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Würzburg
Benefizrave in Würzburg läuft aus dem Ruder: 600 Leute wollten Einlass ins Theater Chambinzky
Ein Benefizrave für die Ukraine wurde komplett überrannt. Hunderte warteten vor dem Würzburger Chambinzky auf der Straße auf Einlass. Der Intendant erklärt, was passiert ist.
Vollkommen überlaufen war dieser Bürgersteig vor dem Theater Chambinzky in der Nacht auf Christi Himmelfahrt.
Foto: Thomas Obermeier | Vollkommen überlaufen war dieser Bürgersteig vor dem Theater Chambinzky in der Nacht auf Christi Himmelfahrt.
Theresa Lange
 |  aktualisiert: 10.02.2024 22:17 Uhr

Mit diesem Ansturm hatte keiner gerechnet. "Wir wurden komplett überrannt", sagt Csaba Béke, Theaterdirektor und Intendant des Würzburger Theaters Chambinzky, zu den Ereignissen am 25. Mai. Hunderte Menschen bevölkerten nachts die Bürgersteige vor dem Theater in der Valentin-Becker-Straße und störten die Nachtruhe der Anwohnerinnen und Anwohner.

Grund war ein sogenannter Benefizrave, also ein Tanz für den guten Zweck, im Inneren des Theaters, bei dem bei Weitem mehr Feierwillige kamen, als Platz in den Räumlichkeiten war. So führte es dazu, dass sich gegen Mitternacht urplötzlich die Straße füllte. Rund 600 Menschen, so schätzt es Béke, sollen es gewesen sein. Friedlich, aber unwillig nach Hause zu gehen.

Wegen Ruhestörung alarmierten Nachbarn die Polizei

Nachbarn alarmierten die Polizei wegen Ruhestörung, erzählt der Intendant, doch diese ermahnte die Veranstalter nur, die Straße freizuhalten. "Wie die Hühner auf der Stange haben die Leute sich dann auf den Gehwegen gedrängt." Auf der Straße patrouillierte währenddessen die Security und sammelte Altglas ein. Trotz allem sei die Stimmung draußen wie drinnen gut geblieben und es sei zu keinen Eskalationen gekommen, sagt Béke. Erst mit dem Ende der Veranstaltung am frühen Donnerstagmorgen um 5 Uhr löste sich die Ansammlung schließlich auf.

Csaba Béke ist Theaterdirektor, Geschäftsführender Vorsitzender und künstlerischer Leiter des Theaters Chambinzky. Ihm tut es leid, dass die Veranstaltung so auf dem Ruder gelaufen ist.
Foto: Silvia Gralla | Csaba Béke ist Theaterdirektor, Geschäftsführender Vorsitzender und künstlerischer Leiter des Theaters Chambinzky. Ihm tut es leid, dass die Veranstaltung so auf dem Ruder gelaufen ist.

Das Chambinzky ist kein Club, sondern Theater

Hätte man das Chaos vorhersehen können? Nein, meint Csaba Béke. Die Veranstaltung sei wie üblich auf allen Kanälen beworben worden. Woher die vielen Leute dann plötzlich gekommen sind, kann er sich nicht erklären. Mit 200 bis 300 Leuten, wie auf vergangenen Veranstaltungen, hatte man gerechnet. Als möglichen Grund für die gesteigerte Feierlust sieht Béke einen pandemiebedingten Nachholeffekt. Auch die ebenfalls pandemiebedingte Verlegung des Benefizraves vom Winter in den Sommer könnte mit Schuld sein. In den Wintermonaten sei das Verweilen vor der Lokalität weniger angenehm, weiß der Intendant.

Eigentlich ist das Würzburger Chambinzky kein Club, sondern Theater und Kulturstätte. Hin und wieder werden die Räumlichkeiten aber auch zu Tanzflächen umfunktioniert. In Kooperation mit dem DJ-Kollektiv "Rave to save" findet seit 2018 einmal im Jahr ein Benefizrave statt. Die Einnahmen der Veranstaltung werden gespendet. In der Vergangenheit waren der Förderverein der Palliativstation und Hermine, ein Würzburger Verein der Flüchtlingshilfe, Spendenempfänger. Über Hermine sollen auch die Einnahmen des ausgeuferten Raves an die Ukraine vermittelt werden. Das Positive an der Sache ist: Durch über 600 zahlenden Gästen kamen immerhin 5000 Euro als Spende zusammen.

Wie geht es nun weiter im Chambinzky?

"Hätten wir niemanden verärgert, wär es perfekt gewesen", fasst Csaba Béke den Abend zusammen. Er freut sich sehr über die hohe Spendensumme, betont aber, dass ihm eine langfristig gute Nachbarschaft wichtiger sei, als einmalige Einnahmen. Die Beschwerden möchte er persönlich beantworten und zusätzlich über eine Wiedergutmachung nachdenken. Insgesamt wollen sich alle Beteiligten in einer Nachbesprechung noch ausführlich beraten, wie sie eine derartige Eskalation in Zukunft vermeiden können. Eines steht für Csaba Béke allerdings schon fest:" Im Sommer werden wir sowas nicht mehr veranstalten".

Nach dem etwas ausgeuferten Ausflug in die Club-Szene kehrt das Chambinzky zurück zu seinem üblichen Theater-Geschäft, bevor es in die Sommerpause geht. "Wir machen lieber Kunst und Kultur, da sind wir gut aufgehoben", gibt Béke den Anwohnerinnen und Anwohnern Entwarnung, "wir wollen nicht zum Club mutieren."

 
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