
Eine Burg steht meist auf einer Anhöhe und ist von einem Erdwall umgeben. Auf diesem haben die Burgherren sicherlich früher bis zu den Burgmauern verschiedene Nutzpflanzen angebaut. Im Lauf der Jahrhunderte sind diese Flächen allerdings mit allerlei Wildwuchs zugewachsen. So auch die Burg in Burggrumbach bei Unterpleichfeld im nördlichen Landkreis Würzburg.
Jürgen Gutjahr, ein Experte für mittelalterliche Lebensweise und Martin Mais, der Gymnasiallehrer für Geschichte am Siebold-Gymnasium in Würzburg, der in seiner Freizeit über die Geschichte der Burg und ihrer Besitzer forscht, haben in der Burggrumbacher Burg bereits öfter kleine Spektakel mit Ritterlager Theateraufführungen über das Leben der Edelfreien von Grumbach organisiert.
Da das in Zeiten der Pandemie nicht mehr möglich war, hatten sie eine andere Idee: Den Wildwuchs am Erdwall der Burg zu entfernen und ihn durch Neuanpflanzung zu verschönern und damit die Burg durch einen mittelalterlichen Garten zu ergänzen. Initiator Mais berichtete über die Beweggründe für diese Idee: "Das Mittelalter war eine Zeit nicht nur der Kriege und des Leids. Vom kulturellen Austausch zehren wir im wahrsten Sinn des Wortes noch heute. Granatapfel, Aprikose, Pfirsich, Mirabelle kamen durch den oft auch friedvollen Kontakt mit dem Orient zu uns."

Zuerst schreckte Mais und Gutjahr der hohe Aufwand, der für beide kaum stemmbar schien. Das "Projekt Burggarten" begeisterte nach und nach die Bewohner des Orts: Immer mehr wollten mitmachen.
Durch eine clevere Planung, bei der die Helfer Abstand zueinander hielten und diese auch zeitlich versetzt arbeiteten, kam das Projekt in der Corona-Pandemie gut voran. Und nach und nach wurde der bestehende Baum- und Strauchbestand im Burggraben ergänzt. Gepflanzt wurden Wildrosen und andere Heckensträucher wie Kornelkirsche, Sanddorn, Felsenbirne, Haselnuss, Weißdorn und Pimpernuss, aber auch Mandel- und Feigenbäume – europäische oder aus dem Orient stammende Pflanzen.
Alles klappte so gut, weil sich viele Menschen von der Begeisterung der Burgenfans Mais und Gutjahr anstecken ließen: Kindergartenkinder aus Burggrumbach/Unterpleichfeld und deren Eltern pflanzten allein 30 Reben für Tafeltrauben.
Mitglieder von Salut Unterpleichfeld, des deutsch-französischen Partnerschaftsvereins, übernahmen die Patenschaft von einigen Winterbirnen französischer Herkunft. Für die Terrassierung des Geländes stellte die Gemeinde aus ihrem Wald Fichten-Schwartenbretter bereit. Und viele engagierte Helfer, wie Jürgen Gutjahr oder Werklehrer Swen Michalcyk von der Mittelschule, legten selbst mit Hand an. „Mein besonderer Dank geht an die Umweltstiftung Würzburg, die das Projekt mit einer großzügigen Förderung von 1800 Euro überhaupt erst möglich machte“, ergänzte Martin Mais.
So entstand in langen Arbeitsstunden und mit viel Unterstützung zahlreiche Förderer ein Garten nach mittelalterlichem Vorbild. Vollständig wurde der „mittelalterlich botanische Garten“ mit der Pflanzung zahlreicher Heilkräuter. Alle Pflanzen sind mit kleinen Schildchen namentlich gekennzeichnet.

Hilfsbereit war auch die Kirchenstiftung Burggrumbach, ohne deren Unterstützung die Durchführung dieses Projekts niemals möglich gewesen wäre. Von Reinhard Schraud stammt die Idee zur Bewässerung des Gartens. Das Regenwasser vom Dach der Zehntscheune wird in großen Tanks gespeichert. Martin Mais sagt: „Fragt man die richtigen Leute, dann bekommt man hier im Ort schnell Unterstützung und Hilfe. So zum Beispiel vom Hubertusverein, der sofort half, als ich weitere finanzielle Mittel suchte.“
Offizielle Eröffnung im Herbst
Mais freut sich heute schon auf die Zeit, wenn Kinder und Erwachsene den neuen Garten als Lehr-, Lern- und Arbeitsort, aber auch als kleines Paradies mit Naschobstpflanzen nutzen können. In einigen Jahren sollen außerdem die geernteten Früchte zur Verkostung angeboten werden. Eröffnet werden soll der Garten im Rahmen des Kulturherbstes am 9. und 10. Oktober zusammen mit den Rittern des Chors Castellum.

Wie schön, dass so viel Initiative und Engagement gemeinsam möglich ist.
Das macht neugierig. Wir werden gern einmal vorbeischauen. Gran Canaria einmal auslassen und wieder etwas gemeinsam stemmen und wachsen sehen - das sind die guten Seiten der Pandemie.