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Würzburg
Olympiasieger Borrmann wegen Betrugesverdacht angeklagt
Nach zehn Jahren holt Olympiasieger Elmar Borrmann die Vergangenheit als Finanzberater im Raum Würzburg ein. Die Justiz will mit dem Ex-Fechter die Klingen kreuzen.
Dubios kommen der Staatsanwaltschaft Würzburg Geschäfte des Finanzberaters Elmar Borrmann in der Vergangenheit vor. Der frühere Weltklassefechter muss auf die Anklagebank, auf der 2016 schon alte Geschäftsfreunde von ihm saßen.
Foto: Obermeier | Dubios kommen der Staatsanwaltschaft Würzburg Geschäfte des Finanzberaters Elmar Borrmann in der Vergangenheit vor.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:32 Uhr

Der Finanzberater und frühere Weltklasse-Fechter Elmar Borrmann muss Anfang April in Würzburg auf der Anklagebank Platz nehmen - wie drei Jahre zuvor ehemalige Mitfechter und Geschäftspartner. Laut Staatsanwaltschaft geht es um Vorgänge in der Firma Capital Sachwert Alliance (CSA) in Dettelbach (Lkr. Kitzingen). Dort war Borrmann früher Vorstand, ehe er das Unternehmen 2009 verkaufte.

Anklage wegen Betruges

Um Geschäfte dieses Unternehmens ging es bereits 2015/2016 im Frankonia-Prozess. Damals war Borrmann nur Zeuge - auch wenn die Staatsanwaltschaft schon damals bestätigte, dass sie auch gegen ihn ermittle.

Muss auf die Anklagebank: Olympiasieger Elmar Borrmann
Foto: Frühwirth | Muss auf die Anklagebank: Olympiasieger Elmar Borrmann

Die Staatsanwaltschaft Würzburg verdächtigt ihn nun des Betruges mit einem mutmaßlichen Schaden in Höhe von rund elf Millionen Euro. Dies bestätigte auf Anfrage Boris Raufeisen, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg. Am 2. April soll der Ex-Fechter in Würzburg auf der Anklagebank Platz nehmen. Dies bestätigte Gerichtssprecher Michael Schaller.

Olympiasieger und Weltmeister

Zunächst schien alles zu Gold zu werden, was Borrmann anfasste - einer der erfolgreichsten deutschen Sportler, der sich im Fecht-Mekka Tauberbischofsheim unter Trainerlegende Emil Beck einen Namen gemacht hatte: Mit dem Degen gewann er in den 80er und 90er Jahren zwei olympische Goldmedaillen und wurde mehrfach Weltmeister.

Nach seiner Sportlerkarriere war Borrmann im Raum Würzburg als Geschäftsmann tätig. Zeitweise war er nach eigenen Angaben in dem von Thomas und Michael Gerull – zwei fast ebenso bekannten Musketieren – gegründeten Frankonia-Konzern als Mitglied einer Vermarktungsgesellschaft und Aufsichtsrat der damaligen Konzerngesellschaft CSA zu Gange.

Auf Bildern mit der Prominenz

In Hochglanzprospekten der CSA für Geldgeber war er vertrauensbildend auf Bildern neben Prominenten wie Ex-Bundeswirtschaftsminister Günther Rexroth, IOC-Präsident Thomas Bach oder Baden-Württembergs früherem Landesvater Lothar Späth zu sehen. Darunter steht: Für die Seriosität der Geschäfte „stehen wir mit unserem Namen“.

2004 seien Borrmann und seine früheren Geschäftspartner schließlich getrennte Wege gegangen, versicherte er dieser Redaktion später. Seinerzeit hat Borrmann nach eigenen Angaben vom Frankonia-Konzern sämtliche Anteile der CSA Verwaltungs AG erworben und die Unternehmensleitung der Investmentgesellschaft übernommen. Bis zum Verkauf dieser Anteile an der CSA Verwaltungs AG im Jahr 2009 an Slobodan Cvetkovic hatte Borrmann das Unternehmen als Vorstand eigenständig geführt.

In diesem markanten Gebäude im Mainfrankenpark bei Dettelbach, einem 30 Meter hohen Beton-Ei, hatte die CSA ihren Sitz.
Foto: Berthold Diem | In diesem markanten Gebäude im Mainfrankenpark bei Dettelbach, einem 30 Meter hohen Beton-Ei, hatte die CSA ihren Sitz.

Nach dem Verkauf war er nach eigenen Angaben nicht mehr für die CSA tätig. Borrmann sagt, Cvetkovic habe nach Übernahme der CSA Verwaltungs AG den Großteil der unter Führung von Borrmann entwickelten Investments veräußert und das Geschäftsmodell modifiziert.

Als im Würzburger Frankonia-Prozess 2016 Cvetkovic und die Gerull-Brüder auf der Anklagebank saßen, war Borrmann nur Zeuge, der sich an manche Vorgänge nicht mehr genau erinnern konnte. Die Wirtschaftsstrafkammer sprach später in ihrem Urteil gegen fünf Angeklagte von Untreue und Betrug auf Kosten von 25 000 Anlegern. Das Landgericht sah im Frühjahr 2016 als bewiesen an, dass ein Großteil der investierten dreistelligen Millionenbeträge gar nicht investiert, sondern von Firma zu Firma geschoben worden waren– und dann in die Tasche der Verurteilten.

Borrmanns Nachfolger kassierte zehneinhalb Jahre Haft

Allein im nicht verjährten Zeitraum von fünf Jahren schätzte das Gericht den Schaden strafrechtlich auf etwa 50 Millionen Euro. Borrmanns Nachfolger bei der CSA, Fondsmanager Slobodan Cvetkovic, wurde für den Löwenanteil von über 30 Millionen verantwortlich gemacht. Während Kleinanleger verzweifelt ihrem Geld hinterher jagten, kassierte er die höchste Haftstrafe aller Angeklagten, zehneinhalb Jahre Gefängnis. Thomas Gerull wurde zu acht Jahren, sein Zwillingsbruder Michael zu sieben Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Das Urteil des Vorsitzenden Reinhold Emmert und seiner Kollegen schrieb Rechtsgeschichte. Es ging davon aus, dass viele Anleger - die auf eine zusätzliche Absicherung im Alter durch die Zinsen hofften - viel früher ihre jahrelangen Ratenzahlungen an die Finanzjongleure eingestellt hätten, wenn sie gewusst hätten, wie schlecht die Geschäfte liefen. „Dies war den Angeklagten klar,“ sagen heute auch Rechtsanwälte wie Jens Reime, der Anleger vertritt. „Sie haften daher wegen pflichtwidrigem Unterlassen von Anlegerinformationen.“

Kein Kommentar zur Anklage

Borrmann verbat sich damals, mit den Vorgängen in Zusammenhang gebracht und namentlich genannt zu werden – letzteres erfolglos. Er wollte sich auf Anfrage dieser Redaktion jetzt zu der Anklage nicht äußern. Er verwies auf seinen Hamburger Medien-Anwalt. Auch der äußerte sich auf mehrfache Anfrage nicht.

Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt.

 
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