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Würzburg/Schweinfurt
Asylbewerberzahlen steigen in Unterfranken stark an
Nach einem Rückgang in den Vorjahren kommen nun wieder mehr Geflüchtete in die Region. Welche Herausforderungen das bringt und wie viele Menschen zuletzt abgeschoben wurden.
Das Anker-Zentrum im Landkreis Schweinfurt ist fast voll belegt.
Foto: Anand Anders | Das Anker-Zentrum im Landkreis Schweinfurt ist fast voll belegt.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 13.02.2024 03:48 Uhr

Jahrelang sind Asylbewerberzahlen in der Region gesunken. Zum Jahresanfang 2022 hat die Regierung von Unterfranken nun wieder eine "deutlich steigende" Anzahl von Geflüchteten registriert, die im Bezirk in staatlichen Unterkünften untergebracht sind. Wie die Regierung am Donnerstag mitteilte, leben derzeit 6151 Asylbewerberinnen und Asylbewerber in der Region. Das sind 1250 mehr als noch vor einem Jahr.

Unterdessen hat sich die Zahl der Erstaufnahmen in Unterfranken im Jahr 2021 mehr als verdoppelt - von 1345 Personen im Jahr 2020 auf 3070 im vergangenen Jahr. Damit kamen allerdings weiterhin deutlich weniger Menschen in die Region als zu Hochzeiten der Flüchtlingskrise: Allein im zweiten Halbjahr 2015 waren mehr als 16 500 Geflüchtete in Unterfranken untergebracht worden.

Anker-Einrichtung ist nahezu komplett belegt

In der Statistik sind unbegleitete minderjährige Asylsuchende nicht mitgezählt. Auch ihre Zahl ist der Mitteilung zufolge im Jahr 2021 leicht angestiegen. So wurden den Jugendämtern in Unterfranken 87 minderjährige Geflüchtete zugewiesen und untergebracht (2020: 75). "Aufgrund der Entwicklung in Afghanistan und der vermehrten Schleuseraktivitäten über Osteuropa ist von einem weiteren Anstieg der Zugänge auszugehen", prognostiziert die Regierung.

Die Anker-Einrichtung im Landkreis Schweinfurt ist den Angaben zufolge zu Jahresbeginn 2022 mit 1175 Personen "quasi vollständig belegt". Gut die Hälfte der dort lebenden Menschen kommt demnach aus Afghanistan, knapp 15 Prozent kommen aus Somalia. In den aktuell 41 Gemeinschaftsunterkünften der Regierung wohnen derzeit 3377 Menschen, in den 125 dezentralen Unterkünften der Landkreise sind 1599 Geflüchtete untergebracht. 

Eine "vorrangige Aufgabe" sei aktuell die Suche nach ausreichendem Wohnraum für die inzwischen anerkannten Flüchtlinge. "Hierzu leisten die Kommunen einen wichtigen Beitrag", heißt es in der Mitteilung der Regierung. "Aber auch der Staat leistet seinen Anteil." Zuletzt hat der Freistaat Bayern in Unterfranken 61 Wohnungen für bis zu 316 Personen geschaffen.

Wie viele afghanische Ortskräfte aktuell in Unterfranken leben

Von der Unterbringung von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern zu unterscheiden sind sogenannten humanitäre Aufnahmen, etwa von afghanischen Ortskräften, die in ihrem Heimatland für die Bundesrepublik und insbesondere für die dort eingesetzte Bundeswehr tätig gewesen sind. Sie haben einen gesicherten Aufenthaltsstatus, dürfen arbeiten und haben gegebenenfalls Anspruch auf Sozialleistungen. Bislang wurden laut Regierung 195 afghanische Ortskräfte in Unterfranken untergebracht.

Dafür werden derzeit elf Übergangswohnheime mit 483 Plätzen betrieben. Neu geschaffen wurden zuletzt Einrichtungen in Dammbach (Lkr. Aschaffenburg), Rechtenbach (Lkr. Main-Spessart) und Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld). Im Frühjahr soll eine weitere Einrichtung in Wildflecken (Lkr. Bad Kissingen) bezugsfertig sein. Da im Laufe des Jahres weitere afghanische Ortskräfte beziehungsweise humanitäre Aufnahmen erwartet würden, ist die Regierung der Mitteilung zufolge "an weiteren Anmietobjekten zur Einrichtung von Übergangswohnheimen besonders interessiert".

195 Geflüchtete mussten das Land verlassen

Derzeit sind in Unterfranken 1728 Geflüchtete ausreisepflichtig. Aufgrund der Corona-Pandemie und des eingeschränkten Flugverkehrs seien jedoch seit Mitte März 2020 sämtliche Überstellungen "nur eingeschränkt" und "teilweise gar nicht möglich", heißt es von Seiten der Regierung. 2021 habe die Zentrale Ausländerbehörde Unterfranken bei insgesamt 195 Personen sogenannte aufenthaltsbeendende Maßnahmen vollzogen – also Überstellungen in andere EU-Länder oder Abschiebungen ins jeweilige Heimatland. Die meisten Abschiebungen – je 29 – erfolgten demnach nach Armenien und in die Ukraine.

Darüber hinaus sind laut Regierung im Jahr 2021 insgesamt 226 Personen freiwillig ausgereist – teilweise mit staatlicher Unterstützung. Die meisten Ausreisen erfolgten in die Ukraine (40), nach Moldau (33), Armenien (27), Russland (21), Afghanistan (19) und Weißrussland (17).

 
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