Vier Bundesländer, darunter Bayern, sind vorgeprescht: Sie schaffen die generelle Isolationspflicht bei einem positiven Corona-Test ab. Im Freistaat gilt dies bereits ab dem kommenden Mittwoch. Details zur Umsetzung sollen bis dahin ausgearbeitet werden.
In einer gemeinsamen Erklärung argumentieren die Gesundheitsminister aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein mit der veränderten Pandemielage. Man sei am Übergang zur Endemie – und damit zu einem normalisierten Umgang mit dem Virus.
Positiv getestete Mitarbeitende oder Besucher dürfen nicht in die Heime
Gleichzeitig sollen die sogenannten vulnerablen Gruppen – gedacht ist hier vor allem an Seniorenheime und Krankenhäuser – besonders geschützt bleiben. Deshalb ändert sich an den dortigen Regelungen trotz allgemeiner Lockerung wohl nichts. Ein Eckpunktepapier der vier Bundesländer weist die Richtung: Wer aktuell positiv auf Corona getestet ist, darf demnach nicht in einem Seniorenheim, einer Klinik oder einer anderen medizinischen Einrichtung arbeiten. Gleiches gilt für Besucherinnen und Besucher, sie haben dann keinen Zutritt.
Zwar könnten die Bundesländer Ausnahmen vorsehen. Damit ist in Bayern aber nicht zu rechnen. Gesundheitsminister Klaus Holetschek unterstrich erneut den besonderen Schutz vulnerabler Gruppen. Damit bleibt es voraussichtlich auch bei der Testpflicht für Heime und Kliniken.
Bereits Mitte September hatten Träger von Seniorenheimen in Unterfranken eine Abschaffung von Masken-, Test-, Impf- und Isolationspflicht gefordert. Hintergrund ist zum einen die dünne Personaldecke im Pflegebereich. Zum anderen warnen Heimbetreiber seit längerem vor den negativen Corona-Folgen für die Bewohnerinnen und Bewohner durch Distanz und Vereinsamung.
Als größte Träger der Altenhilfe in Unterfranken machen sich Caritas und Arbeiterwohlfahrt für eine Normalisierung stark. "Die sozialen Bedürfnisse unserer Bewohnerinnen und Bewohner müssen wieder in den Vordergrund gerückt werden", sagt Georg Sperrle als Geschäftsführer der unterfränkischen Caritas-Einrichtungen. Ihm ist vor allem die Masken- und Testpflicht ein Dorn im Auge, "wir brauchen wieder einfachere Zugänge und Begegnungen zwischen Menschen." Sperrle wünscht sich mehr Eigenverantwortung für die Heime. Dass corona-positives Personal weiterhin nicht arbeiten darf – damit könne man leben. "Da braucht es wohl noch etwas Zeit."
AWO sieht Versorgung durch isolationsbedingte Personalausfälle in Gefahr
Drastischer sieht man die Lage bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Der Verband hatte gehofft, dass die Isolationspflicht auch für die Pflegekräfte fällt. Bei der geltenden und wohl fortgesetzten Regelung "besteht immer die Gefahr, dass wir bei hohen Mitarbeiterausfällen unsere Bewohnerinnen und Bewohner nicht wie gewohnt versorgen könnten", sagt Dirk Baumann als Sprecher des AWO-Bezirksverbandes. "Neuaufnahmen wären gegebenenfalls nicht möglich, weil vorübergehend Betten oder ganze Stationen gesperrt werden müssten" – eine Situation, die bei Engpässen in manchen Heimen schon eingetreten ist.
Die AWO hält es mit Blick auf die Versorgung für "wünschenswert, dass Mitarbeitende, die zwar positiv getestet sind, aber nicht an Corona erkranken, unter strengen Hygienemaßnahmen weiterarbeiten können." Caritas und AWO gehören dem "Netzwerk Pflegeheime in Stadt und Landkreis Würzburg an", das in einer Online-Petition unter anderem die Abschaffung von Masken-, Test- und Impfpflicht in den Heimen fordert.