Die Anklagebank, auf der Elmar Borrmann am Dienstag Platz nehmen sollte, bleibt zunächst einmal leer. Vor der Wirtschaftsstrafkammer will sich der frühere Fechtweltmeister und Finanzberater gegen den Vorwurf verteidigen, er habe an einem Millionenbetrug mitgewirkt. Aber sein Anwalt will Borrmann im Prozess nicht verteidigen.
Überraschend das Mandat niedergelegt
"Die Hauptverhandlung wurde heute vom Gericht abgesetzt, weil die Verteidigung überraschend das Mandat niedergelegt hat," gab Boris Raufeisen, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bekannt. "Ein neuer Termin ist noch nicht bekannt."
Konkret geht es um den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, heimlich andere Geschäfte getätigt zu haben als in Prospekten versprochen war. Die Anklage geht davon aus, dass Borrmann seine Investoren auf dem laufenden halten musste.
Bis 2014 ahnungslos die Raten gezahlt
Die Anklage baut auf dem Urteil gegen frühere Geschäftsfreunde Borrmanns von 2016 auf. Der Mann, der von Borrmann 2009 die CSA gekauft hatte, kam für zehneinhalb Jahre hinter Gitter. Das Gericht um den Vorsitzenden Reinhold Emmert ging davon aus, dass die Investoren schon Jahre früher abgesprungen wären, wenn sie gewusst hätten, dass ganz andere Geschäfte getätigt wurden, als man ihnen erzählt hatte. Sie zahlten ahnungslos bis 2014 ihre vereinbarten Raten weiter - in der Hoffnung, Zinsen zu bekommen.Stattdessen erhielten sie Post vom Insolvenzverwalter.
Das Urteil stärkte den Verbraucherschutz: Denn es nimmt Finanzjongleure stärker als zuvor in die Pflicht, für ihr Handeln und ihre Versäumnisse auf Kosten der Investoren den Kopf hin halten zu müssen. Der Bundesgerichtshof bestätigte diese Rechtsauffassung.
Borrmann: Anwalt handelte "aus familiären Gründen"
Elmar Borrmann hatte sich auf mehrfache Anfrage dieser Redaktion nicht zu der Anklage geäußert. Am Donnerstag erklärte er auf unsere Anfrage, warum er plötzlich ohne Verteidiger dastehe: „Mein Anwalt musste das Mandat aus familiären Gründen niederlegen.“ Die Frage, wer ihn stattdessen vertritt, ließ er unbeantwortet.