
Kaum eine Vorschrift ist unter Landwirtinnen und Landwirten so umstritten wie die neue Düngeverordnung. Sie soll vor allem den Nitratgehalt im Grundwasser überall in Deutschland senken. Deshalb gelten in mit Nitrat belasteten Gebieten strenge Auflagen für die Bauern.
Nicht auf Verbote, sondern auf Freiwilligkeit setzt ein Projekt der Regierung von Unterfranken, das Dr. Nadine Jäger vom Sachgebiet "Beratung in der Landwirtschaft" vor drei Jahren ins Leben gerufen hat. Jäger hat über landwirtschaftliche Bodenkunde promoviert, zehn Jahre lang bei der Trinkwasserversorgung Würzburg gearbeitet und organisiert jetzt in Unterfranken Arbeitskreise für Landwirte, die die Qualität des Grundwassers unter ihren Äckern verbessern wollen.
Im Interview erklärt die 43-jährige Geoökologin, was gut und was schlecht läuft bei dem bayernweit einzigartigen Projekt.
Dr. Nadine Jäger: 83 der 260 Grundwasserkörper in Bayern sind rot. Etwa ein Dutzend von ihnen haben ihren Schwerpunkt in Unterfranken. 22 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Unterfrankens sind als rotes Gebiet ausgewiesen. Der größte Teil sind gute und sehr gute Ackerlagen in den Landkreisen Würzburg und Schweinfurt, auf denen auch Zuckerrüben angebaut werden.
Jäger: Wenn an einer Grundwasser-Messstelle der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser überschritten ist, wird das Grundwasservorkommen näher unter die Lupe genommen. In einem mathematischen Verfahren wird dann die Ackerfläche berechnet, die als rotes Gebiet ausgewiesen wird. Die beträgt ein Vielfaches vom tatsächlichen Wassereinzugsgebiet der Messstelle. Dort dürfen die Bauern unter anderem ihre Pflanzen nur noch 20 Prozent unter Bedarf düngen.
Jäger: So einfach ist das nicht. Wenn Landwirte in einem Trockengebiet wie Unterfranken so viel weniger düngen, haben sie bis zu 20 Prozent weniger Ertrag. Außerdem ernten sie Weizen mit weniger Protein. Das ist ein Riesennachteil für die Betroffenen. Und der Nitratgehalt im Boden bleibt am Ende in etwa gleich.
Jäger: Nur wenn die Pflanze ausreichend Ertrag bringt, kann sie die Nährstoffe im Boden auch aufnehmen. 2022 war ein Dürrejahr. Die Erträge beim Mais sind im Sommer komplett eingebrochen. Plötzlich hatten wir im Herbst sehr viel restlichen Stickstoff im Boden. Diese können im Winter ins Grundwasser ausgewaschen werden. Gute Erträge müssen deshalb eigentlich immer das Ziel sein: ökologisch und aus betriebswirtschaftlicher Sicht.
Jäger: Sicher gibt es die. Das Problem ist: Die Düngeverordnung gilt für ganz Deutschland. Dabei sind die Regionen sehr unterschiedlich. In Niedersachsen oder Südbayern, wo es sehr viel Viehhaltung pro Hektar und entsprechend viel Wirtschaftsdünger gibt, helfen die Maßnahmen. Aber in Trockengebieten wie Unterfranken, der Pfalz oder Sachsen-Anhalt bräuchten wir andere Regeln. Allein mit weniger Düngen kommen wir hier nicht weiter.

Jäger: Ich bin weit davon entfernt zu sagen, wir machen alles perfekt. Wir haben 2020 angefangen, freiwillige Arbeitskreise in den Landkreisen Schweinfurt und Würzburg zu bilden. Die Landwirte sind sich des Problems bewusst und suchen nach Lösungen. Wir nehmen im Herbst Bodenproben und messen, wieviel Reststickstoff auf ihren Äckern von den Pflanzen nicht aufgenommen wurde. In drei Jahren haben wir knapp 600 Bodenproben ausgewertet und über die Ergebnisse diskutiert. Wir organisieren Fachvorträge und Arbeitstreffen.
