Gegen den geplanten Bau eines Park & Ride-Parkhauses in der Stettiner Straße regt sich nun offen Widerstand. Seit vergangener Woche läuft im Netz eine Online-Petition, die unter dem Motto "Gegen das Parkhaus! Erhalt der Grünfläche und des Minigolfplatzes in der Sanderau!" steht. Initiator ist Matthias Nickerl, der den Minigolfplatz in der Stettiner Straße betreibt.
Der 45-Jährige ist im Moment der Hauptbetroffene der Parkhaus-Pläne, denn auf der jetzigen Fläche seines Minigolfplatzes soll Würzburgs erstes Park & Ride-Parkhaus gebaut werden. Nickerl hat die Fläche von der Stadt gepachtet, sein Vertrag ist jährlich kündbar.
Parkhaus soll Platz für etwa 500 Autos bieten
Wie der Stadtrat in seiner Sitzung am 16. Mai beschloss, soll auf einem Teil der gegenüber der s.Oliver Arena gelegenen Grünfläche das Parkhaus entstehen, in dem künftig Platz für rund 500 Autos sein soll. Das sieht eine entsprechende Änderung des Bebauungsplanes "Südliche Sanderau" vor. Für den Bau sollen allerdings nur 2700 der insgesamt 15 000 Quadratmeter der Grünfläche überbaut werden – ziemlich genau auf dem Standort des Minigolfplatzes.
Wie Matthias Nickerl gegenüber dieser Redaktion sagte, habe er von den Plänen nur durch die Berichterstattung dieser Redaktion erfahren. Erst am Tag vor der entscheidenden Stadtratssitzung am 16. Mai habe ihn der städtische Baureferent Benjamin Schneider angerufen. Schneider bestätigt das: "Ich bin nicht eher auf den Herrn Nickerl zugegangen, weil es sich ja um ein ganz normales Pachtverhältnis der Stadt mit diesem Betreiber handelt und weil ich ja nicht wusste, ob der Stadtrat überhaupt eine weitere Befassung beschließen wird."
Online-Petition hat mehrere Hundert Unterstützer
Die Entscheidung im Stadtrat war für Nickerl dann jedoch der Auslöser, sich mit einer Online-Petition gegen die Bebauung zur Wehr zu setzen. Die zeitgleich von Nickerl gegründete Bürgerinitiative "Biss" (Bürgerinitiative Stettiner Straße) fordert darin den "Erhalt der Grünflächen und des Minigolfplatzes". Online gibt es bisher über 400 Unterstützer, in die Unterschriftenlisten hätten sich bereits "200 bis 300" Menschen eingetragen, so Nickerl.
In einem längeren Text, den man auf der Internetseite der Bürgerinitiative nachlesen kann, führt "Biss" viele Gründe gegen den Parkhaus-Bau an. Nicht alle dort transportierten Angaben stimmen indes mit den von der Stadt genannten Details überein. So ist bei "Biss" die Rede davon, dass ein "Großteil der Bäume" gefällt werden soll. Gegenüber dieser Redaktion hatte Baureferent Schneider allerdings bereits Anfang Mai exakt das Gegenteil gesagt: Der Baumbestand der Grünfläche solle "weitestgehend erhalten werden". Auch für die in der Petition genannten "geschätzten Baukosten von acht bis zehn Millionen Euro" gebe es keine Grundlage: "Die Baukosten sind noch nie ermittelt worden", so Schneider gegenüber dieser Redaktion.
Bürgerinitiative befürchtet Verlust von Naherholungsfläche
Weitere Argumente der Bürgerinitiative richten sich unter anderem gegen den Flächenverbrauch und ein befürchtetes "erhöhtes Stauaufkommen in der Stettiner Straße und Umgebung" bei Veranstaltungen in der s.Oliver Arena. Ins Feld geführt wird ferner der Wert der jetzigen Fläche und des Minigolfplatzes für die Naherholung in der Sanderau. Zumindest während der Bauphase werde auch der übrige Platz in Mitleidenschaft gezogen.
Matthias Nickerl, der neben der Anlage in Würzburg noch Minigolfplätze in Veitshöchheim und Güntersleben betreibt, setzt jetzt auf die Unterstützung aus der Würzburger Bürgerschaft und aus dem Stadtrat. Dort hatten die Fraktion der Grünen sowie weitere Stadträte anderer Fraktionen gegen die Parkhaus-Pläne gestimmt. Einer von ihnen, Willi Dürrnagel (CSU), hatte bereits in der Bürgerversammlung am 30. April angekündigt, wegen der Pläne werde es "massive Schwierigkeiten" mit den Sanderauer Bürgern geben.
Wenn es nach Matthias Nickerl geht, ginge genau das in Ordnung. Denn beim Unterschriftensammeln will er es nicht belassen. "Was mir am allerliebsten wäre, ist ein Bürgerbegehren, das das ganze Vorhaben verhindert."
Da sollte sich die Stadt mal mit den Umlandgemeinden unterhalten und denen ein attraktives Angebot machen.
Ein P&R in die Sanderau ist sicher nicht des Pudels Kern.
In Sachen Verkehrspolitik hat Würzburg erheblichen Nachholbedarf. Eine Wende wirds aber nur geben, wenn nächstes Jahr, wie jetzt in Stuttgart, Mannheim oder Karlsruhe geschehen, der rückständige Teil des Gemeinderats abgewählt wird.
Wäre in Bayern das Wählen bei Kommunalwahlen ab 16 möglich, wäre der Spuk mit dem MIV schnell zu Ende. Vermutlich läßt das aber die Söder CSU, die lieber mit den Orbans kuschelt und Bündnisse mit extremen Rechten gut findet (wie in Österreich) nicht zu. Das wäre dann zuviel an Demokratie.
Treffender kann man die völlig absurde Verkehrsplanung hin zur autogerechten Stadt der letzten Jahrzehnte nicht beschreiben.
Wo sonst macht ein P+R oder Parkhaus mehr Sinn? Anschlüsse an Autobahn, Bundesstr., Straba, Kickersstadion, Feggrube Naherholungsgebiet, Schwimmbad, Sporthalle, mehrere Schulen. Das Parkhaus wird zu klein sein.
Einen Bürgerentscheid darüber, ob Würzburg neue Orstschilder bekommen soll:
"Würzburg - Stadt der nervtötenden Bürgerentscheide"
Man Leute euch fällt doch immer was anderes ein. Selbst Park&Ride wäre mir zu umständlich, dann geh ich halt nichtmehr nach Wü, kauf alles online. Bevor ich ne halbe Stunde einen Parkplatz suchen muss.
Im Ernst gegen das Parkhaus zu sein bedeutet Politik nach dem Motto: Wasch mich, aber mach nicht nicht nass!