Finanzdirektor Sven Kunkel gab am Donnerstag einen Überblick zur finanziellen Situation der Diözese Würzburg und einen Ausblick. Nüchtern und sachlich nannte er eine Zahl, die es so noch nie gab: einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 40,7 Millionen Euro. Somit gibt es zum dritten Mal in Folge in den Bilanzen ein Minus.
Auch der Bischöfliche Stuhl, der als vermögensrechtlicher Anhang des Bischofsamtes bezeichnet wird und damit ähnlich einer Stiftung funktioniert, weist erneut einen Jahresfehlbetrag aus. Er ist unter anderem für die Ruhestandsversorgung der Priester zuständig und ebenfalls auf 20,85 Millionen Euro angestiegen. Ein Jahr zuvor betrug er 8,36 Millionen Euro. 2017 gab es noch einen Überschuss in Höhe von über acht Millionen Euro. Neben der Ruhestandsversorgung sollen auch die Zahlungen an die Betroffenen sexuellen Missbrauchs aus diesem Topf erfolgen, hieß es im Oktober auf Anfrage der Katholischen Nachrichtenagentur. Die Zahlungen würden aber, soweit möglich, vom jeweiligen Beschuldigten zurückgefordert.
Diözese rechnet mit deutlichem Rückgang der Kirchensteuereinnahmen
Die Kirchensteuer, eine der größten Einnahmequellen, ist 2019 mit 182,9 Millionen Euro zwar noch etwas höher als ein Jahr zuvor (2018: 181,5). Künftig wird aber von keiner Steigerung ausgegangen. Im Gegenteil. "Insgesamt rechnet die Diözese Würzburg für das Jahr 2020 mit einem deutlichen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 10 bis 15 Millionen Euro", erläuterte Kunkel. Im Haushaltsplan für 2020, der im Februar dieses Jahres vorgestellt wurde, wurden noch 176 Millionen Euro erwartet.
Trotz des erwarteten sinkenden Kirchensteuer soll es bei dem im Haushaltsplan anberaumten Jahresfehlbetrag für 2020 bleiben: Der Finanzdirektor erwartet ein Minus von zirka 13 Millionen. In 2021 soll sich das Minus auf elf Millionen verringern. Dafür sollen die eingeleiteten Sparmaßnahmen sorgen.
Kürzungen auch bei Personalkosten geplant
Dazu gehört nicht nur die von Generalvikar Jürgen Vorndran vorgestellten Reduzierung der Bildungs- und Tageshäuser. Er erläuterte am Donnerstag auch Kürzungen bei den Personalkosten. Im jetzt vorgestellten Jahresergebnis für 2019 wurden sie "bereits um über fünf Millionen Euro zurückgefahren", so Vorndran. Dieser Weg müsse weiter gegangen werden - "ohne Zwischenstopp".
So werde die Diözese in den kommenden Jahren die Zahl der Mitarbeiter reduzieren müssen. Aber "im Blick auf Chancen für die kommende Generation müssen wir uns jetzt verschlanken und radikal verändern, um jungen Menschen Zukunftsperspektiven in der Kirche aufzeigen zu können", betonte Vorndran. Dazu gehöre unter anderem, dass jede Hauptabteilung umgehend die Tätigkeitsfelder festlegt, die in den kommenden Jahren konzentriert oder aufgegeben werden müssen. Auch die Besetzung von pastoralen Stellen im Bischöflichen Ordinariat ist von den Einschränkungen betroffen.
Auch die Caritas muss sparen
Ein langes Statement zur finanziellen Situation gab auch Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritas-Verbandes. Das Gesamtumsatzvolumen der Haushalte aller eigenständigen Rechtsträger gab er mit über 600 Millionen Euro an. Darin enthalten waren laut Bieber bislang etwa 21 Millionen Euro kirchliche Zuschüsse für die klassischen caritativen Dienste der Kirche, "für wir die wenig oder keine Zuschüsse der öffentlichen Hand erhalten" - etwa Armenfürsorge, Telefonseelsorge, Prävention sexualisierter Gewalt.
Durch die Haushaltssperre seien jedoch die für 2020 zugesicherten Zuweisungen aus Kirchensteuermitteln nicht mehr gekommen, so Bieber. Deswegen seien zweckgebundene Rücklagen aufgelöst worden. Auch für 2021 gibt es zweieinhalb Millionen Euro weniger Zuweisungen. Also ist auch bei der Caritas, unter deren Dach rund 17 000 Frauen und Männer tätig sind, Sparen angesagt.
Ist noch schlimmer als die Bezahl-Fernseh-Zwangsgebühren.