Jäger: Die Trockenheit spielt gegen uns. Für eine spürbare Verdünnung im Grundwasser braucht man einen langen Atem. Vor allem bei zehn Meter dicken Lößböden wie im Ochsenfurter Gau. Am Anfang haben wir uns auf einzelne Grundwasser-Messstellen konzentriert. Mittlerweile arbeiten wir in der Fläche daran, die Nitratwerte zu senken. Im Herbst 2022 haben wir die Arbeitskreise auf die Landkreise Haßberge und Rhön-Grabfeld ausgedehnt. Weitere sollen folgen. Die gute Nachricht: Wir haben an fast allen Messstellen einen sinkenden Trend.
Jäger: Zwischenfrüchte, wie sie in der Düngeverordnung in roten Gebieten vorgeschrieben sind, machen absolut Sinn. Auch Sommergerste hinterlässt einen nahezu nitrat-freien Boden. Vor Jahren wurde an der Regierung von Unterfranken das "Wasserschutzbrot" etabliert, bei dem der Backweizen ohne eine dritte Düngung auskommt. Bäcker, die sich darauf spezialisieren, schaffen es, Brot mit weniger Protein zu backen. Der Handel und die Verbraucher müssen aber mitziehen! Auch eine geringere Bodenbearbeitung bringt viel.
Jäger: Ein schwarzes Schaf wird auch von den Nachbarn beeinflusst. Die Felder der Landwirte grenzen aneinander. Wir treffen uns mindestens sechs Mal im Jahr. Die Landwirte sind durch dieses Projekt regelmäßig miteinander im Austausch. Es gibt Stammtische und Whatsapp-Gruppen. Nach unserer Erfahrung bringt die Beratung vor Ort mehr als schwer zu kontrollierende deutschlandweite Auflagen.
Jäger: In Bayern haben wir mit 685 immer noch zu wenig Grundwasser-Messstellen. Zum Vergleich: Baden-Württemberg hat 4000. Dort werden Äcker im ganzen Bundesland seit den 90er-Jahren flächendeckend im Herbst beprobt. Es ist sehr viel Geld in die Sanierung des Grundwassers geflossen. Baden-Württemberg ist Kooperationen mit den Landwirten eingegangen. Bayern hat das Problem privaten Kooperationen zwischen Wasserversorgern und Landwirten überlassen.
Jäger: Wir müssen regionale Lösungen finden! Laut Artikel 5 der europäischen Nitratrichtlinie wäre das sogar möglich. Deutschland könnte seine Trockenregionen zu Projektgebieten ausweisen, in denen individuelle Regeln gelten. Weniger Dünger allein ist nicht die Lösung. Wir haben in den Gaulagen Unterfrankens die besten Böden Deutschlands. Wenn ich hier die Erträge einschränke, leiste ich unserer Ernährungssicherheit einen Bärendienst!
Wenn Sie wissen wollen, wie Nitratbelastete Gebiete ausgewiesen werden: https://www.lfu.bayern.de/wasser/grundwasser_nitrat/belastete_gebiete/index.htm
Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt werden soll, muss - wenn es Grenzwerte überschreitet - mit sauberem Wasser verdünnt oder in Wasserwerken aufwändig gereinigt, bevor es beim Verbraucher aus dem Wasserhahn kommt. Das wirkt sich auf den Wasserpreis aus. In Bayern haben viele Trinkwasserversorger Kooperationen mit Landwirten geschlossen. Sie zahlen den Landwirten Geld für Ertragsausfälle. Es dauert Jahre, um Nitratgehalte zu senken. Über Zahl und Art der Messstellen wird auch seit Jahren gestritten. Mit freundlichen Grüßen A. Kleinhenz, Redakteurin
Zu dem Teilsatz "...oder in Wasserwerken aufwändig gereinigt, bevor es beim Verbraucher aus dem Wasserhahn kommt" würde ich mir jedoch wünschen, dass Sie mal bei zuständiger Stelle anfragen, wie viele Wasserwerke/Gewinnungsbrunnen das in Unterfranken oder Bayern oder Deutschland (von zehntausenden) aktuell tun.
