
Seit 1. April dürfen Volljährige Cannabis unter bestimmten Vorgaben besitzen und konsumieren. Gleichzeitig sieht das Cannabisgesetz (CanG) eine Verbesserung des Gesundheitsschutzes vor, zum Beispiel durch einen Ausbau der Präventionsangebote. Doch was bedeutet Suchtprävention und welche Angebote gibt es bislang in Unterfranken? Und mit welchen Auswirkungen der Teillegalisierung von Cannabis rechnen die Suchtberatungsstellen in der Region jetzt?
Wo es in Unterfranken Fachstellen für Suchtprävention gibt und wie sie arbeiten
"Eine Suchtpräventionsfachstelle organisiert beispielsweise Einsätze an Schulen und vor Party-Locations, um im direkten Gespräch mit der Zielgruppe (Jugendliche, junge Erwachsene) über Sucht und ihre Folgen aufzuklären", sagt Andreas Lösch, Pressesprecher des Landratsamts Schweinfurt. Dort ist am Gesundheitsamt eine solche Fachstelle eingerichtet, die sich um die Vernetzung örtlicher Strukturen kümmert und lokale Projekte erarbeitet und umsetzt.
Auch in den anderen unterfränkischen Landkreisen gibt es an den Gesundheits-oder Jugendämtern jeweils Suchtpräventionsfachstellen. Sie organisieren und unterstützen Präventionsprojekte wie "Flashback" oder "Cannabis - Quo Vadis". Das Ziel: Jugendliche an weiterführenden Schulen über die Risiken von Cannabis aufzuklären.
Monika Göhr, Sprecherin des Landratsamts Haßberge ist sich sicher: "Die Anfragen für Projekte im schulischen Kontext werden ansteigen." Im Umfeld Schule sei Cannabis bereits vor der Legalisierung ein großes Thema und Problem gewesen, das sich jetzt voraussichtlich verstärken werde.
Das sieht auch Dominikus Bönsch, Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Lohr am Main (Lkr. Main-Spessart), so. Umso wichtiger sei es, die Prävention auszubauen, sagt der Psychiater: "Im Bereich illegaler Drogen und Cannabis gibt es aktuell flächendeckend in Unterfranken viel zu wenig Präventionsangebote."
Für einen Ausbau des Präventionsangebots: mehr finanzielle und personelle Mittel nötig
Eine Ausweitung sei zwar wünschenswert, jedoch nur mit mehr Personal und mehr finanziellen Mitteln möglich, sagt Andreas Lösch vom Landratsamt Schweinfurt. Denn aktuell sei die Grenze des Leistbaren ausgereizt: "Hier sind auf Landes- und Bundesebene Förderprogramme gefragt, die eine entsprechende personelle Ausstattung der Suchtpräventionsfachstellen ermöglichen und weitere Akteure in der Suchtprävention unterstützen."
Auch bei der Stadt Würzburg hofft man laut Sprecherin Petra Steinbach, dass für die Präventionsarbeit ausreichend Gelder zur Verfügung gestellt werden – und dass das Projekt "FreD – Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten" weiterhin verpflichtend durchgeführt wird.
Das Programm richtet sich an "konsumauffällige" Jugendliche und junge Erwachsene, die bislang von der Justiz an die Beratungsstelle vermittelt wurden. Bei erfolgreicher Teilnahme wurde von weiteren Weisungen und Strafen abgesehen.
"Nach dem neuen Gesetz wird Cannabis von der Polizei lediglich beschlagnahmt, über weitere Maßnahmen haben wir noch keine Kenntnis, wissen auch nicht, ob diese vorgesehen sind", sagt Claudia Lother von der Stadt Würzburg. Wie es weitergehe, sei noch völlig unklar. Aktuell gehe man jedoch davon aus, dass junge Erwachsene sich nicht "freiwillig" für eine Teilnahme beim Frühinterventions-Projekt entscheiden werden und dadurch schwerer vorzeitig zu erreichen sein könnten.
Würzburger Suchtberatungsstelle: Weniger Vermittlung durch Justiz, weniger Anfragen
Was die Arbeit der Jugend- und Drogenberatung betrifft, rechne man bei der Stadt mit einem Rückgang der Anfragen in Sachen Cannabis, sagt Sprecherin Petra Steinbach. Jugendliche Cannabis-Konsumenten, die mit Auflagen vom Gericht an die Beratungsstelle vermittelt wurden, "werden nun nicht mehr bei uns erscheinen". Die Hoffnung sei jedoch: Wenn jetzt die Angst vor einer Kriminalisierung wegfällt, kann man junge Konsumentinnen und Konsumenten früher erreichen.
Aber scheinbar muß dem trinkfreudigen Frankenvolk auch hier die tägliche Dosis Hysterie aufgetischt werden?!