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Würzburg
Basisdemokratie und Medienschelte: Ronny Grünewald will für die "Querdenker"-Partei dieBasis in den Landtag
Ronny Grünewald ist Kandidat der Partei dieBasis im Stimmkreis Würzburg-Land für die Landtagswahl 2023. Was ihn antreibt und was er zu Kritik an seiner Partei sagt.
Ronny Grünewald will für die Partei 'dieBasis' im Stimmkreis Würzburg-Land in den Landtag.
Foto: Heiko Becker | Ronny Grünewald will für die Partei "dieBasis" im Stimmkreis Würzburg-Land in den Landtag.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 13.02.2024 10:28 Uhr

Ronny Grünewald sitzt an einem Mittwochvormittag auf einer Bank im Innenhof des Würzburger Juliusspitals und schaltet sein Aufnahmegerät ein. Was für Journalistinnen und Journalisten bei solchen Gesprächen zum Job gehört, ist für den 39-Jährigen, der für die "Querdenker"-Partei dieBasis in den Landtag will, eine Vorsichtsmaßnahme.

"Aufgrund persönlicher, teils schockierender Erfahrungen" mit Berichterstattung wolle er das Gespräch aufzeichnen, hatte Grünewald, der in Bergtheim lebt und im Stimmkreis Würzburg-Land kandidiert, im Vorfeld geschrieben. Und so sitzen der Kandidat und der Reporter nun mit zwei Aufnahmegeräten im Schatten der Bäume und sprechen über Medienschelte und Antisemitismus-Vorwürfe, über die Würzburger Querdenker-Bewegung und Basisdemokratie. Aber von vorn.

Zur Politik hat den Informatiker und Vater zweier Kinder, der mit einer alleinerziehenden Mutter groß geworden ist, das Thema Geld gebracht. Als Jugendlicher habe er sein erstes Geld mit dem Austragen von Zeitungen verdient, sagt Grünewald. Es habe für ihn einen symbolischen Wert gehabt. Als er es anlegen wollte, habe er von Finanzberatern nur dubiose Angebote bekommen, was ihn skeptisch gemacht habe: "Das Thema Finanzen war für mich wie bei Alice im Wunderland ein Einstieg in den Kaninchenbau", sagt Grünewald.

Kandidat Ronny Grünewald: Würzburger Basis-Mitglieder sind Bürger der Mitte

Der Begriff Kaninchenbau, im Englischen Rabbit Hole, wird oftmals mit Verschwörungsideologien in Verbindung gebracht. "Raus aus dem Rabbit Hole", lautet etwa ein Aufruf der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus. Die Partei dieBasis hat sich im Jahr 2020 im Zuge der Corona-Proteste gegründet. In der Kritik steht sie unter anderem, weil prominente Parteimitglieder Corona-Maßnahmen mit den Gräueln des NS-Regimes verglichen haben. Kritiker sehen darin eine Verharmlosung des NS-Regimes und Antisemitismus.

"Die Würzburger Parteimitglieder sind Bürger der Mitte, die sich über ihre Sorgen und Nöte ausgesprochen haben", sagt dazu Ronny Grünewald. In seiner Partei würden zwar auch "kontroverse Themen" im Rahmen des rechtlich Erlaubten geduldet, rechtsextremes Gedankengut sei jedoch nie Thema gewesen. "NS-Vergleiche gehen überhaupt nicht."

Die Kritik an den Maßnahmen sei jedoch gerechtfertigt gewesen: "Wir müssen keine 100 Jahre zurückschauen. Damals ist ein Großteil der Masse blindlings einer Ideologie gefolgt. Ich will keinen Vergleich anstellen, aber wir haben das auch bei Corona in abgemilderter Form festgestellt, wie Menschen sozial ausgegrenzt wurden."

So begründet der Würzburger Basis-Kandidat seine Medienkritik

Die Bevölkerung habe sich steuern lassen durch ein von Lobbyismus korrumpiertes System, sagt er. Teure Berateraffären wie die der ehemaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen seien die Folge "unzureichender basisdemokratischer Elemente" und regierungstreuer Berichterstattung. Auch er selbst habe frustrierende Erfahrungen mit dieser Redaktion gemacht.

So etwa im März 2022 in Schweinfurt, als ihm bei einer bürgerlichen Demonstration gegen den Ukraine-Krieg eine Organisatorin das Mikrofon verwehrt habe. In einem Bericht sei er anschließend als Störer bezeichnet worden. "Ich hätte erwartet, dass zumindest vor Ort das Gespräch gesucht wird", sagt Grünewald. "Das war ursprünglich Sinn und Zweck des Versammlungsrechts, dass man sich auf dem Marktplatz trifft und seine Meinung austauscht." Dass seiner Sicht der Dinge im Anschluss sogar ein eigener Artikel gewidmet wurde, empfindet Grünewald nicht als zufriedenstellend.