Ich habe vor ca 5 Jahren von einem Mitarbeiter des Bundesumweltministeriums die Antwort erhalten: "Derzeit in Deutschland eine Anlage dazu in Betrieb und das auf Experimentalbasis". Zu Deutsch: Das Verschneiden mit vorhandenen anderen Herkünften (sowieso üblich. Fast jedes Wasserwerk pumpt parallel aus mehreren Brunnen) genügt immer. Es entstehen nicht wirklich Kosten.
Und angesichts weiter sinkender Werte ist auch nicht absehbar, dass die kostspielige Aufbereinigung in Zukunft nötig würde
Mich würde viel mehr interessieren wie die Landwirte darüber denken! Und ich meine die Mehrheit, die konventionell versucht uns zu ernähren....
Ich war in einer kleinen Gruppe die die Messstellen ausgewertet haben.
Unter/Mittel/Oberfranken wurden ALLE Messstellen von uns besucht und mit Bildmaterial ergänzt.
In anderen Gebieten hatten wir auch Helfer bei der Vorortbesichtigung.
Es gab auch Gebiete da wollte keiner mit machen.
https://www.facebook.com/groups/189227409032035/user/100008241510977
https://www.google.com/maps/d/u/0/embed?mid=1VohdZIT3C37Nv-MULoI8PVmxzlL5Qntu&hl=de&fbclid=IwAR3eXhwUwM_kqwPUdCsnQJ9KpkPTd8WNM7p3obfbmL7OCcW0X3BOk2zRdOY&ll=51.38883995652884%2C10.453448862889541&z=6
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https://photos.google.com/share/AF1QipNiq2EUZ-T1CDreqr-1kNJNgh2NSnklL6XA9z_kIhaHc55qYu7dIZDq16r2_yTK-w?key=SVNaZnBsY055cTVLTE8tYThpTkJsTVlsbFktbU9n
https://www.lfu.bayern.de/wasser/trinkwasserversorgung_oeffentlich/trinkwasserherkunft/index.htm
Denn wie das vor Ort oftmals aussieht, ist was ganz anderes.
Sie müssen sich vor Augen führen, dass größtenteils vorhandene Messstellen verwendet wurden.
Dann denken Sie mal nach, wo solche Messstellen zu finden sind.
Schließlich kostet die Errichtung von so etwas Geld. Warum sollte man (bevor es die Übermittlungsaufforderung nach Brüssel gab) irgendwo eine M errichten, wenn man gar keine Probleme erwartet?
Die meisten wurden also dort gebaut, wo man aufgrund von Problemen oder Risiken beobachten wollte, ob es Überschreitungen gibt. Etwa dort, wo auch im Trinkwasser überdurchschnittlich viel Nitrat war oder (kein Witz) ein ehemaliger Kontrollschacht einer Deponie. Oder eine Messtelle neben dem Kommunalen Grüngutkompostierplatz wie im Falle der ehem. M bei Bad Königshofen. (zu finden im Bayernatlas)
Was misst man da wohl?
Und dann wurde noch "ausgewählt"
Kann man so von "repräsentativ" sprechen?
Zehntausende Trinkwassergewinnungsbrunnen gibt es in D. Fast alle mit einstelligen Nitratwerten (GW:50). Die nahm man nicht, sondern 162 offizielle "Messstellen" wo aber kein TW gefördert wird."
