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Würzburg/Kitzingen
Kahlschlag bei psychischen Hilfsangeboten in der Region: Rotes Kreuz schließt sozialpsychiatrische Beratungsstellen
Ungutes Signal für Menschen mit psychischen Problemen in schwierigen Zeiten: Weil das Geld nicht reicht, wird in der Region an niederschwelligen Hilfsangeboten gespart.
Der Kreisverband Würzburg des Bayerischen Roten Kreuzes will zum Ende dieses Jahres seine Beratungsstellen des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Würzburg, Kitzingen und Ochsenfurt schließen.
Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild) | Der Kreisverband Würzburg des Bayerischen Roten Kreuzes will zum Ende dieses Jahres seine Beratungsstellen des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Würzburg, Kitzingen und Ochsenfurt schließen.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 18.02.2025 02:37 Uhr

In Zeiten, in denen über zu wenige Anlaufstellen für Menschen mit psychischen Erkrankungen und in seelischen Krisen diskutiert wird, ist das keine gute Nachricht: Der Kreisverband Würzburg des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) plant, alle drei Beratungsstellen seines Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDi) in Würzburg, Kitzingen und Ochsenfurt zum Ende des Jahres zu schließen.

Davon betroffen sind auch 13 Angestellte: Psychologinnen, Sozialpädagogen und Verwaltungskräfte. Sie sollen demnächst ihre Kündigungen erhalten. Das bestätigt der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Würzburg, Oliver Pilz, am Donnerstag auf Anfrage dieser Redaktion.

"Defizit in mittlerer fünfstelliger Höhe"

Das Vorstandsgremium des BRK-Kreisverbandes Würzburg unter seinem Vorsitzenden, Landrat Thomas Eberth, habe den Beschluss bereits im September vergangenen Jahres gefasst und den Mitarbeitenden, die zusammen acht Stellen besetzten, im Oktober mitgeteilt.

Hintergrund der Entscheidung sei ein "Defizit in mittlerer fünfstelliger Höhe" allein für Personal- und Sachkosten der Beratungsstellen, erklärt Pilz weiter. Insgesamt verzeichne der BRK-Kreisverband Würzburg für 2024 ein Minus "von 400.000 bis 500.000 Euro".

Oliver Pilz ist Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Würzburg.
Foto: Fatbardha Fejza / BRK Würzburg | Oliver Pilz ist Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Würzburg.

"Natürlich" sei die Schließung der Beratungsstellen "kein schönes Signal in diesen Zeiten", räumt der Geschäftsführer ein. "Aber wenn wir jetzt nicht anfangen, Kosten zu sparen, müssen wir irgendwann noch mehr Dienste einstellen."

Sozialpsychiatrische Dienste bieten Menschen, die psychisch erkrankt oder behindert sind, die in einer seelischen Krise oder Notlage stecken, sowie deren Angehörigen niederschwellige ambulante Beratung und Betreuung an. Laut Oliver Pilz wurden in den BRK-Stellen des SPDi in Würzburg, Kitzingen und Ochsenfurt im vergangenen Jahr insgesamt 681 Klientinnen und Klienten sowie 101 Angehörige von psychisch Belasteten unterstützt. 

Bezirk Unterfranken will sich für Fortführung einsetzen 

Gefördert werden SPDi in Unterfranken vom Bezirk nach einer bayernweit einheitlichen Richtlinie. Nach Angaben des Bezirks Unterfranken wurde der SPDi des BRK-Kreisverbands Würzburg 2024 mit rund 672.000 Euro gefördert. Für dieses Jahr seien rund 674.000 Euro vorgesehen. Die Pauschalen reichten nicht aus, um kostendeckend Beratung anzubieten, sagt Pilz - "und zwar schon seit Jahrzehnten nicht".

Der Bezirk Unterfranken "schätzt das langjährige und große Engagement und die wichtige Arbeit des BRK", teilt er auf schriftliche Anfrage dieser Redaktion mit, "und bedauert diesen Schritt sehr". Weiter heißt es: "Sollte es tatsächlich zu einer Einstellung der Beratungsstellen des BRK kommen, so wird der Bezirk mit verschiedenen Trägern Gespräche führen, um eine Fortführung beziehungsweise Übernahme der Beratungen im sozialpsychiatrischen Bereich zu erreichen."