Aber da müssen Sie sich beim Staat bedanken - der hat sich 1803 bei der Säkularisation sämtliches Kircheneigentum entschädigungslos unter den Nagel gerissen und dafür im Gegenzug die Verpflichtung übernommen, die Kirchenleitungen staatlich zu bezahlen.
Sagt Ihnen jeder Historiker - kurzsichtig gedacht ein gutes Geschäft (waren schon ein paar Milliönchen, die das Königreich Bayern dabei eingenommen hat) - aber auf lange Sicht gesehen ein Drauflegegeschäft. Warum sollte Kirche jetzt darauf verzichten?
*** Da geht noch was, wenn der Einfluss der Kirchen und ihre Lobby mal auf ein Normalmaß zurückgeschraubt wurde. ***Auch hier helfen die Kirchenaustritte weiter: Wenn die Parteien nicht mehr fürchten müssen, durch entsprechende Initiativen Wählerstimmen zu verlieren, wird das Grundgesetz eines schönen Tages vielleicht doch noch umgesetzt...
Ablösung von Staatsleistungen heißt üblicherweise (nicht nur bei Kirche, sondern bei allen entsprechenden Verhandlungen), den jährlichen Betrag x 30 = Ablösesumme!
Das WILL staatlicherseits keiner bisher, ganz einfach!
Aber davon gehen Sie vielleicht nicht aus: Ein ganz anderes Bild ergäbe sich natürlich, wenn das Geld mit: Allein sechs Millionen Euro in bischöfliche 285-Quadratmeter Dienstwohnungen fließen würde, mit einem Fitnessraum mit geplantem Saunabereich, riesigen Ankleideräumen so groß wie eine Zwei-Zimmer-Wohnung und Regenwalddusche (Kostenpreis mit Wanne 30.000 Euro) im geräumigen Badezimmer. Höhepunkt: Ein Zierfisch-Wasserbecken für schlappe 213.000 Euro. Nach dem Vorbild des Ex- Bischofs von Limburg dem feinen Herrn Franz-Peter Tebartz-van Elst. Übrigens: Schadensersatz zahlen oder sich dafür verantworten musste Tebartz-van Elst nie. Auf den Kosten blieb das Bistum Limburg sitzen.
Jahressatz mal 30 (gilt übrigens nicht bei den Kirchen, sondern wäre auch für jede andere Staatszahlung so anzusetzen). Und da hat sich bisher keiner ran getraut. Ist ne Tatsache, einfach ein Faktum. Kann ich jetzt gut finden oder schlecht - aber ist nun mal so!
Vielen Dank für Ihren Tipp aus der Kirche auszutreten. Das tun ohnehin immer mehr Menschen -und das ist auch nicht verwunderlich!
Im 21. Jahrhundert ist die Zeit der "Weißmacherei" wohl endgültig vorbei. Man könnte hier eine endlose Liste von "zurückgenommenen Wahrheiten" der Kirche anführen. Aber das lassen wir.
Übrigens, ich bin vor über 11 Jahren (nach dem Bekanntwerden einer Gr0ßzahl an kirchlichen Missbräuchen) ausgetreten. Wenn ich jetzt im Nachhinein das so betrachte, war es eine meiner besten Entscheidungen!
Wenn Sie ausgetreten sind, können Ihnen die Finanzen des Bistums Würzburg doch vollkommen wurstegal sein, oder?
doch einige mal verkaufen. Wäre es vielleicht besser: und die Schuldigen (möchte hier
keine Namen nennen) sollten doch für den Schaden gerade stehen, den sie angerichtet
haben. Darunter leiden müssen wieder alle Kleinen.
Einnahmequellen verkaufen - und dann in Zukunft noch mehr Schulden machen?
Nicht wirklich weit gedacht!
Hat nur leider mit dem eigentlichen Thema nix zu tun.
Würde mich echt mal interessieren, warum hier so viele Leute genau zu wissen glauben, was für den Glauben gut und richtig ist - und nur diese Sichtweise die richtig wäre!
Wem's nicht passt, der kann sich ja verabschieden - aber wie es auch sonst im Leben ist: Nachtreten ist ganz schlechter Stil!
Allerdings halte ich das Argument, dass ein Pfarrer mit drei Kindern eine größere Akzeptanz erfährt, zu kurz gegriffen. In Deutschland sind bereits mehr als ein Drittel aller Haushalte Single-Haushalte, in größeren Städten (vor allem Universitätsstädten mit Studenten) bereits etwa die Hälfte.
Es sollte einfach jedem Priester selbst überlassen werden, ob und wie er Beziehung lebt, ob zölibatär oder mit Familie - und beide Formen gleichwertig anerkannt sein!
Dem Spruch: "Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!" kann ich allerdings voll und ganz zustimmen!