Er selbst habe die Meinungsvielfalt, die er sich in der Berichterstattung gewünscht hätte, auf Versammlungen der Basis praktiziert und habe dort etwa mit der Antifa diskutiert. In der Telegram-Chatgruppe "ElternStehenAuf Würzburg", wo Grünewald regelmäßig Parteiwerbung verbreitet, findet sich nach einer Versammlung eine Nachricht von ihm, die einen anderen Eindruck vermittelt: "Kann man nicht mal bei der Stadt nachfragen, warum die Antifa direkt daneben überhaupt erlaubt wurde?", fragt er da in die Runde.

Landtagswahl 2023 in Würzburg: Das will Grünewald erreichen

Die Lösung für die von ihm unterstellte Unausgewogenheit des demokratischen Systems und der Medien sieht Ronny Grünewald in mehr basisdemokratischer Bürgerbeteiligung in Form von Abstimmungen. Die Schwarmintelligenz der Masse, so der 39-Jährige, sei weniger korrumpierbar als Politikerinnen und Politiker. Genau hier wolle er ansetzen, falls er in den Landtag gewählt würde. "Bürger sollen bei Sachthemen öfter mitentscheiden können", ist Grünewald überzeugt und hebt den Bürgerentscheid zur Talavera in Würzburg als positives Beispiel hervor.

Er wolle, sollte er gewählt werden, außerdem mehr Transparenz in die parlamentarische Arbeit im Landtag bringen. Dies wolle er durch regelmäßige Berichte über die eigene Arbeit schaffen. Doch Grünewald gibt sich auch angriffslustig: "Wir wollen die Stechmücke in Söders Schlafzimmer sein." Dies bedeute für ihn, Stiche an den richtigen Stellen zu setzen. Wo er die sieht, konkretisiert er nicht.

Landtagswahl 2023: Steckbrief Ronny Grünewald

Wann und wo sind Sie geboren? 11.12.1983 in Meiningen (Thüringen)
Wie ist die familiäre Situation? Verheiratet, zwei Kinder (4 und 9 Jahre)
Welche Ausbildung, welchen Beruf haben Sie? Fachinformatiker Systemintegration, Weiterbildung zum staatlich geprüften Informatiker (Techniker), aktuell Softwareentwickler und Cloudarchitekt in der Medizintechnik
Wie verlief Ihre politische Karriere? 2021 Parteieintritt dieBasis, 2022 zum Vorsitzenden des Kreisverbandes Würzburg gewählt, 2023 zum Landtagskandidaten für den Stimmkreis Würzburg Land gewählt
Was sind weitere Ehrenämter und Hobbys? Laufen, Familie, Radfahren, Lesen
Was ist Ihr Lieblingsplatz im Stimmkreis? Mein Lieblingsplatz ist kein Ort, sondern eine Person (meine Frau)
Haben Sie ein politisches Vorbild? Nein
Was wäre Ihre erste Amtshandlung als Landtagsabgeordneter? Von Tag eins transparent und regelmäßig über die Tätigkeiten eines Landtagsabgeordneten berichten
Quelle: ron
 
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Kommentare
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  • Jochen Freihold
    Einfach nur persönlicher Geltungsdrang ohne Bezug zur Realität. Insbesondere, was Bewältigtung der Corona-Krise, gründliche Parlamentsarbeit und Medien betrifft.
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  • Gabriele Schneider
    Die Aussage "besser als die Grünen" zeugt vomDemokratie Verständnis!
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  • Heribert Mennig
    Herr Grünewald hat eine eigenartige Denkweise. Wie sagt er so schön in Bezug auf die dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte: "Ich will keinen Vergleich anstellen, aber wir haben das auch bei Corona in abgemilderter Form festgestellt, wie Menschen sozial ausgegrenzt wurden." Wenn dieser Satz keinen Vergleich mit der Nazi-Herrschaft darstellt, weiß ich auch nicht weiter! Die freie Meinungsäußerung nimmt er für sich selbst in Anspruch, um gleich darauf zu fragen, warum die Antifa neben der Veranstaltung auf der er sprach überhaupt erlaubt wurde! Er glaubt, dass nur diejenigen das Recht auf freie Meinungsäußerung haben, die keine andere Meinung haben als er. Die Coronaleugner bzw. Kritiker der Corona-Schutzmaßnahmen wissen ganz genau, dass Deutschland relativ gut durch diese schwierige Zeit gekommen ist. Auch dank vieler Impfungen. Dass manche Maßnahmen im Nachhinein vielleicht überzogen waren mag wohl sein. Hinterher ist man immer schlauer. Das zuzugeben erfordert aber Größe!!
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  • Dominik Temming
    Ja, von mir aus. Immer noch um Welten besser als die Grünen!
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  • Alfred Neumann
    Die fünfte Kolonne Russlands:
    https://diebasis-partei.de/2022/03/ag-frieden-stellungnahme-zum-krieg-in-der-ukraine/

    Zum Verständnis dieser Partei über unsere Demokratie:
    https://diebasis-partei.de/2023/08/strafanzeige-gegen-die-bundesregierung-wegen-hochverrats/

    Vielmehr muss man zu dieser Partei nicht wissen.
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  • Allenfalls noch, daß sie Gestalten wie Füllmich und Bhakdi in ihren Reihen hatte. Mehr als 0,5 Prozent werden das nicht werden...
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