zurück
Würzburg
Lückenschluss durch ein Hotel in der Martinstraße
Die Martinsklause in der Würzburger Innenstadt soll abgerissen werden. Stattdessen plant Inhaber Ralf Barthelmes ein Boutique-Hotel. Was heißt das für die Stadt?
Diese kriegsbedingte Baulücke soll ab dem kommenden Jahr geschlossen werden: In der Martinstraße entsteht ein Boutique-Hotel mit rund 80 Betten.
Foto: Patrick Wötzel | Diese kriegsbedingte Baulücke soll ab dem kommenden Jahr geschlossen werden: In der Martinstraße entsteht ein Boutique-Hotel mit rund 80 Betten.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 02:10 Uhr

Die Tage der "Martinsklause" und des "Martinz" sind gezählt: Inhaber Ralf Barthelmes will im kommenden Jahr seinen gastronomischen Betrieb in der Martinstraße 21 schließen, das Gebäude teilweise abreißen und ein Boutique-Hotel mit rund 40 Zimmern und 80 Betten bauen. Weil dadurch nach über 70 Jahren eine Baulücke geschlossen wird, erteilte der Notfall-Ausschuss des Würzburger Stadtrats die Baugenehmigung für das Projekt einstimmig.

In der B-Lage zwischen den Fußgängerzonen "hat die Frequenz in den letzten Jahren nachgelassen und das a-la-Carte-Geschäft ist schwierig geworden", berichtet Barthelmes im Gespräch mit der Redaktion. Er plant ein fünfgeschossiges Hotel,  dessen Lobby sich an Stelle des derzeitigen Wintergartens zur Martinstraße hin öffnet. Mit dem Auto anreisende Hotelgäste können dort ihr Gepäck ausladen und finden einen Stellplatz in der Marktgarage, "die nachts meistens sehr leer ist", sagt Barthelmes.

Baubeginn bereits 2021 geplant

Er setzt als Hauptgeschäft auf Übernachtungen mit Frühstück in einem modernen Wohlfühl-Ambiente, denkt aber auch an kleinere Tagungen oder Vorstandstreffen von Unternehmen in einer multifunktionellen Hotel-Lobby. "Und Touristen möchten auch gerne kurze Wege in die Innenstadt haben", weiß der erfahrene Gastronom.

Erste Überlegungen und Skizzen stammen schon aus den 2000er-Jahren, jetzt wird es konkret: "Wir möchten gerne im kommenden Jahr mit dem Bau beginnen", sagt Barthelmes, der nach eigenen Worten "einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag" investieren wird. Boutique-Hotels zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie vom Inhaber selbst geführt werden und mit individuellen Design-Elementen gestaltet werden.

Stadtheimatpfleger Hans Steidle bewertet das Projekt als positiv 

Barthelmes setzt außerdem darauf, dass durch die geplante Umgestaltung und Neuentwicklung des Paradeplatzes mit einem weiteren Hotel und zwei gastronomischen Betrieben "das gesamte Areal um den Dom herum einen komplett anderen Charakter bekommen und wesentlicher attraktiver werden wird. Im Moment dient es ja hauptsächlich dem Parksuchverkehr".

Stadtheimatpfleger Hans Steidle hat den Lückenschluss durch das Projekt als "uneingeschränkt positiv" bewertet. Die Traufhöhe des neuen Hotels orientiert sich an der umliegenden Bebauung, das Walmdach mit dem Obergeschoss wird etwas über die Firsthöhe der Nachbarn hinaus ragen. Die Eigentümer sämtlicher Nachbargrundstücke sind informiert und haben den Plänen zugestimmt.

Die Schiestlstube und der historische Gewölbekeller der Martinsklause werden beim Abbruch übrigens nicht angetastet: "Wir möchten sie der Nachwelt erhalten und getrennt vom Hotelbetrieb der Öffentlichkeit in irgendeiner Form zugänglich machen", verspricht Ralf Barthelmes.

