Die Würzburger Staatsanwaltschaft hat ihre "Vorermittlungen" zum "Querdenker"-Angriff in der Domstraße auf die Bloggerin Antonia Luther eingestellt. Luther war im Januar zusammen mit einigen Begleitpersonen von einer Gruppe "Querdenker" umzingelt, angerempelt und wüst beleidigt worden. "Von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wird abgesehen", heißt es nun im Bescheid der Staatsanwaltschaft, der der Redaktion in Kopie vorliegt. Eine "verfolgbare Straftat" liege nicht vor.
Videos ist zu entnehmen, wie rund ein Dutzend Personen aus dem "Querdenker"-Spektrum Luther und ihre Begleitung damals auf Höhe des Media Markts umzingelten und wüst beleidigten. Laut Aufnahmen gab es dabei mindestens einen Rempler.
Die damals 24-Jährige reagierte zunächst mit den Worten "komm nicht näher" und schrie schließlich hörbar aufgebracht: "Geh weg, man" und "verpisst euch". Gegenüber der Redaktion sagte sie damals: "Die kamen plötzlich von überall, haben mich umzingelt und mir in den Nacken geatmet. Ich habe Panik und Angst bekommen und nicht gewusst, wie ich mich wehren kann."
Würzburger Bloggerin: Formulierung der Staatsanwaltschaft ist unprofessionell
Die Staatsanwaltschaft hingegen beschreibt den Vorfall in ihrem Bescheid wie folgt: "Eine der Personen baute sich sodann provokativ vor Antonia Luther auf und es kam zu einem – beidseitigen – Wortgefecht, in dessen Zuge in erster Linie Antonia Luther lautstark und hysterisch rumschrie." Strafrechtlich relevante Handlungen wie Nötigung oder körperliche Übergriffe seien den Videos nicht zu entnehmen. Da der Staatsanwaltschaft zudem bislang keine Strafanzeige wegen der geäußerten Beleidigungen bekannt sei, sehe man keinen Anlass für weitere Ermittlungen.
Antonia Luther zeigt sich irritiert vom Bescheid der Staatsanwaltschaft: "Was hat das Wort 'hysterisch' in einem juristischen Schriftstück zu suchen?" Die Formulierung sei unprofessionell. Der Vorfall reihe sich ein in zahlreiche Übergriffe aus dem "Querdenker"-Spektrum gegen ihre Person, die sie erfolglos bei der Staatsanwaltschaft angezeigt habe. "Ich fühle mich von den Behörden nicht geschützt", so Luther, die nach eigenen Angaben Beschwerde gegen den Bescheid eingereicht hat.
Bayerischer Opferschutz: Vorgang in Würzburg zeigt "allgemeine Tendenz"
Auch die bayerische Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt (B.U.D.) kritisiert das Vorgehen der Staatsanwaltschaft. Der vom bayerischen Familienministerium geförderte Verein dokumentiert Angriffe aus dem rechten und verschwörungsideologischen Spektrum und berät Betroffene.
Bezüglich des Vorfalls in der Domstraße sagt B.U.D.-Sprecherin Kathrin Seebahn: "Zum einen wurde die geschädigte Person körperlich angegriffen: Es gab einen Stoß, der auch in einem Handy-Video dokumentiert ist. Zum anderen wurde sie von einer größeren Gruppe über einen längeren Zeitraum bedrängt und bedroht, so dass wir den Vorfall insgesamt klar als Nötigung einstufen würden."
Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft reihe sich "in eine allgemeine Tendenz" ein. Berichterstattende und Teilnehmende des Gegenprotests gegen verschwörungsideologische Demos würden von den Behörden "nicht ausreichend geschützt und Vorfälle wie der aktuelle nicht konsequent geahndet. (...) Wir sehen hier klaren Verbesserungsbedarf und appellieren an die bayerischen Strafverfolgungsbehörden, die 'Querdenker'-Szene und die Dynamiken dahinter endlich ernst zu nehmen und als radikal und demokratiefeindlich zu erkennen."
Kriminalpolizei Würzburg ermittelt derzeit wegen Nötigung und Beleidigung
Gänzlich abgeschlossen ist der Vorfall in der Domstraße indes noch nicht. Eine weitere von dem Vorfall betroffene Person hat im April bei der Würzburger Polizei Strafanzeige eingereicht. Angezeigt werden dabei die berichteten Beleidigungen sowie weitere Übergriffe seitens der "Querdenker"-Gruppe die sich noch vor der Rempelei in der Domstraße ereignet haben sollen.
"Ich kann bestätigen, dass die Kriminalpolizei Ermittlungen wegen des Verdachts der Nötigung und der Beleidigung wegen eines Vorfalls in der Domstraße am 17. Januar führt", sagt dazu Björn Schmitt, Sprecher des Polizeipräsidium Unterfranken auf Anfrage der Redaktion. Die Ermittlungen liefen unabhängig vom Einstellungsbescheid der Staatsanwaltschaft.
Einfach den Bericht durchlesen.
Steht genau so drinnen.
Da Sie offenbar auf jeden Kommentar reagieren müssen, sollten Sie sich langsam mal einen anderen Spruch auswählen. Ihren faltbaren Zitronenfalter-Spruch, den Sie geschätzt schon 137 mal losgelassen haben, will doch keiner mehr lesen. Überlegen Sie sich doch mal was Neues!
Eigentlich schade, dass man mit offensichtlicher Provokation auf diese Art und Weise auch viel Geld verdienen kann. Schade auch, dass die MP auf solche als "hilfreich" bezeichnete" Berichte und Videos zurückgreift (Kommentar: Aaron Niemeyer v. 18.5.)
die Berichterstattung über die hiesige "Querdenker"-Szene ist bei unserer Leserschaft durchweg auf großes Interesse gestoßen. Oftmals haben Fotos und Videos auf Twitter dazu beigetragen, schneller und präziser berichten zu können. Insofern ist eine Dokumentation durch Privatpersonen, semiprofessionelle Blogger:innen auf Twitter und freiberufliche Journalsit:innen in der Tat hilfreich gewesen. Dass diese Form der Dokumentation journalistischen Charakter haben kann, wird übrigens durch einen aktuellen Beschluss des Würzburger Landgerichts gestützt. Dazu voraussichtlich im Laufe des Abends mehr auf mainpost.de.
Beste Grüße,
Aaron Niemeyer (Redaktion)