Das erste Stockwerk hat inzwischen Gestalt angenommen, fünf Geschosse werden es am Ende sein: Der Bau des Hotels in der Martinstraße soll nach aktuellem Stand bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Bauherr Ralf Barthelmes wird dann mit seiner Familie an Stelle der ehemaligen Martinsklause ein Boutique-Hotel mit rund 40 Zimmern und 80 Betten betreiben.
Wie häufig bei Baustellen in der Würzburger Innenstadt hat sich der Bau des Hotels durch interessante archäologische Funde verzögert: Noch vor dem Kiliansdom stand dort seit Mitte des 8. Jahrhundert die vom ersten Würzburger Bischof Burkhard erbaute Martinskapelle.
Das dem Heiligen Martin von Tours geweihte Gotteshaus "war für die Archäologen natürlich besonders interessant. Es wurden romanische Mauern und die Bodenplatte der Kirche gefunden", berichtet Barthelmes, der bis zum vergangenen Jahr die Martinsklause und das "Martinz" mit seinem Wintergarten betrieben hat.
Beim Abriss der Gaststätte blieb der historische Gewölbekeller mit der Schiestlstube wie geplant erhalten – sie werden in das neue Gebäude integriert. Die archäologischen Funde waren auch für den ausführenden Architekten Oliver Frenz aus Höchberg sehr spannend, allerdings: "Gleichzeitig hat man als Architekt aber auch den Bauzeitplan im Hinterkopf, deswegen kann daraus auch ein bisschen Stress werden." Beim Bau des Hotels wurde die Bodenplatte der historischen Martinskapelle nach Absprache mit den Denkmalschutzbehörden unberührt gelassen und umbaut – sie wird daher wieder unversehrt zum Vorschein kommen, wenn das Hotel irgendwann einmal wieder abgerissen werden sollte, verspricht Frenz.
Weitere Unwägbarkeiten für Zeitplan und Baukosten gab es durch die Corona-Pandemie: "Wir sind zwar bisher von Lieferschwierigkeiten bisher nicht betroffen, müssen aber alles viel früher als gewohnt in die Lieferkette einstellen. Außerdem muss man auf der Baustelle immer mit krankheitsbedingten Ausfällen rechnen", erläutert der Planer. Ferner sind die Baumaterialien sind seit Beginn des Projekts teurer geworden, die Investitionskosten liegen laut Ralf Barthelmes aber weiterhin im "mittleren einstelligen Millionenbereich".
Herausforderungen beim Abriss, bei der Baustelleneinrichtung und -belieferung und beim Bau selbst gab und gibt es auch durch die Lage im engen Innenstadtbereich. "Vor jeder Bewegung der Baggerschaufel musste der Kampfmittelräumdienst Untersuchungen vornehmen. Es hat eine Weile gedauert, bis wir richtig loslegen konnten, wir haben es bisher aber gut hinbekommen", betont Projektleiter Philipp Braun vom Architekturbüro Frenz.
Nicht alle Nachbarn im direkten Umfeld sind begeistert von der Baustelle direkt vor ihrer Haustür. "Wir bekommen es im Zusammenhalt aber ganz gut hin", berichtet Ralf Barthelmes. Und es gibt auch junge Baustellenfans, die fast jede Kranbewegung genau beobachten.
Das Hotel soll Ende dieses Jahres, spätestens aber Anfang 2023 eröffnet werden: "Ich habe richtig Lust darauf, es zusammen mit der nächsten Generation in der Familie zu betreiben." Vor allem bei der Einrichtung soll sich das 80-Betten-Haus von den anderen Hotels in der Stadt unterscheiden. Typisch für kleine Boutique-Hotels ist eine individuell gestaltete Möblierung, die in den Gästebereichen und den Zimmern im Gegensatz zu den Hotels großer Ketten für einen eigenen Charakter mit Wohlfühl-Ambiente sorgt.