
Die geplante Schließung der Beratungsstellen des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SpDi) des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Würzburg, Kitzingen und Ochsenfurt sorgt für große Besorgnis in der Region. In einem Offenen Brief rufen rund 70 Mediziner und Therapeuten den Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) und Kitzingens Landrätin Tamara Bischof (FW) dazu auf, sich für den Erhalt einzusetzen.
Das geplante Aus der Beratungsstellen "wäre nicht nur eine Vernachlässigung der Menschen, die dringend Hilfe benötigen, sondern auch ein fahrlässiger Umgang mit gesellschaftlichen Risiken", heißt es in dem Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt. Mitte Februar hatte der BRK-Kreisverband Würzburg bestätigt, seine drei Beratungsstellen Ende 2025 aus Kostengründen einstellen zu wollen.
Rund 70 Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten haben den Offenen Brief unterzeichnet. Sie warnen eindringlich vor gravierenden Folgen, die ein Wegfall der Anlaufstellen für psychisch kranke und belastete Menschen mit sich bringen könnte.
Kritische Versorgungslage in der Region befürchtet
Abgesandt wurde der Brief von Dr. Andreas Schreiter, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ochsenfurt. Er thematisiert die angespannte Versorgungssituation in der Region: Fast alle niedergelassenen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten würden "an der Belastungsgrenze" arbeiten und hätten kaum freie Kapazitäten für neue Patientinnen und Patienten.
Der Sozialpsychiatrischen Dienst spiele eine wichtige Rolle, indem er "gerade jene Menschen unterstützt, für die eine ambulante Psychotherapie nicht immer die richtige oder einzige Anlaufstelle ist". Viele Betroffene befänden sich in akuten Krisen oder schwierigen Lebenslagen, in denen sie "niederschwellige Beratung, sozialarbeiterische Unterstützung und eine rasche Orientierungshilfe" benötigten. Ein Wegfall des Angebots würde sie in eine potenziell "ausweglose Lage bringen", heißt es in dem Schreiben.
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner warnen, dass psychische Erkrankungen "im schlimmsten Fall eskalieren" und "zu sozialer Verwahrlosung, häuslicher Gewalt oder tragischen Einzelfällen" führen könnten. Und sie betonen: "Ein funktionierendes System der psychiatrischen, psychotherapeutischen und psychosozialen Versorgung ist ein Schutzmechanismus für uns alle."
Warnung: Kürzung hat auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen
Auch wirtschaftliche Aspekte werden angesprochen: Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bringe jeder in die Behandlung von psychischen Erkrankungen investierte Dollar langfristig einen vierfachen Gegenwert in Form von verbesserter Gesundheit und Arbeitsfähigkeit. Daher sei die Schließung der Beratungsstellen auch aus wirtschaftlicher Sicht falsch.
Die Absender fordern die Landrätin und den Landrat auf, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Beratungsstellen zu erhalten. Die Schließung der Versorgungslücke müsse oberste Priorität haben, bevor sich die angespannte Situation weiter verschärfe und zu einer Überlastung des Gesundheitssystems, "höheren Folgekosten" und "zusätzlichem menschlichem Leid" führe.
Oder: keine Polizei, keine Kriminalität.
Solche durchdachten "Experten"-Ansichten sind besonders wertvoll!
Ein besonderer Verdienst der Ärzte und Psychotherapeuten besteht darin, dass sie die möglichen Folgen klar und deutlich benennen: Gefahr von Eskalation, Gewalt und "tragischen Einzelfällen"!
Wenn Betroffene und einfache Bürger diese Folgen benennen, setzen sie sich nämlich gerade in der Region konkret der Gefahr aus, dass sie von den Behörden, die sie kritisieren, wegen "Störung des öffentlichen Friedens" oder "Bedrohung" belangt werden....
Das bedeutet auch, dass psychisch kranke Menschen Hilfe bekommen müssen, schnellstmöglich, damit sie eben nicht zur tickenden Zeitbombe werden, auf dem Schulhof, im Park, im Auto.
Es ist wichtig, dass sie wieder ein Teil der Gesellschaft werden, dass sie sich einbringen können, dass sie Erfolge spüren und motiviert sind.
Es sind Menschen mit einem guten Gefühl für andere Menschen. Menschen, die sich aus ihrer Geschichte heraus, vielleicht sogar besser in andere hineinversetzen können.
Diese Menschen sind wertvoll!
ich glaube, dass es sich auch in diesem Fall nicht um ein Erkenntnis-, sondern um ein Umsetzungsproblem handelt. Und wenn es oberstes Ziel ist, die Superreichen ungeschoren zu lassen, muss man halt in Kauf nehmen, dass sich mit den "knappen" Mitteln die "bedauerlichen Einzelfälle" nicht vermeiden lassen (pardon, ist aber so). Im Fall Mannheim kam es natürlich besonders blöd dadurch, dass die Schnell-und-einfach-Lösung "Grenzen dicht" nicht anwendbar war/ ist.
Ich kann nicht verstehen was das soll, nicht endlich das wg. Mangel an verfügbaren Gegenwerten zu großen Teilen völlig unnütze Buchgeld resp. die Einkünfte daraus einer vernünftigen Steuer- und Abgabenlast zu unterwerfen (s. auch hier: https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/soziale-ungleichheit#ungleich3). Aber ich bin ja auch kein Hochmögender/ Besserverdiener...
Da bin ich mir bei manchen nicht so sicher.
Die Umsetzung ist im Prinzip zumindest bei diesem Thema einfach: endlich auf die Experten hören!