Erst kratzt der Hals, dann läuft die Nase, ein Unwohlsein stellt sich ein und spätestens beim ersten Hustenanfall ist klar: Die Erkältung hat einen erwischt. Noch vor zwei Jahren wäre das wohl für die wenigsten ein Anlass gewesen, nicht zur Arbeit zu gehen, geschweige denn sich in ein überfülltes Wartezimmer beim Hausarzt zu setzen. Heute, zwei Corona-Jahre später, hat sich das geändert. Hinter jedem vermeintlich ungefährlichem Huster könnte eine Corona-Infektion lauern. Ein kurzer Schnelltest kann da für Klarheit sorgen.
Doch genau hier liegt aktuell das Problem: Mit der Einführung der kostenpflichtigen Schnelltests seit dem 11. Oktober greifen viele Menschen auf die im Einzelhandel, Apotheken und Drogerien erhältlichen Selbsttests zurück. Aber: Die sind in Würzburg fast überall ausverkauft.
Gestiegene Nachfrage hat Händler überrascht
Die Verkäuferin im Kupsch erklärt auf Nachfrage an der Kasse routiniert, aber freundlich: "Selbsttests haben wir gar keine mehr, die sind alle ausverkauft." Es scheint als hätte sie diese Frage an diesem Tag nicht das erste Mal beantworten müssen. Und auch Würzburger, die aktuell auf der Suche nach Selbsttests sind, könnten das öfter zu hören bekommen – im Kupsch in der Stadtmitte, in Heidingsfeld oder auch am Frauenland. Teilweise führen die Filialen Selbsttests auch gar nicht, wie die Nachfrage im Grombühler Kupsch ergab.
Und auch im Drogeriemarkt DM sind die Regale leer. Ein Blick auf die Internetseite der Drogeriekette zeigt: In nahezu allen Filialen sind die Selbsttests momentan ausverkauft. Lediglich in zwei Filialen im Raum Würzburg werden die Artikel als verfügbar angezeigt.
Auf Nachfrage bei den Unternehmen erklärt Sebastian Bayer, DM-Geschäftsführer: "Derzeit kann es aufgrund der schwankenden Nachfrage undgestörter Lieferketten dazu kommen, dass nicht immer alle Produkte ausreichend verfügbar sind." Und auch Franziska Metz, Pressesprecherin von Rossmann bestätigt, dass es aktuell in einigen Filialen zu Engpässen kommen könnte. Dort beobachtet man seit September eine gestiegene Nachfrage an Selbsttests, so Metz. Eine Sprecherin von Kupsch begründet: "Wir beliefern die Filialen nicht jeden Tag in der Woche." Das führe dazu, dass die Tests ausverkauft sind, bevor eine neue Lieferung komme. "Ich kann mir vorstellen, dass einige Märkte von der plötzlich gestiegenen Nachfrage überrollt wurden", erklärt sie und verweist auf die momentane Situation.
Ausverkaufte Selbsttests kein langfristiges Problem
Und auch in den Apotheken in Würzburg ist der Ansturm auf die Selbsttests spürbar, wie Michael Sax, Bezirksvorstand des Bayerischen Apothekerverbandes für Unterfranken, erklärt. "Die Leute machen aktuell vielleicht eher mal einen Test, wo sie vorher keinen gemacht haben. Zum Beispiel, wenn sie in die Stadt gehen und sich wenige Tage später zur Sicherheit selbst testen." Sax weißt darauf hin, dass dieses Verhalten in Anbetracht der steigenden Infektionszahlen richtig sei. Auch weil "die Tests nicht zu hundert Prozent akkurat sind. Je häufiger sich jeder testet, desto niedriger ist das Restrisiko, dass eine Infektion nicht entdeckt wird."
Und auch in seiner Sternapotheke in Grombühl werden die Selbsttests langsam knapp, erklärt er. Mittelfristig würde sich diese Schieflage im Angebot allerdings wieder einpendeln. "Die Angebote der Zulieferer sind da", sagt er. Nur die aktuellen Lieferzeiten von circa einer Woche und der extreme Anstieg der Nachfrage sorgen vorübergehend für knappe Bestände. In allerspätestens zwei Wochen, so Sax, sei mit einer Entspannung zu rechnen.