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Burggrumbach
Burggrumbach: Wie die Grumbachburg früher einmal ausgesehen hat
Ein Burgmodell zeigt die Burg im 14./15. Jahrhundert. Wer Interesse hat, sich die Burg im Landkreis Würzburg anzuschauen, kann an kostenlosen Burgführungen teilnehmen.
Nicht alle Teile der Burg in Burggrumbach sind heute noch erhalten. So zeigt das historische Burgmodell unter anderem noch den Bergfried, der ab 1774 abgerissen wurde, um die Straße nach Werneck (die heutige B19) auszubauen.
Foto: Egon Schraud | Nicht alle Teile der Burg in Burggrumbach sind heute noch erhalten. So zeigt das historische Burgmodell unter anderem noch den Bergfried, der ab 1774 abgerissen wurde, um die Straße nach Werneck (die heutige B19) ...
Aurelian Völker
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Die Grumbachburg ist heute noch das Wahrzeichen von Burggrumbach, auch wenn einige historische Bauten heute nicht mehr vorhanden sind. Wie die Burg früher einmal ausgeschaut haben soll, das zeigt das Modell der mittelalterlichen Burg im 14./15. Jahrhundert, das der Kulturgeschichtliche Arbeitskreis Burggrumbach vorgestellt hat. Angefertigt hat das imposante Modell der Burganlage der Modellbauer Michael Umkehr im Maßstab 1:72.

Das Burgmodell gibt einen interessanten Einblick in die Bedeutung und das ursprüngliche Aussehen dieser Burganlage und wird bei zukünftigen Burgführungen, die kostenlos angeboten werden, zur Veranschaulichung beitragen. Außerdem wird der Arbeitskreis das Modell der Pleichach-Grundschule Unterpleichfeld und der Mittelschule Pleichach-Kürnachtal für den heimatkundlichen oder geschichtlichen Unterricht zur Verfügung stellen.

Steine der Burg für den Straßenbau verwendet

Das Modell beinhaltet auch die Teile der Burg, die heute nicht mehr erhalten sind, da sie zerstört oder abgerissen wurden. Das betrifft etwa den romanischen Wohnturm, der im 17. Jahrhundert als Pfarrhaus neu aufgebaut wurde, oder den Bergfried, der ab 1774 abgerissen wurde. Dessen Steine wurden für den Ausbau der Straße nach Werneck verwendet, dort wo sich heute die B 19 befindet. Aber auch die Doppeltortürme, der südwestliche Flankierungsturm und die Ringmauer mit Schießscharten und Wehrgang sind nicht mehr erhalten.

So soll die Zugbrücke vor der Grumbachburg früher im Mittelalter ausgeschaut haben. Anhand der echten Burgmauer im Hintergrund kann man gut vergleichen, wie realistisch und mit welcher Liebe zum Detail das Modell geschaffen wurde.
Foto: Egon Schraud | So soll die Zugbrücke vor der Grumbachburg früher im Mittelalter ausgeschaut haben. Anhand der echten Burgmauer im Hintergrund kann man gut vergleichen, wie realistisch und mit welcher Liebe zum Detail das Modell ...

Die "Burg am grünen Bach" - daher der Ortsname "Burggrumbach" - stammt im Kern aus dem 12. Jahrhundert und war der Stammsitz der Marquarde von Grumbach. Die Dynastie der Marquarde nahm vor allem am Hofe des Kaisers Friedrich Barbarossa im hohen Mittelalter eine überaus bemerkenswerte Rolle ein. Doch auch nach dem Aussterben der Edelfreien von Grumbach 1230 verlor sie ihre Bedeutung nicht. Im 16. Jahrhundert geriet sie durch die Auseinandersetzung zwischen dem Bischof von Würzburg und Wilhelm von Grumbach erneut in den Fokus der damaligen Politik.

