
Auf dem Fuß- und Radweg entlang der Stauffenbergstraße in Rottenbauer fallen derzeit vermehrt Überreste von abgerissenen Stickern an den Laternen und Stromkästen auf. Bis vor kurzem hingen hier noch Aufkleber, die nach Angaben der Würzburger Kriminalpolizei dem rechtsextremen Milieu zuzuordnen sind: Reichskriegsflaggen, Reichsadler und Sticker mit der Aufschrift "Ich bin als Deutscher geboren und schulde der Welt einen Scheiß", waren dort angebracht.
Dass die Sticker dort schnell entfernt werden, ist engagierten Anwohnerinnen und Anwohnern wie Patrick Breitenbach zu verdanken. "Antidemokratische und menschenfeindliche Botschaften haben im öffentlichen Raum einer freien und offenen Gesellschaft nichts zu suchen", sagt Breitenbach im Gespräch mit der Redaktion.
Mit dieser Auffassung ist er nicht alleine: In der örtlichen Tegut-Filiale hing zwischenzeitlich ein Aufruf, die Sticker zu entfernen. "Nie wieder ist jetzt, wir sind mehr", stand darauf. Auch ein anderer Anwohner, der anonym bleiben möchte, hat nach eigener Aussage bereits eine zweistellige Anzahl der rechten Hinterlassenschaften entfernt.
Kriminalpolizei Würzburg ermittelt im Fall der rechten Aufkleber
"Der Vorfall wurde am 08.08.2024 bekannt", teilt die Kriminalpolizei auf Anfrage der Redaktion mit. "Ein Zeuge händigte hierbei Aufkleber aus, die er zuvor von Straßenlaternen im Bereich der Stauffenbergstraße entfernt hat." Einen Straftatbestand erfüllen die Sticker nach Angaben der Polizei nicht, "da die besagten Flaggen per se nicht als solche verbotene Zeichen eingestuft sind."

Dennoch erfülle das öffentliche Verwenden von Reichs- bzw. Reichskriegsflaggen den Tatbestand einer Ordnungswidrigkeit, "wenn hierdurch die öffentliche Ordnung beeinträchtigt wird, sodass ein Klima der Gewaltdemonstration und potenzieller Gewaltbereitschaft durch die Verwendung entsteht". Dies sei in Rottenbauer gegeben.
Das erklärt die Polizei zur Reichskriegsflagge mit Würzburger Wappen
Auf Nachfrage erläutert die Kriminalpolizei auch die Bedeutung eines in Rottenbauer angebrachten Stickers, der eine umgedrehte Reichskriegsflagge mit dem Würzburger Wappen zeigt. "Umgedrehte Flaggen werden szenetypisch verwendet, um dem Staat gegenüber seine Missgunst auszudrücken", erklärt die Polizei. "In Verbindung mit dem Würzburger Stadtwappen zeigt der Aufkleber einen regionalen Bezug." Eine Zunahme solcher Symbolik gibt es aktuell nach Angaben der Polizei nicht.
Jedoch gab es in der vergangenen Woche in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) ähnliche Vorgänge: Auch dort gab es wiederholt Sticker mit rechter Symbolik. Bürgerinnen und Bürger vernetzten sich in einer WhatsApp-Gruppe und entfernten die Aufkleber.
"Es gilt weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten und vor allem auch Demokratie tagtäglich zu leben und sich gegen den wieder aufkeimenden Faschismus zur Wehr zu setzen", sagt der Rottenbaurer Anwohner Patrick Breitenbach über das zivilgesellschaftliche Entfernen der Sticker. Doch er spricht auch eine Warnung aus: "In manchen Städten werden Rasierklingen unter die Aufkleber platziert, um bei einer Entfernung Verletzungen zuzufügen."
Es gibt noch mehr unerwünschte Gruppen, die überall ihren "Mist" hinterlassen.