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Würzburg
Branddirektor nach Notre-Dame: Kirchenbrände sind schwer zu löschen
Innerhalb von Stunden hat ein Feuer Notre-Dame in Paris verwüstet. Wäre die Feuerwehr in Würzburg auf solch einen Großbrand vorbereitet? Ein Experte antwortet.
Rauch steigt von der brennenden Kathedrale Notre-Dame auf. Nach dem verheerenden Brand am Montagabend (15.04.2019) in der Pariser Kathedrale sind die Flammen komplett gelöscht.
Foto: Oleg Cetinic, dpa | Rauch steigt von der brennenden Kathedrale Notre-Dame auf. Nach dem verheerenden Brand am Montagabend (15.04.2019) in der Pariser Kathedrale sind die Flammen komplett gelöscht.
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:02 Uhr

Innerhalb weniger Stunden hat ein Feuer die französische Kathedrale Notre-Dame in Paris verwüstet. Wäre die Feuerwehr in der Region auf einen Großbrand vorbereitet? Mit welchen Schwierigkeiten haben Einsatzkräfte in ähnlichen Fällen zu kämpfen? Antworten gibt Thorsten Ante, stellvertretender Leiter der Würzburger Feuerwehren. Der 39-Jährige arbeitet seit zwölf Jahren bei der Feuerwehr und ist seit vier Jahren Branddirektor der Berufsfeuerwehr in Würzburg.

Thorsten Ante, Branddirektor der Berufsfeuerwehr Würzburg.
Foto: Amt für Zivil- und Brandschutz | Thorsten Ante, Branddirektor der Berufsfeuerwehr Würzburg.

Herr Ante, als Sie die Bilder von der brennenden Kathedrale in Paris gesehen haben, was ging Ihnen als Feuerwehrmann da durch den Kopf?

Thorsten Ante: ...dass es ein schwieriger, lang andauernder und Kräfte zehrender Einsatz für die Feuerwehrleute sein wird.

Welche ist die erste Entscheidung, die Feuerwehrleute bei einem Großbrand treffen müssen?

Ante: Als erstes müssen wir entscheiden, ob wir das Gebäude retten können oder ob wir uns auf den Schutz der Nachbarschaft beschränken.

Wovon hängt es ab, ob man ein brennendes Gebäude retten kann?

Ante: Es hängt davon ab, ob ich das Feuer erreichen und ob ich genügend Wasser an die Einsatzstelle transportieren kann. Es ist ein Unterschied, ob eine Halle auf freiem Feld oder ein Haus in den engen Gassen der Altstadt brennt. Wir müssen wissen, wie tief ein Gebäude ist, das heißt, welche Seitenlänge es hat. Ist ein Haus 100 Meter tief, dann bedeutet das, dass wir mit unseren Schläuchen sehr weit kommen müssen. Das ist beschwerlich. Ein Schlauch mit 15 Metern Länge hat einen Inhalt von 30 Litern Wasser. Müssen wir fünf Schläuche aneinanderreihen, ziehen wir 150 Kilogramm hinter uns her.

Gab es in den vergangenen Jahren Großbrände in Würzburg?

Ante: Wir hatten zwei größere Feuer. Im Dezember 2013 ist in der Recyclingfirma Recotex im Würzburger Hafen eine Lagerhalle für Kunststoffe abgebrannt. Dort mussten die Einsatzkräfte mit Atemschutzmasken das Brandgut, in diesem Fall den zusammengepressten Abfall, erst auseinander ziehen, um überhaupt löschen zu können. Beim zweiten Großfeuer im September 2011 brannte der Dachstuhl eines ganzen Wohnblocks in der Peterpfarrgasse. Der Dachstuhl war aus Holz. Die Dachziegel fielen herunter, genau dorthin, wo die Einsatzkräfte am Löschen waren.

In Notre-Dame wurde ein Feuerwehrmann verletzt. Welches Risiko gehen Einsatzkräfte bei einem Großbrand ein, wenn es nicht um die Rettung von Menschenleben, sondern um ein Gebäude geht?

Ante: Wir wollen, dass alle wieder gesund nach Hause kommen. Viele Verletzungen, die Einsatzkräfte erleiden, haben nur indirekt mit dem Feuer zu tun. Manche knicken auf der Treppe um, weil Stufen morsch sind oder bekommen einen Schlag von herabstürzenden Gegenständen ab. Die effektivste Art, ein Feuer zu löschen, ist, so nah ran zugehen wie möglich. Das birgt aber das größte Risiko.

Donald Trump twitterte, mal solle Löschflugzeuge einsetzen - eine gute Idee?

Ante: Flugzeuge, die bei Waldbränden eingesetzt werden, sind nicht überall sofort verfügbar. Die Löschmethode ist sehr ungenau. Es kann viel kaputt gehen, wenn man eine Tonne Wasser abwirft.