Sorry, solche Argumentationen hören sich für mich nach bezahlter Lobbyarbeit an. Wenn bei einem Unfall Gefahrstoffe austreten, muss ich an Ort und Stelle messen um eine Gefährdungsbeurteilung vornehmen zu können. Je nach Giftststoffstärke kann ich dann in Abstand zum Unfallort die Schutzmaßnahmen reduzieren. Aber damit zu argumentieren "es gibt gerade nur einen Schadensort gerechnet auf ganz Deutschland" ist etwas einfach, denn es gibt auch so etwas wie Wind oder Regen. Und diese machen bekanntlich nicht an Ländergrenzen halt. Genauso wenig bleibt nitratbelastetes Oberflächenwasser immer schön an der Oberfläche. Grundwasser speist sich aus ...? Und ja, unterirdische Flüsse sind mir bekannt.
Während andere EU Länder meist einfach (repräsentative Verteilung) alle zur Verfügung stehenden Messwerte als Datenpaket nach Brüssel übermittelten, wurden bei uns so gut wie alle unproblematischen Werte raus gestrichen. Es wurde gezielt ein Belastungsmessnetz zusammengestellt und dessen Werte nach Brüssel gemeldet.
(https://www.kartzfehn.de/files/2019_11_27_nitrat_messstellennetz_deutschland.pdf)
Dass es sich genau so zugetragen hat, musste die Regierung einst im Rahmen einer Parlamentarischen Anfrage zugeben.
(https://www.topagrar.com/dl/3/3/8/3/6/1/0/2019-03-FDP-Nitratmessstellen-Antwort_BReg_vorab.pdf)
Im Anschluss nannte man das Folgenetz "Repräsentatives Netz".
"Lustig": Erst hat man gezielt ein Netz aus den 162 schlimmsten Messstellen erstellt.
160! davon gingen in das neue ein. Vermengt mit repräsentativ verteilten.
Was kommt raus, wenn man besonders belastet mit Durchschnitt ausmittelt? Durchschnitt? Nein!
Dann frage ich mich, warum eine Gemeinde wie Veitshöchheim (es gibt auch andere) seit Jahrzehnten (mindestens seit 2000) freiwillig für Säuglinge Mineralwasser bezahlt? Das dortige Trinkwasser in festgelegten Ortsteilen werden aus örtlichen Brunnen gewonnen und enthält zuviel Nitrat. Ein großangelegtes Trinkwasserschutzgebiet gibt es dort nicht, also kann an der Aussage "alles sei paletti, wenn man großflächig auswertet" nicht stimmen.
Ich persönlich halte die Einstellung "Wir verdünnen alles, bis es nicht mehr giftig ist" für sehr fragwürdig. Denn diese Herangehensweise setzt voraus, dass wir genügend Masse zum verdünnen haben. Und genau das haben wir immer weniger, siehe Salzgehalt in der Oder oder das radioaktive Pumpwasser in Fukushima. Mit der Denkweise haben wir jahrzentelang unseren Planeten auf lange Zeit vergiftet.
Die Versorger sind zur Auskunft verpflichtet(am einfachsten in der Gemeinde anrufen) und ich garantiere, der Nitratgehalt liegt unter 50mg/l.
Zuverlässig, Immer, Ausnahmslos.
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PS:
Als Extra Service für Sie habe ich auf der Internetseite der Gemeinde Veitshöchheim nachgeschaut. Je nach Straße erhält man Trinkwasser mit 29 oder 19 mg/L Nitrat. Also alles sehr deutlich im Grünen Bereich. Wie zu erwarten.
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Ironischerweise ist manches Mineralwasser gar nicht nitratärmer, als gewöhnliches Leitungswasser.
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Schon über 50 Jahre lang hat es im gesamten Bundesgebiet keinen einzigen bekannten Fall einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch Nitrat im Trinkwasser mehr gegeben.