Idealtypische Bestandteile einer Burg

Tatsächlich waren die meisten mittelalterlichen Burgen im deutschen Sprachgebiet - geschätzt bis zu 50 000 - Wohnsitze der Adelsfamilien, heißt es vom Arbeitskreis. Für sie waren die Burgen Zentren ihrer Politik und Verwaltung, sowie Mittel zur Ausübung der Herrschaft. Die mächtigen Bauten spiegelten das Selbstbewusstsein und das Repräsentationsbedürfnis des Adels innerhalb der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung wider, ebenso waren sie Status und Machtsymbol des Landesherrn. Die herrschaftliche Durchdringung einer Region und die Sicherung der Territorien der Lehensherren blieb wesentlich mit dem Besitz von Burgen verbunden.

Die Grundfunktionen einer Burg waren Verteidigung und Repräsentation. Über Jahrhunderte blieben daher ein Bergfried, ein Palas, eine Ringmauer mit Flankierungstürmen, der Torbau mit Tortürmen und einer Burggrube sowie ein Burggraben die idealtypischen Bestandteile der Burg. Der Drang, Schutz vor Angreifern hinter hohen festen Mauern zu suchen, ist ein allgemeinhistorisches Phänomen.

Grumbachburg wäre auf einen Angriff schlecht vorbereitet gewesen

Allerdings erfüllte der Charakter der Architektur der Grumbachburg wie bei den meisten anderen Burgen auch eher das Prinzip der Abschreckung als der wirklichen Verteidigung, wissen die Experten vom Kulturgeschichtlichen Arbeitskreis. Vermutlich wäre ein Katapult zur Erstürmung gar nicht notwendig gewesen, Brandpfeile hätten wahrscheinlich schon ausgereicht. Denn Torbau, Bergfried und Wohnturm waren wehrtechnisch unzureichend ausgebaut. Wer aber vor der Burg stand, fühlte die Macht und Wehrhaftigkeit der Besitzerinnen und Besitzer.

Bürgermeister Alois Fischer (links) und Günter Dusel vom Kulturgeschichtlichen Arbeitskreis Burggrumbach stellten in der Grumbachburg ein Modell vor. Es beinhaltet auch die Teile der Burg, die heute nicht mehr vorhanden sind.
Foto: Egon Schraud | Bürgermeister Alois Fischer (links) und Günter Dusel vom Kulturgeschichtlichen Arbeitskreis Burggrumbach stellten in der Grumbachburg ein Modell vor.

Der Vorsitzende des Arbeitskreises, Günter Dusel, betonte, dass die Grumbachburg ein Teil unseres historischen Erbes sei. „Der Schutz dieses anvertrauten Erbes, das Bewahren dieses Kulturgutes, sollte stets die Aufgabe und Verpflichtung unserer Dorfgemeinschaft bleiben“, sagte er. Auch Unterpleichfelds Bürgermeister Alois Fischer sieht es als eine Herausforderung, das kostbare Erbe zu bewahren und als wertvolles Zeugnis unserer Dorfgeschichte zu erhalten.

Fischer sicherte die volle Unterstützung seitens der Gemeinde für den Erhalt des Denkmals zu: "Die Burg bleibt für uns Heimat und Identität", so Fischer. Und wie ihre Burg mal ausgesehen hat, das können jetzt alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Unterpleichfeld am Modell sehen. Aber auch Gäste von auswärts sind jederzeit eingeladen, etwas über die Burg zu erfahren.

Einblicke beim Tag des offenen Denkmals und kostenlose Burgführungen

Wer Interesse hat, die Burg zu besichtigen, kann dies am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, tun. Von 11 bis 17 Uhr ist die Burg für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Dabei kann auch der neu angelegte Mittelalterburggraben besichtigt werden. Außerdem führt der Kulturgeschichtliche Arbeitskreis wieder Burgführungen (entsprechend der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung) durch. Die Führungen sind kostenfrei. Nachfragen sind bei Melitta Schraud möglich unter Telefon (0 93 67) 39 30.

 
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