Mitarbeit: Bassel Matar

 
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  • Peter Lelowski
    Das Bayerische RK fuhr sowieso einen Sonderweg in der Betreuung psychisch kranker Menschen. Der Rest des Deutschen RK versorgt Diese seit Jahrzehnten umfassend. Jetzt kehrt das Bayerische RK wieder auf den heimeligen Bayerischen (!) Boden zurück. Haben nicht schon die Biermösl Blosn vor 30 Jahren gedichtet: "Welcome to Bavaria"?
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  • Peter Koch
    Falls nur einer von den 681 Klientinnen und Klienten mangels Beratung oder Betreuung durchdrehen sollte kann das ganz schnell mehr als € 50000 kosten. Ist das der Bezirksregierung bewusst? Oder wäre das egal weil solche Kosten nicht vom Bezirk übernommen werden müssten? Hinzu kommt ja noch, dass Menschen in Not bewusst im Stich gelassen werden. Darauf stehen in jeder Religion schwere Strafen.
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  • Frank Stößel
    Ganz sicher wird der für das Defizit des SPDi des BRK KV Würzburg verantwortliche Bezirk Unterfranken keinen neuen Träger für den SPDi in WÜ, KT und OCH finden, wenn er ihn nicht kostendeckend unterstützt. Macht er das, gibt er aber auch zu, dass er es beim bisherigen Träger sehenden Auges laufen ließ. Das könnte bedeuten, dass der Bezirk das Defizit rückwirkend übernimmt und ab dato einen höheren Fördersatz für den SPDi beschließt, der den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen der allgemeinen, inflationsbedingten Teuerung von Produktion, Produkten und Dienstleistungen nachhaltig entspricht. Dadurch wäre auch das Halten des bewährten Fachkräfte-Teams möglich. Denn wie trefflich passt auch in diesem Fall der sportliche Satz: "Never change a winning team!" So liegt n.m.A. der Ball jetzt beim Bezirk und Bezirkstag anstatt bei BRK KV Würzburg Vorstand und Geschäftsführung. Oder möchte der Bezirk Ufr. diesen SPDienst mit seinem Zentrum für Psychische Gesundheit selbst übernehmen?
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  • Georg Ries
    Danke Herr Stößel, das trifft den Nagel auf den Kopf! Die üblichen Hater springen darauf natürlich gerne an!
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  • Martin Deeg
    ..."Das Vorstandsgremium des BRK-Kreisverbandes Würzburg unter seinem Vorsitzenden, Landrat Thomas Eberth, habe den Beschluss bereits im September vergangenen Jahres gefasst"....

    Und wieder die CSU: auf großer Bühne die Verantwortung für schwerste Verbrechen psychisch Kranker nach Berlin verweisen wollen.

    Und auf kleiner Bühne streichen CSU-Verantwortliche die ungenügenden sozialpsychiatrischen Dienste für Menschen in seelischer Not weiter zusammen.

    Diese WIDERSPRÜCHE werden einigen Menschen hoffentlich noch vor der Wahl auffallen....
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  • Georg Ries
    Machen Sie doch mal einen Finanzierungsvorschlag!!
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  • Martin Deeg
    Wem genau?
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  • Georg Ries
    Das BRK bietet das an und es entsteht ein Fehlbetrag von mehreren 10.000 €. Sagen Sie doch einfach wer den Fehlbetrag übernehmen soll!
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  • Martin Deeg
    Wie wäre es mit dem "Investor", der von der - allseits positiv bekundeten, inkl. Landrat (CSU) - Zusammenarbeit bei der BRK-Rettungswache in Ochsenfurt so begeistert ist?

    Ein "Fehlbetrag von mehreren 10.000 Euro" ist doch ein Klacks wenn man den Aufwand bedenkt, den dieser Investor betreibt, um dem BRK eine weitere Immobilie zur Verfügung stellen zu können und die Mieter des Rock-Inn trotz Mietvertrag "loszuwerden"...
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  • Georg Ries
    Nichts als das übliche Gefasel!
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  • Lutz Saubert
    Verantwortlich ist das BRK, nicht die von Ihnen so gehasste CSU.
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  • Martin Deeg
    Der o.g. "Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes" und Landrat gehört welcher Partei an, Herr Saubert?

    Ich hasse die CSU nicht - ich hasse Heuchelei und Doppelmoral, autoritären Machtmissbrauch und Ausgrenzung, hohle Standesdünkel...

    Besonders wenn all das im Gewand der "Moral" und "Empathie" daherkommt.
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  • Lutz Saubert
    Warum nur, kann ich Ihnen dass nicht abnehmen. Ihr Post hier ist kein Einzelfall.
    Der BRK-Vorstand besteht nicht aus einer einzelnen Person.
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  • Martin Deeg
    ....bayernweit einheitlichen Richtlinie"....

    Sie wissen, welche Partei in Bayern seit Jahrzehnten in Regierungsverantwortung ist, Herr Saubert?

    Hier nochmal der Kontext für Sie:

    ...."Gefördert werden SPDi in Unterfranken vom Bezirk nach einer bayernweit einheitlichen Richtlinie. Nach Angaben des Bezirks Unterfranken wurde der SPDi des BRK-Kreisverbands Würzburg 2024 mit rund 672.000 Euro gefördert. Für dieses Jahr seien rund 674.000 Euro vorgesehen. Die Pauschalen reichten nicht aus, um kostendeckend Beratung anzubieten, sagt Pilz - "und zwar schon seit Jahrzehnten nicht"....

    Wenn einer der (bislang) Betreuten, bspw. Menschen die aus der Forensik entlassen wurden, in nächster Zeit eine schwere Straftat begeht, bisherige Bezugspersonen aus "Kostengründen" wegfallen, wer ist dann Ihrer Meinung nach verantwortlich....? Die Grünen, Berlin, Olaf Scholz....?
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  • Walter Seubert
    "so wird der Bezirk mit verschiedenen Trägern Gespräche führen, um eine Fortführung beziehungsweise Übernahme der Beratungen im sozialpsychiatrischen Bereich zu erreichen."
    Das eine anderer Träger das Defizit übernimmt?
    Süße Träume!
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