Irgendwie hat diese Erscheinung eine gehörige Portion Charme. Große Kulleraugen, rundliche Figur. Und wenn man über das Designer-Köpfchen streicht, tönt einem mit hohen Stimmchen ein "Miau" entgegen. Das Schweinfurter Traditionshotel "Ross" sucht die Zukunft über digitale Welten. In vierter Generation in dem vor 104 Jahren gegründete Betrieb tätig, hat sich die Familie Süß entschlossen neuen Wege im Service zu beschreiten. Ab diesem Dienstag soll im Hotel "Ross" ein Service-Roboter der Münchner Firma "Digpanda" die Kellner und Kellnerinnen unterstützen.
Auf die Idee kam der Senior Jürgen Süß, als er und seine Frau Christine vor kurzem das "Kurhotel an der Therme Bad Staffelstein" besuchten. Dort sind bereits vier Roboter im Betrieb, "Drei Engel für Charlie" genannt, sagt der Schweinfurter Hotelier. Er und seine Frau seien von den Robotern so begeistert gewesen, dass sofort nach der Rückkehr ein Exemplar bestellt wurde. Eine Woche später war der Roboter geliefert. Und nicht einmal zwölf Stunden habe die technische Installation und Programmierung von Fixpunkten und Bewegungs-Linien gedauert, dann sei die digitale Hilfe auf Rollen zum Dienst bereit gewesen, berichtet die Familie.
Personal hat einige Kilometer weniger zu laufen jeden Tag
Der Einsatz des neuen Service-Roboters spare dem Personal etliche Kilometer Laufstrecke pro Tag - und die Schlepperei von Tellern, Flaschen oder Weinkühler. Beim Aufbau des Frühstück-Buffets transportiert der Roboter Tassen, Teller, Besteck, Marmeladengläser, Wurst- und Käseplatten aus der Küche zum Buffet-Tisch. Und nach dem Abbau wieder zurück.
Das sei eine immense Erleichterung für den Frühdienst am Morgen, sagt der Hotelchef. Und eine immense Zeitersparnis. Nach dem langen Lockdowns sucht das "Ross" immer noch nach Mitarbeitern und Fachpersonal. An beidem mangelt es derzeit auch in Unterfranken auf dem Arbeitsmarkt.
An diesem Dienstag soll der Service-Roboter seinen ersten offiziellen Arbeitstag haben und im Gastbetrieb tätig sein. Bei den Probeläufen stieß das Gerät beim Hotel- und Restaurant-Team und den Gästen jedenfalls auf helle Begeisterung - Selfies inklusive.
"Rossinante" schnurrt durch Restaurant und Vinothek - und ist höflich
Für den Namen der neuen Servicekraft hat das Traditionshotel eine Umfrage unter Gästen und Personal gestartet. Die Favoriten: "Rosswitha", "Rossalie", "Rossina" und "Rossinante". Es gewann "Rossinante" nachempfunden dem getreuen Packpferd aus "Don Quijote". So schnurrt nun "Rossinante", Spitzname "Rossi", durch Restaurant und Vinothek, weicht menschlichem Personal und Gästen aus oder bleibt stehen, wenn etwas den Weg des Roboters blockiert. Dann wird der Störer mit sanfter, digitaler Stimme aufgefordert, bitte den Weg freizumachen.
Auch nachmittags und abends sei "Rossinante" eine klare Hilfe. Das Personal habe dadurch "mehr Zeit, um am Gast zu bleiben, um Getränke, Aperitifs, Menüs erklären und anbieten zu können", sagt auch Hotelchef Julius Süß. Der Mitarbeiter nehme am Tisch die Bestellung auf und schicke diese automatisch in die Küche. Dort wird der Service-Roboter damit bestückt - und der fährt dann das bestellte Essen zum Gast an den Tisch. Dort warten Kellner oder Kellnerin bereits, um die Speisen zu servieren. Beim Abräumen verläuft das ganze ebenso - in die andere Richtung.
Hotelier überzeugt: Beruf wird wieder attraktiver
Noch seien Serviceroboter wie "Rossi" neu in Frankens Gastronomie-Landschaft, dabei würden sie die Tätigkeiten des Personals merklich erleichtern, ist die Erfahrung von Julius Süß. "Es entfallen wirklich nicht nur die Laufwege, sondern unser Personal beim Bedienen muss auch nicht mehr so schwer tragen, der Krankheitsstand sinkt", hofft der Hotelier. Und ist überzeugt: "Die digitale Unterstützung macht das Berufsbild des Servicemitarbeiters auch wieder attraktiver". Und er ist sich sicher: Die Anschaffungskosten von "Rossi", die dem eines Kleinwagens entsprechen, werden sich noch einem Jahr amortisiert haben.