Ronny Grünewald sitzt an einem Mittwochvormittag auf einer Bank im Innenhof des Würzburger Juliusspitals und schaltet sein Aufnahmegerät ein. Was für Journalistinnen und Journalisten bei solchen Gesprächen zum Job gehört, ist für den 39-Jährigen, der für die "Querdenker"-Partei dieBasis in den Landtag will, eine Vorsichtsmaßnahme.
"Aufgrund persönlicher, teils schockierender Erfahrungen" mit Berichterstattung wolle er das Gespräch aufzeichnen, hatte Grünewald, der in Bergtheim lebt und im Stimmkreis Würzburg-Land kandidiert, im Vorfeld geschrieben. Und so sitzen der Kandidat und der Reporter nun mit zwei Aufnahmegeräten im Schatten der Bäume und sprechen über Medienschelte und Antisemitismus-Vorwürfe, über die Würzburger Querdenker-Bewegung und Basisdemokratie. Aber von vorn.
Zur Politik hat den Informatiker und Vater zweier Kinder, der mit einer alleinerziehenden Mutter groß geworden ist, das Thema Geld gebracht. Als Jugendlicher habe er sein erstes Geld mit dem Austragen von Zeitungen verdient, sagt Grünewald. Es habe für ihn einen symbolischen Wert gehabt. Als er es anlegen wollte, habe er von Finanzberatern nur dubiose Angebote bekommen, was ihn skeptisch gemacht habe: "Das Thema Finanzen war für mich wie bei Alice im Wunderland ein Einstieg in den Kaninchenbau", sagt Grünewald.
Kandidat Ronny Grünewald: Würzburger Basis-Mitglieder sind Bürger der Mitte
Der Begriff Kaninchenbau, im Englischen Rabbit Hole, wird oftmals mit Verschwörungsideologien in Verbindung gebracht. "Raus aus dem Rabbit Hole", lautet etwa ein Aufruf der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus. Die Partei dieBasis hat sich im Jahr 2020 im Zuge der Corona-Proteste gegründet. In der Kritik steht sie unter anderem, weil prominente Parteimitglieder Corona-Maßnahmen mit den Gräueln des NS-Regimes verglichen haben. Kritiker sehen darin eine Verharmlosung des NS-Regimes und Antisemitismus.
"Die Würzburger Parteimitglieder sind Bürger der Mitte, die sich über ihre Sorgen und Nöte ausgesprochen haben", sagt dazu Ronny Grünewald. In seiner Partei würden zwar auch "kontroverse Themen" im Rahmen des rechtlich Erlaubten geduldet, rechtsextremes Gedankengut sei jedoch nie Thema gewesen. "NS-Vergleiche gehen überhaupt nicht."
Die Kritik an den Maßnahmen sei jedoch gerechtfertigt gewesen: "Wir müssen keine 100 Jahre zurückschauen. Damals ist ein Großteil der Masse blindlings einer Ideologie gefolgt. Ich will keinen Vergleich anstellen, aber wir haben das auch bei Corona in abgemilderter Form festgestellt, wie Menschen sozial ausgegrenzt wurden."
So begründet der Würzburger Basis-Kandidat seine Medienkritik
Die Bevölkerung habe sich steuern lassen durch ein von Lobbyismus korrumpiertes System, sagt er. Teure Berateraffären wie die der ehemaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen seien die Folge "unzureichender basisdemokratischer Elemente" und regierungstreuer Berichterstattung. Auch er selbst habe frustrierende Erfahrungen mit dieser Redaktion gemacht.
So etwa im März 2022 in Schweinfurt, als ihm bei einer bürgerlichen Demonstration gegen den Ukraine-Krieg eine Organisatorin das Mikrofon verwehrt habe. In einem Bericht sei er anschließend als Störer bezeichnet worden. "Ich hätte erwartet, dass zumindest vor Ort das Gespräch gesucht wird", sagt Grünewald. "Das war ursprünglich Sinn und Zweck des Versammlungsrechts, dass man sich auf dem Marktplatz trifft und seine Meinung austauscht." Dass seiner Sicht der Dinge im Anschluss sogar ein eigener Artikel gewidmet wurde, empfindet Grünewald nicht als zufriedenstellend.
Er selbst habe die Meinungsvielfalt, die er sich in der Berichterstattung gewünscht hätte, auf Versammlungen der Basis praktiziert und habe dort etwa mit der Antifa diskutiert. In der Telegram-Chatgruppe "ElternStehenAuf Würzburg", wo Grünewald regelmäßig Parteiwerbung verbreitet, findet sich nach einer Versammlung eine Nachricht von ihm, die einen anderen Eindruck vermittelt: "Kann man nicht mal bei der Stadt nachfragen, warum die Antifa direkt daneben überhaupt erlaubt wurde?", fragt er da in die Runde.
Landtagswahl 2023 in Würzburg: Das will Grünewald erreichen
Die Lösung für die von ihm unterstellte Unausgewogenheit des demokratischen Systems und der Medien sieht Ronny Grünewald in mehr basisdemokratischer Bürgerbeteiligung in Form von Abstimmungen. Die Schwarmintelligenz der Masse, so der 39-Jährige, sei weniger korrumpierbar als Politikerinnen und Politiker. Genau hier wolle er ansetzen, falls er in den Landtag gewählt würde. "Bürger sollen bei Sachthemen öfter mitentscheiden können", ist Grünewald überzeugt und hebt den Bürgerentscheid zur Talavera in Würzburg als positives Beispiel hervor.
Er wolle, sollte er gewählt werden, außerdem mehr Transparenz in die parlamentarische Arbeit im Landtag bringen. Dies wolle er durch regelmäßige Berichte über die eigene Arbeit schaffen. Doch Grünewald gibt sich auch angriffslustig: "Wir wollen die Stechmücke in Söders Schlafzimmer sein." Dies bedeute für ihn, Stiche an den richtigen Stellen zu setzen. Wo er die sieht, konkretisiert er nicht.
https://diebasis-partei.de/2022/03/ag-frieden-stellungnahme-zum-krieg-in-der-ukraine/
Zum Verständnis dieser Partei über unsere Demokratie:
https://diebasis-partei.de/2023/08/strafanzeige-gegen-die-bundesregierung-wegen-hochverrats/
Vielmehr muss man zu dieser Partei nicht wissen.