In einer der ältesten Kirchen Nürnbergs hat in der Nacht ein großes Feuer gewütet. Der Dachstuhl brannte komplett aus, es entstand ein Millionenschaden. Das Gebäude wurde seit kurzem saniert – die wertvollen Fenster waren daher ausgebaut.
Die mehr als 600 Jahre alte Kirche in der Nürnberger Altstadt ist durch ein Feuer schwer beschädigt worden. Der Dachstuhl des Hauptschiffes der Meistersingerkirche St. Martha brannte aus bisher unbekannter Ursache komplett aus. Es entstand nach Angaben der Polizei ein Millionenschaden.
Die Flammen schlugen bereits aus dem Dach, als die Helfer in der Nacht zum Donnerstag eintrafen. Anwohner in einem benachbarten Gebäude riefen um Hilfe, weil sie ihre Wohnungen wegen des Rauchs nicht mehr über die Haustür verlassen konnten. Sechs Menschen rettete die Feuerwehr über Leitern. Verletzt wurde niemand.
Ein Statiker sollte nach Angaben eines Feuerwehrsprechers im Lauf des Tages prüfen, ob die Kirche und ein angrenzendes Haus einsturzgefährdet sind. Erst dann können die Brandermittler nach der Ursache des Feuers suchen. Der Brand war gegen 1.30 Uhr ausgebrochen. Starker Rauch und Funkenflug erschwerten den Einsatzkräften die Arbeit. Berufsfeuerwehrleute drangen dann mit Atemschutz in die Kirche ein, um das Feuer einzudämmen. Weil der Dachstuhl einzustürzen drohte, mussten sie sich jedoch kurze Zeit später zurückziehen. Zusätzlich wurden die Flammen von außen bekämpft. Nach zwei Stunden war das Feuer weitgehend gelöscht. Das Dach des Gotteshauses wurde zerstört, der Innenraum lag am Tag danach voller verkohlter Holzbalken, Schutt und Asche. Die Orgel und das Chorgestühl sind ebenso verbrannt. Glück im Unglück hatte die Gemeinde dennoch: Die Kirche wurde seit kurzem saniert. Sämtliche Kunstgegenstände – allen voran die um das Jahr 1400 entstandenen wertvollen gotischen Fenster – waren ausgebaut und für die Sanierung zu einer Spezialfirma nach München gebracht worden. Der Altartisch wurde für die Umbauarbeiten eingehaust und dadurch allem Anschein nach geschützt.
Auch die Kirchenbänke wurden für die Dauer der Renovierung nach Erlangen gebracht. Im Zweiten Weltkrieg war die Kirche durch Bomben beschädigt worden – das Dach hatte einen relativ kleinen Treffer abbekommen. „Was der Krieg nicht geschafft hat, das hat jetzt das Feuer geschafft“, sagte Kirchenmeister Walter Przibilla der Nachrichtenagentur dpa. Die jetzige 1,5 Millionen Euro teure Sanierung sollte die umfassendste der vergangenen 150 Jahre sein. Am Abend wollte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Nürnberg einen Gottesdienst nahe St. Martha abhalten. Eine von der Kirchengemeinde betriebene angrenzende Kindertagesstätte bleibt bis auf weiteres geschlossen.
Nürnberger Meistersingerkirche
Die St.-Martha-Kirche ist nicht das markanteste Gotteshaus von Nürnberg. Versteckt steht sie etwas nach hinten versetzt zwischen Häusern in der Nähe des Bahnhofs. Prunkvoll ist jedoch der vollständig erhaltene Zyklus gotischer Glasfenster im Inneren. Sie wurden der Kirche in den Jahren 1395 bis 1410 von den reichsten der Nürnberger Patrizierfamilien gestiftet.
Die Fenster wurden für die seit Mai laufenden und 1,5 Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten ausgebaut und zu einer Spezialfirma nach München gebracht. Sie entgingen dadurch dem Feuer. Im Jahr 1385 wurde die Kirche geweiht und 1526 im Zuge der Reformation geschlossen. Von 1578 bis 1620 probten hier die Nürnberger Meistersinger, allen voran Hans Sachs. 1800 wurde St. Martha dann der evangelisch-reformierten Gemeinde übergeben.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch Bomben stark beschädigt. Bei einem Luftangriff auf den Hauptbahnhof am Morgen des 21. Februars 1945 bekam das Dach einen Treffer ab – seit den Reparaturen im Jahr nach dem Angriff wurde hier nichts mehr gemacht. Die jetzigen Sanierungsarbeiten sollten die umfassendsten der vergangenen 150 Jahre werden.
Text: dpa