich im Frühjahr 2012 beobachten, als sie sich im Kreis Ansbach um das Amt der Landrätin bewarb. Ein Coup der örtlichen Grünen. Wochenlang war die Kandidatin auf Veranstaltungen von der Betriebsbesichtigung bis zum Schafkopfabend unterwegs, bei Minusgraden diskutierte sie an den Infostanden von Rothenburg bis Neuendettelsau. Stamm gewann viele Sympathien weit über die klassische Grünen-Klientel hinaus. Am Ende erzielte sie starke 19,9 Prozent und verfehlte ganz knapp die Stichwahl.
Achtungserfolg in Ansbach
Der Ausflug in den Niederungen der mittelfränkischen Kommunalpolitik verschaffte ihr parteiintern viel Respekt. „Gerade um die Basis in Franken tut es mir leid“, sagte Stamm am Dienstag nach der Austrittspressekonferenz. „Vieles hat mir Spaß gemacht, der Schritt ist kein leichter.“ Aber zuletzt habe sie sich bei den Grünen nicht mehr aufgehoben gefühlt. Sie wolle ihre Ex-Partei nicht spalten, sehe aber viele Gesinnungsgenossen, die auf ein alternatives Angebot warteten. „Für Menschenrechte, für ein Mehr an sozialer Gerechtigkeit, für konsequenten Klimaschutz.“
Und wenn es mit dem Einzug der neuen Partei in den Landtag im nächsten Jahr nicht klappt? „Dann sehen wir weiter“, Angst um ihre Zukunft habe sie nicht. Claudia Stamm hat kämpfen gelernt.
bei uns am Stammtisch meint man.n, "des wird nix gscheits!"
da bei der CSU ja schon das Soziale mit im Namen steht - wenn es ihr denn im
Besonderen darum geht - dann kommt nach "B. Stamm" eben eine "C. Stamm".
Das wäre doch das Vernünftigste und im Fasching in Veitshöchheim hätt sie dann
auch einen Stammplatz.