Und kontinuierlich sinkt der Nitratgehalt im Trinkwasser weiter.(siehe die jährlichen Veröffentlichungen des UBA)
https://www.liki.nrw.de/umwelt-und-gesundheit/c5-nitrat-im-grundwasser
Dort liegt Bayern über die Jahre relativ konstant bei rund 30 mg/L , bzw. bei unter 10 mg/L
Der Grenzwert für Säuglinge liegt bei 10 mg/L, was auch das Mineralwasser in Veitshöchheim erklärt.
Die Ergebnisse des LGL sind relativ ähnlich bei der Betrachtung der verschiedenen Wässer:
https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_59_trinkwasser/ue_2018_tafelwasser_nitrat.htm
Da würde mich jetzt auch mal eine Karte mit den "roten Gebieten" in Unterfranken interessieren. Laut LGL sind keine Grenzwertüberschreitungen im Trinkwasser in Bayern in den letzten Programmen festgestellt worden:
https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_59_trinkwasser/et_trinkwasser_nitrat.htm
Eine Aussage aus dem Interview ist nachvollziehbar: Dürre lässt den Rest-Stickstoffgehalt in Feldern ansteigen.
TRINKwasser wird zumeist in mitteltiefen Schichten gewonnen. Das ist nötig für die Verweilzeiten, dass etwaige Keime der Oberfläche nicht ins Trinkwasser gelangen.
Das für die landwirtschaftlichen "roten Gebiete" beprobte Grundwasser wird in der "obersten wasserführenden Schicht" gemessen. Dazwischen liegen Welten, weil Nitrat auch abgebaut wird.
Größere Probleme mit Nitrat gibt es darum auch eher im sandigen Norden, wo das Wasser "sehr schnell" (bei Grundwasser sind das Monate statt Jahre) durch die Schichten sickert und wenig Abbau stattfindet.
Ich hab mir mal für den gesamten LK Rhön Grabfeld Brunnendaten schicken lassen.
Über 30 "Gewinnungsbrunnen" (ein Wasserwerk hat meist mehrere).
Bis auf einen (Einzelhofgewinnung) waren alle Nitratwerte von "nicht vorhanden" (<1) bis einstellig.
Bei den "roten Gebieten" sieht´s um Bad Königshofen ganz anders aus.
Also genau hinsehen!
Ich war in einer kleinen Gruppe die die Messstellen ausgewertet haben.
Unter/Mittel/Oberfranken wurden ALLE Messstellen von uns besucht und mit Bildmaterial ergänzt.
In anderen Gebieten hatten wir auch Helfer bei der Vorortbesichtigung.
Es gab auch Gebiete da wollte keiner mit machen.
bei diesem Link finden sie alle weiteren Links
https://www.facebook.com/groups/189227409032035/user/100008241510977
https://www.google.com/maps/d/u/0/embed?mid=1VohdZIT3C37Nv-MULoI8PVmxzlL5Qntu&hl=de&fbclid=IwAR3eXhwUwM_kqwPUdCsnQJ9KpkPTd8WNM7p3obfbmL7OCcW0X3BOk2zRdOY&ll=51.38883995652884%2C10.453448862889541&z=6
https://photos.google.com/share/AF1QipOob12hHCi1lxMKMXbJiehsNDDwLbg5skEkjufH2gaFSEvA6CJtonAC4sm7xLMxNQ?pli=1&key=TUxEamJlQURzLUJ2NnZMbHFZZElPT1pDNm9wbkxR
https://photos.google.com/share/AF1QipNiq2EUZ-T1CDreqr-1kNJNgh2NSnklL6XA9z_kIhaHc55qYu7dIZDq16r2_yTK-w?key=SVNaZnBsY055cTVLTE8tYThpTkJsTVlsbFktbU9n
Also kontinuierlich sinkend kann man für Bayern nicht sagen. Von der Karte her würde ich eine relativ gleichmäßige Verteilung der Messstellen sehen. Die genannten Zahlen zwischen BW und BY hören sich dramatisch an, aber müssen auch in Korrelation der Landfläche gesehen werden. Dazu muss man sagen, dass in Norddeutschland deutlich mehr Nitrat im Boden ist. Eine gute Quelle scheint das Umweltbundesamt zu sein. Dort sind nur einige unterfränkische Messstellen rot:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/naehr-schadstoffe#belastungen-des-grundwassers
Dort finden sich auch einzelne Messergebnisse über Jahre.