Rückansicht der Martinsklause: An Stelle des Traditionslokals wird von Inhaber Ralf Barthelmes ab dem kommenden Jahr ein Boutique-Hotel mit rund 80 Betten gebaut.
Foto: Patrick Wötzel | Rückansicht der Martinsklause: An Stelle des Traditionslokals wird von Inhaber Ralf Barthelmes ab dem kommenden Jahr ein Boutique-Hotel mit rund 80 Betten gebaut.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Patrick Wötzel
Bau
Gastronominnen und Gastronomen
Gebäude
Hans Steidle
Hotel- und Gastronomiegewerbe
Hotelgäste
Innenstädte
Stadt Würzburg
Stadtheimatpfleger
Touristen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    Dies ist das gängige Strickmuster des Würzburger Stadtrates beim Durchboxen „schwieriger“Bauvorhaben. Der ehemalige Stadtbaurat Baumgart und sein ihm höriger Stadtratsklüngel waren darin geradezu Meister dieses Faches.Im vorderen Steinbachtal griff man auch zum Ferienausschuss um die bauliche Verhunzung und die Verbauung eines Frischluftkanal unserer Stadt in trockene Tücher zu bringen. Wie beschränkt im Denken unser Stadtrat ist,zeigt sich alleine schon darin,daß fehlender günstiger Wohnraum gefordert ein Hotel nachdem anderen jedoch gefördert und genehmigt wird.Leider ging die Rechnung des Herrn Barthelmes in den Stadtrat gewählt zu werden, und damit seinen Brüdern und Schwestern im Geiste näher zu sein,nicht auf.Da braucht man dann schon den kupierten Stadtrat um ans Ziel zu gelangen!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. I.
    Innenstadtbewohner werden immer weiter vom Stadtkern abgedrängt. Ist das die Würzburger Innenstadtkultur die erwünscht ist? Hotels entstehen bei der Paradepost und jetzt auch noch direkt beim Lusamgärtchen. Was für eine Niederlage für die historische Verantwortung. Der Bebauungsplan wird nicht eingehalten. Es entsteht der Eindruck zu Coronazeiten werden schnell Projekte durchgewunken die das Stadtbild und den Wohnwert nachhaltig schädigen. Wenn eine Lücke geschlossen wird, dann doch bitte verantwortungsvoll. Sicherlich ist der Tourismus wichtig für die Stadt. Besucher können aber mit dem ÖPNV auch 5 Min. mit der Strassenbahn rein fahren, zumal der Tourismus für die nächsten Jahre nach aktuellen Stand wegen Corona sich nachhaltig abwärts entwickeln wird. Abstandsflächen und Bebauungshöhen nicht einzuhalten und den Wohnwert von Bürgern durch Abdunkelung der Wohnungen hinzunehmen ist für mich nicht nachvollziehbar. Hat hier die Notstandsbesetzung zu zügig, ohne zu prüfen gehandelt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. M.
    Als Nachbarin der Martinsklause möchte ich gerne zu diesem Artikel Stellung beziehen, denn die Eigentümer vom Kardinal-Döpfner-Platz 3 haben dem Bauprojekt nicht zugestimmt. Auch sind nicht alle Nachbarn - und dazu zählen auch die Mieter - informiert. Mit der Aufstockung und somit der Abweichung vom vorgegebenen Bebauungsplan (Höhe/Abstandsflächen) verlieren alle Nachbarn, die hinter der Martinsklause liegen an Licht und Sonne und somit deutlich an Lebensqualität. Seit Januar wollte Ralf Barthelmes sich noch einmal melden, um mit uns als Eigentümer über das Projekt zu sprechen. Stattdessen nutzt er die aktuelle Situation, um in einer Notstandsbesetzung des Bauausschusses sein Vorhaben durchzusetzen. Abgesehen von dem Baulärm und auch dem Baudreck, den wir alle über einen langen Zeitraum ertragen müssen, stellt sich die Frage, warum Ralf Barthelmes nicht nach einer Möglichkeit sucht, die für alle Anwohner sinnvoll ist. Nachbarschaftliches Miteinander sieht anders aus.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten