
10 Uhr, Sonntagvormittag, vor dem Würzburger Rathaus. Der Elferrat lädt zur großen Lagebesprechung. Das Großereignis an diesem Tag: Der Würzburger Faschingszug, der nach zwei Jahren Corona-Zwangspause erstmals wieder zehntausende Menschen in die Domstadt locken wird. Neben dem Zugmarschall Michael Zinnhobel und Vertretern der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste, ist auch Simon Stoewe dabei. Er ist Abteilungsleiter Straßenreinigung der Stadt Würzburg und mit seinem Team dafür zuständig, dass die Straßen nach dem Faschingszug wieder sauber und sicher für die Passantinnen und Passanten werden.
34 Mitarbeiter der Stadtreiniger sind an diesem Sonntag unterwegs. In knalliger orangefarbener Uniform und mit Besen bewaffnet, räumen sie dem Faschingszug hinterher. Unterstützt werden sie dabei von fünf Großkehrmaschinen und fünf Kleinkehrmaschinen. Einer der fleißigen Mitarbeiter ist Jürgen Fleisch, der eine der großen Kehrmaschinen durch die Stadt pilotiert.

"Wahnsinn, was hier los ist und wie viel Müll hier liegt", murmelt er vor sich hin als er konzentriert von seinem erhöhten Fahrersitz die Menschenmasse im Bereich Schönbornstraße/Marktplatz überblickt. Hier sieht man deutlich, welche Spuren das närrische Treiben auf der Straße hinterlässt. Konfetti, Verpackungsmüll, Servietten und vor allem Glasscherben liegen teilweise in einer zentimeterdicken Schicht auf dem Asphalt. Von insgesamt sieben Tonnen Müll wird Abteilungsleiter Stoewe im Anschluss sprechen.
Wenn der Weg blockiert ist, wird auch mal geplauscht
Als das schwere Fahrzeug sich in Schrittgeschwindigkeit vorsichtig durch die Menschenmassen manövriert, hört man selbst in der Fahrerkabine noch lautes Knacken und Splittern, wenn mal wieder eine Bierflasche den Kampf gegen das Gewicht der Maschine verloren hat. "Abgesehen von vielleicht noch Silvester ist Fasching der schlimmste Tag, was den Abfall betrifft. Aber das gehört natürlich zu Fasching auch irgendwie dazu", erzählt Fleisch.

Er war selbst früher in einem Faschingsverein aktiv, einige der Menschen, die mit dem Zug unterwegs sind, kennt er persönlich. So wird er während seiner Arbeit auch oft von Bekannten angesprochen und hält gerne einen Plausch, wenn der Weg vor ihm ohnehin blockiert ist. Vom Umzug selbst bekommen die Angestellten der Straßenreinigung aber nur sehr wenig mit, erklärt er.
Immer wieder passiert es, dass angetrunkene Personen vor das Fahrzeug laufen
Zwischen Dom und Rathaus sind auch nach dem Zug noch viele Feiernde unterwegs und daher ist hier besondere Vorsicht geboten. Immer wieder passiert es, dass offensichtlich angetrunkene Personen unaufmerksam genau vor das Fahrzeug laufen oder sich einen Spaß daraus machen, an der Kehrmaschine ihre Schuhe zu putzen. Das sorgt dann auch bei Jürgen Fleisch für Unverständnis. Als letzte Maßnahme macht er dann auch mal aus dem Fenster heraus eine lautstarke Ansage.
Doch mit der Partymeute gibt es nicht nur negative Begegnungen. Durch das offene Fenster rufen ihm viele Leute ein freundliches "Helau!" zu, oft hört er auch ein kurzes "Dankeschön" oder ein "Super, dass ihr so einen tollen Job macht, vielen Dank!". Darüber freut sich Jürgen Fleisch sehr. "Es ist schön, wenn man für die Arbeit wertgeschätzt wird. Am Ende will ja dann doch jeder eine saubere Straße haben."
Besondere Vorsicht bei der Aftershow-Party des Würzburger Faschingszugs 2023
Kompliziert wird es dann im Bereich Vierröhrenbrunnen als der Tross der Straßenreinigung in die Augustinerstraße abbiegen will. Hier stehen noch zahlreiche Besucherinnen und Besucher, um die Aftershow-Party mitzuerleben. Die Menschenmasse ist zu dicht gedrängt, um wirklich viel Platz zu machen und so muss Fleisch mit besonderer Vorsicht agieren. Feiernde koordinieren spontan die Räumung der Straße so gut es denn eben möglich ist und mit chirurgischer Präzision lenkt Jürgen Fleisch sein tonnenschweres Gefährt nur wenige Zentimeter an hunderten von Menschen vorbei. "Hier haben jetzt alle gut mitgemacht. Wenn jeder für einen kurzen Moment mal aufmerksam ist und den Anweisung folgt, erleichtert das unsere Arbeit enorm", lobt er das Verhalten beim Grafeneckart.

Um 18 Uhr, drei Stunden nach dem offiziellen Ende des Zuges, ist dann auch für die Straßenreinigung endlich Feierabend. Das abschließende Fazit von Abteilungsleiter Simon Stoewe fällt sehr positiv aus. Explizit lobt er die reibungslose Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften der Polizei und den Kolleginnen und Kollegen der Würzburger Straßenbahn GmbH. Gefreut hat es ihn auch, dass die Feiernden sehr gut auf die Anweisungen des Teams reagiert haben und es keine Zwischenfälle gab.
Hochachtung vor denjenigen die den Müll anderer wegmachen müssen. Ich würde mich als Verursacher schämen! Die Stadtreinigen hat sicher eh genug zu tun.
Es wäre auch schön wenn die Zeitung mal denen einen Artikel widmet welche die Sauereien verursachen. Eine Bildergalerie mit Namen wäre da auch ganz nett.