Er ist 94 Jahre alt, und wenn es nicht so kitschig klingen würden, könnte man gut und gern sagen, dass Richard Marvin Gardner sein Herz an Würzburg verloren hat. Denn die Stadt am Main ist dem früheren hohen Offizier am ehemaligen US-Hospitals im Frauenland längst so etwas wie die zweite Heimat geworden, eine Stadt, in die er immer wieder gern kommt – vor allem zum Jahresende: Über den Würzburger Weihnachtsmarkt zu spazieren, die Atmosphäre zwischen Bratwurst- und Glühweinständen zu genießen, das ist ihm die weite Anreise aus der kleinen Hafenstadt Port Angeles im US-Bundesstaat Washington allemal wert: "So was haben wir in den USA nicht", sagt er.
Nicht zuletzt deshalb ist der pensionierte Colonel trotz seines hohen Alters auch in diesem Jahr wieder nach Würzburg gekommen. Dass er sich mal so sehr an die Stadt gewöhnen würde, hatte er sich nicht träumen lassen, als er 1959 zum ersten Mal an den Main kam – zunächst für vier Jahre als amerikanischer Soldat. "Das war ein warmer Sommer und der Wein war sehr gut", erinnert er sich. Beeindruckt war er vom Wiederaufbau der zerstörten Stadt. Und er kam wieder: Von 1980 bis 1983 war der Internist zweithöchster Offizier im Würzburger Armee-Hospital bei der 3rd Infanterie Division.
Als 18-Jähriger im Zweiten Weltkrieg zum Militärdienst eingezogen
Davor lag bereits eine bewegte militärische Vergangenheit. Gardner, der 1925 in Wilson North Carolina in den Südstaaten geboren wurde, war 1943 mit 18 Jahren zur US-Navy eingezogen worden. Als einer der jüngsten Flugzeugführer kam er auf zwei Flugzeugträger im Pazifik, wo die US-Armee gegen die Japaner kämpfte. Seine Dienstzeit endete 1947. Danach studierte er Medizin und war nebenbei Marineflieger bei der US-Navy-Reserve. Es folgten Dienstzeiten bei der US Army in den Vereinigten Staaten, in Thailand – und eben in Würzburg.
Hier liebte er besonders die Landschaft, die allgegenwärtige Geschichte, die schönen Cafes und historischen Gasthäuser in Stadt und Land. In der Schustergasse nahm er sich schließlich eine Zweitwohnung, die er erst 2015 als 90-Jähriger auflöste. Vorher pendelte er viele Jahre zwischen den USA und Würzburg. Hier hatte er manche Freundschaften geschlossen, so auch mit dem ehemaligen Bundesbahn-Lehrlokführer Otto Schmidt, der früher oft deutsche Staatsgäste im Sonderzug fuhr.
Schmidt war auch Sportabzeichenprüfer. Und so traf man sich oft auf dem Würzburger Sanderrasen, wo dann "der alte Oberst" 24 Mal das Deutsche- und das Bayerische Sportabzeichen ablegte, letztmals noch als 82-Jähriger, dann machten die Füße nicht mehr mit. Beide nahmen an Hunderten Volksmärschen - organisierten Wanderungen - teil, die "Volksmarches" waren früher eine beliebte Freizeitveranstaltung. Gardner zeigte sich aber nicht nur am Boden bis ins hohe Alter gut in Form, sondern auch in der Luft. Sein großes Hobby, das Fliegen, übte er lange aus. Erst 2013, als 89-Jähriger, machte seinen letzten Alleinflug.
Für Richard M. Gardner wurde Würzburg so etwas wie ein privater Flugzeugträger
Für Richard M. Gardner, der in den USA vier Kinder, acht Enkel und vier Urenkel hat, blieb Würzburg auch nach der aktiven Dienstzeit eine Art privater Flugzeugträger, von wo er aus bei seinen Deutschland-Besuchen in fast jedes Land Europas reiste, aber auch nach Marokko, Cuba und China. So weltläufig, wie der alte Offizier ist, so sehr ist ihm Deutschland und besonders Würzburg bis heute immer was Besonderes geblieben – nicht zuletzt deshalb, weil im hiesigen US-Hospital 1962 sein Sohn geboren wurde. Das ehemalige Hospital-Gelände hat er sich bei seinem jetzigen Besuch mal wieder angesehen, auch die früheren Leighton-Barracks am Hubland. Und Gardner hat nicht schlecht gestaunt: "Alles weg, neue Zeit! Alles ist ein Kommen und Gehen."
Nach der Rückreise aus Deutschland wird er Silvester im nahen Britisch-Kolumbien in Kanada feiern. Ob er im nächsten Jahr nochmals nach Würzburg kommt? "I will try", er will es versuchen, sagt er, dann wäre er 95. Wie wird man eigentlich so alt? Der lebenserfahrene Arzt muss nicht lange überlegen: "Gesundes Essen und Trinken, erholsamer Schlaf, Bewegung, Sport. Aber an der Spitze der Pyramide steht 'Luck'. Glück braucht der Mensch und gute Gene!" Dann trinkt er im Café seine Cola und vertieft sich wieder in ein Buch.
Text: Walter L. Frühauf
Colonel Gardner hat offensichtlich nicht dieses "Schwarz-Weiß-Denken" in sich! Und warum? - er hat schon etwas von der Welt gesehen! Das würde "James007" und "harmut" sicherlich auch gut tun um ihre beschränke Sicht auf die Welt zu erweitern!
Das hat schon Alexander von Humboldt gewusst: "„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.“
Seien Sie nicht so arrogant und glauben alle anderen haben keine Erfahrung, keine Ahnung und wissen nicht was sie tun.
P.S. Bin auch schon mittlerweile viel in der Welt rumgekommen. Meine USA kritische Haltung rührt daher, da mich Politik interessiert und ich viel darüber lese. Stichwort Regime Change usw.
LG