Wenn eine Kirche brennt, birgt das zusätzliche Risiken für die Feuerwehr. Warum?

Ante: Kirchenbrände wie das Feuer in der Kirche St. Martha im Juni 2014 in Nürnberg sind schwer zu löschen. Kirchen sind in der Regel hoch, groß und offen. Bei anderen Gebäuden verhindern Brandschutzmauern, dass sich ein Feuer ausbreiten kann. Das ist in Kirchen oft nicht der Fall.

Ist es generell bei alten Gebäuden mit dem Brandschutz nicht weit her?

Ante: Nein. Erst 1851 gab es die erste Berufsfeuerwehr in Deutschland. Vorher zerstörten Feuer oft ganze Ortschaften. Um dieses Risiko zu minimieren, hat man damals schon auf Brandschutz geachtet. Feuergefährliche Betriebe wie den Schmied hat man vor die Stadtmauer gesetzt.

Was ist so schwierig bei Großbränden?

Ante: Ein Großbrand dauert oft Stunden oder sogar Tage. Die Schwierigkeiten beginnen bei der Logistik, wie dem Löschwasser, den Kraftstoffen, den Atemschutzgeräten bis hin zu den Getränken für die Feuerwehrleute. Im Winter kann das Löschwasser gefrieren und im Sommer kann einem schon der Gedanke an die schwere Feuerwehrjacke den Schweiß auf die Stirn treiben. Priorität haben Menschenleben. Wir fragen uns: Was brennt da? Werden über das Löschwasser Benzin, Laugen oder Säuren in die Kanalisation gespült, kann das für Menschen, Tiere und Umwelt gefährlich werden. Bei Rauchwolken messen wir die Qualität der Luft, die Einsatzkräfte und Anwohner atmen. 

Ob Festung oder Residenz, wie gut wäre die Feuerwehr in Würzburg auf einen Großbrand vorbereitet?

Ante: Bei den meisten Gebäuden, wie der Residenz oder großen Kaufhäusern in der Innenstadt, haben wir Lagepläne, auf die wir im Ernstfall zurückgreifen können. Wir wissen, wo Gefahrenstoffe gelagert werden, wie man reinkommt und welche Last die Böden tragen. Seit Jahrzehnten wird die Feuerwehr bei Baugenehmigungen eingebunden. In den anderen Fällen gibt es fast immer Eigentümer oder Ortskundige, die uns helfen. Jeder Brand ist anders. Jeder Einsatz hängt von den Rahmenbedingungen ab. Bei der Festung wäre es die Zugänglichkeit, bei einer brennenden Werkhalle von Koenig & Bauer oder Brose vermutlich die Größe, die das Löschen erschwert.

 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat Andy25: "Der einzige Unterschied: Paris ist Weltstadt und SW Welthauptstadt (der Kugellager)" Bei aller Wertschätzung für das Schweinfurter Rathaus - Notre Dame ist doch etwas "höherwertiger".

    Zitat Andy25 "Der Rathausbrand war am 70. Geburtstag Hitlers. Was hat uns der Brand von Notre Dame zu sagen?" hmm - vielleicht, dass sie ihren Aluhut absetzen sollten?...
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Zugegeben - war etwas locker formuliert.

    Zu "höherwertiger": Quantität ist das eine und Qualität das andere. Eine kleine Sache am Wegesrand kann manchmal viel aussagen, wenn man sie beachtet und nicht blind durch die Gegend läuft. Zudem ist m. E. im persönlichen Leben wie in der Geschichte nicht alles zufällig, was schrecklich, fatalistisch und sinnlos wäre: siehe 9. November. Oder läuft bei Ihnen die Bezeichnung "deutscher Schicksalstag" auch unter dem neumodischen Ding Aluhut.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Das alles erinnert natürlich (nicht die MP-Redaktion in WÜ) an den Schweinfurter Rathausbrand.

    Er war exakt 60 Jahre minus 5 Tage vorher, zur ähnlichen Tageszeit und wurde ebenfalls durch Bauarbeiten (Schweißarbeiten) ausgelöst.

    Ebenfalls das historische Wahrzeichen der Stadt, ebenfalls brannte der Dachstuhl ab (stürzte aber nicht ein), ebenfalls brannte das kleine Türmchen wie eine Fackel, drohte ein Einsturz (des Ostgiebels), strömten Tausende abends zusammen, versperrten der Feuerwehr den Weg und manche weinten um den drohenden Verlust des Wahrzeichens der Stadt, das alle Kriege überstand - alles genau wie in Paris!

    Der einzige Unterschied: Paris ist Weltstadt und SW Welthauptstadt (der Kugellager).

    Der Rathausbrand war am 70. Geburtstag Hitlers. Was hat uns der Brand von Notre Dame zu sagen?
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