Also der Bericht gehört meiner Meinung überarbeitet, Frau Kleinhenz. Irgendwie scheinen für mich die Messwerte und die Aussagen im Interview nicht übereinzustimmen.
Klar, je kleinräumiger man schaut, desto stärker schwankt sowas und dann lässt sich mitunter keine "kontinuierliche" Verbesserung erkennen.
Logisch oder?
Sie würden staunen, wie stark manche Einzelmessstelle von Messung zu Messung schwankt.
Dummerweise gilt nach neuer Verordnung (zugrunde liegend bei Ausweisung der "roten Gebiete" nicht der Durchschnitt, sondern der Höchstwert der Messungen eines Jahres. Also mitunter ein Ausreißer nach einem Starkregen im Frühjahr (nach Frost mineralisiert Humus u.a. zu Nitrat), oder schlicht ein Messfehler.
(https://www.agrarheute.com/politik/duengeverordnung-detail-so-will-bund-roten-gebiete-anpassen-594331)
"Es gibt doch aber Fälle, in denen zu viel gedüngt wird oder wurde. Nur deshalb haben wir heute zu viel gesundheitsschädliches Nitrat im Grundwasser. Deutschland ist nur dank der neuen Düngeverordnung knapp einer Klage der EU und milliardenschweren Strafzahlungen entgangen."
Die Fragestellung zeigt, wie die Autorin dazu "vorinformiert" ist.
1.Haben wir zu viel Nitrat im Grundwasser?
Nein. So lange es im Untergrund ist, ist Nitrat für niemanden schädlich.
Pumpt man es hoch, handelt es sich um Trinkwasser. Und 100% des an die Haushalte gelieferten Trinkwassers hält ausnahmslos immer den Nitrat Grenzwert ein.
2.Ist Nitrat im Wasser überhaupt Gesundheitsschädlich?
Nein. Der Mensch nimmt mit der festen Nahrung (allem Voran Gemüse zB Kohl, rote Beete) um ein vielfaches mehr Nitrat auf, als mit Trinken. Und die besagten Gemüse gelten als besonders gesund bzw sogar als Superfood.
Seit Jahrzehnten gab es keine Schädigungen mehr und Trinkwasser enthält immer weniger Nitrat.
3. Nur dank der neuen (=letzten) DüVo?
Schon die vorvorletzte DüVo limitierte die N-Düngung auf allen Flächen (nicht nur die "roten") auf den Bedarf der Pflanzen. "Zu viel" gibt´s nimmer. Die neue limitiert auf "zu wenig".
Bis sich das im Grundwasser auswirken würde, dauert es Jahre bis Jahrzehnte.
In den besonders belasteten Hotspot Messstellen (bei denen das Nitrat mutmaßlich von woanders her kommt, z.B. Kanal oder in einem Kontrollschacht einer Deponie logischerweise von der Deponie) ändert sich nie etwas.
4. Warum das Strafverfahren?
Weil gezielt dort Messtellen erstellt wurden, wo besonders viel Nitrat zu erwarten war bzw. vorlag. Und dann vor Weitergabe der Daten an Brüssel noch die allermeisten "guten" Messstellen herausgenommen wurden. Stichwort: Belastungsmessnetz.
Zehntausende Trinkwassergewinnungsbrunnen gibt es in D. Fast alle mit einstelligen Nitratwerten (GW:50). Die nahm man nicht, sondern 162 offizielle "Messstellen" wo aber kein TW gefördert wird.