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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Wie die Gastronomie auf Personalmangel reagiert
Ruhetage und verkürzte Öffnungszeiten: Was die Situation in Gasthäusern, Bars und Hotels den Gästen noch bescheren könnte.
Mehr Ruhetage brockt der Personalmangel in der Gastronomie den Gästen ein. Am Schild neben dem Eingang zum Kurgarten-Café spiegeln sich die Arkaden.    
Foto: Wolfgang Dünnebier | Mehr Ruhetage brockt der Personalmangel in der Gastronomie den Gästen ein. Am Schild neben dem Eingang zum Kurgarten-Café spiegeln sich die Arkaden.    
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

"Es ist ganz schlimm", beschreibt Barbetreiber Emmanuel Papadopulos die Personalsituation in seiner Branche. Gerne würde er mehr Leute einstellen und wirbt nach seinen Worten schon seit über drei Jahren vergeblich mit Stellenanzeigen.

Die Konsequenzen seien ringsherum in der Innenstadt überall zu sehen. "Immer mehr Ruhetage gibt es", bedauert er. Selbst hat er auch schon Konsequenzen gezogen. Sein Emmanuel's Restaurant und Bar öffnet er wochentags erst ab 16 Uhr, einen Tag lässt er ganz zu.

Vorhergesehen habe er die Probleme schon lange, doch durch Corona hätten sie sich dramatisch zugespitzt. Zu den drei Vollzeit- und drei Teilzeitbeschäftigten könnte er locker zwei Mitarbeiter mehr brauchen. Und obwohl er mehr als Mindestlohn zahle, seien die nicht zu finden.

Menschen glücklich machen

Dabei schwärmt Papadopulos bis heute für seinen Beruf: "Du kommunizierst mit Menschen, schaust ihnen in die Augen. 50 Leute gehen glücklich heim und sie reden von dir". Natürlich sei das auch eine Belastung, bis ein Uhr nachts durchzuhalten. Viele wollten das heute nicht mehr. Mangels Personal muss er als Chef jetzt zu hundert Prozent mitarbeiten.

Wegen der Entwicklung fürchtet Papadopulos ein Branchensterben. Höhere Löhne könnten in seinen Augen eine Lösung sein, doch dafür müsste er von den Gästen mehr verlangen. "Das Bier müsste 50 Prozent mehr kosten", denkt er über eine Möglichkeit zur Attraktivitätssteigerung des Berufs über die Bezahlung nach.

Vielen Menschen gehe es aber um eine günstige Einkehr. Am liebsten jeden Tag, um selbst daheim nicht zu kochen, findet Papadopulos. Als besseres Vorbild hat er Frankreich vor Augen. Viele Franzosen gingen einmal pro Monat zum Essen aus und würden dann 200 Euro investieren. Von diesem Ausgehverhalten profitiere die Gastronomie mit ihren Mitarbeitern.

Viele wechseln durch Corona die Branche

Auch Heinz Stempfle, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands, kennt die Sorgen seiner Kollegen. "Beim Einkaufen im Großmarkt kommt man ins Gespräch, da ist das ständig Thema", lässt er wissen. Zwar seien die 15 Beschäftigten seines Westpark-Hotels dem Betrieb glücklicherweise treu geblieben. Aber auch in Bad Kissingen hätten viele wegen der Corona-Schließungen die Branche gewechselt.

Besonders belastend für die Beschäftigten in der Hotellerie sei die Zweiteilung des Arbeitstages mit einer längeren Mittagspause, sagt Stempfle. Insgesamt verlagere sich das Interesse der Gäste mehr in Richtung Abendessen. Junge Arbeitskräfte wollen da schon in den Feierabend.

Zwar steuere der Hotel- und Gaststättenverband mit Werbekampagnen dem Nachwuchsmangel entgegen, aber allzu große Hoffnungen auf Besserung hat Stempfle nicht. Einfach sei es noch nie gewesen, Beschäftigte  für die Branche zu gewinnen. Dabei sei das Arbeiten dort so spannend, schwärmt Stempfle. Mit dem Beruf könne man in der ganzen Welt herumkommen.           

Veranstaltungen besonders betroffen

Mit zwei Ruhetagen und verkürzten Öffnungszeiten reagiert Jochen Wehner mit seinem Kurgarten-Café auf die Entwicklung. Für den laufenden Betrieb setzt er 25 Kräfte ein. "Ich könnte aber mehr brauchen", sagt Wehner.

Besonders bei den Veranstaltungen werde das Personal knapp. Seit rund sechs Jahren setzte er auf diesen Zweig, mit dem er etwa 65 Prozent seines Umsatzes mache. Bei diesen Veranstaltungen von 50 bis zu 600 Leute brauche er bis zu 50 Beschäftigte. Weil die immer schwerer zu finden seien, biete er zu diesen besonderen Anlässen kein Essen á la Carte mehr an.

Explodierende Preise 

Im Zuge des Mangels würden bei den Zeitarbeitsfirmen die Preise explodieren. Dazu erschwerten aktuell drastisch steigende Lebensmittelpreise die Lage. Als Beispiel nennt Wehner Pfifferlinge. Statt wie im Vorjahr zehn Euro kosten die in diesem Jahr 20 Euro das Kilogramm. "Es gibt zu wenig", beschreibt er eine Knappheit auch in diesem Bereich.

Wehner denkt ebenfalls, dass höhere Preise auf der Karte einen Lohnvorteil fürs Personal bringen könnte. Wenn der Kaffee (bisher 2,50 Euro) künftig 2,70 kosten würde, und der Cappucchino (bisher 2,80), dann 3,50, würden die Mitarbeiter profitieren.

Sorgenvoller Blick auf den Herbst

Zum Thema Neueinstellungen beschäftigt Wehner aktuell aber etwas ganz anderes. Denn mit "Bauchschmerzen" beobachtet er die Entwicklung der Corona-Inizidenzen. Sollte es so weiter gehen, sei im September möglicherweise wieder mit Einschränkungen bei der Bewirtung der Gäste zu rechnen. Diese Unsicherheit  werfe  tiefe Schatten auf die Personalplanung.           

 
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  • waldemarthurn@freenet.de
    Es gibt so viele die Arbeiten könnten wollen aber nicht da Sie Stütze bekommen
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  • mpmonika
    Die Gastronomie zahlt seit Jahren Hungerlöhne und wundert sich das dafür niemand mehr arbeiten mag.
    Gute Löhne ganz oben auf die Speisekarte damit jede KundIn weiß weshalb sie mehr für das Gericht zahlt.
    Gute Löhne sind ein Qualitätsmeekmal!
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