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Würzburg
Universität Würzburg leitet "dienstrechtliches Verfahren" gegen Philosophieprofessor ein
Hat ein Professor aus Würzburg mit seinen Beiträgen in den sozialen Medien gegen das Beamtenrecht verstoßen? Der Uni-Präsident will es klären.
Hat ein Philosophieprofessor mit seinen Äußerungen in den sozialen Medien gegen das Beamtenrecht verstoßen? Diese Frage will die Universität Würzburg jetzt mit einem dienstrechtlichen Verfahren klären.
Foto: Johannes Kiefer | Hat ein Philosophieprofessor mit seinen Äußerungen in den sozialen Medien gegen das Beamtenrecht verstoßen? Diese Frage will die Universität Würzburg jetzt mit einem dienstrechtlichen Verfahren klären.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 09.03.2025 02:31 Uhr

Im Streit um umstrittene Äußerungen des Würzburger Philosophieprofessors Wolfgang Schröder auf der Plattform X hat der Präsident der Julius-Maximilians-Universität, Professor Paul Pauli, ein "dienstrechtliches Verfahren" gegen den Wissenschaftler eingeleitet.

Laut Uni-Sprecherin Esther Knemeyer will die Hochschulleitung auf diesem Wege klären, ob Schröders mutmaßlich antisemitische und israelkritische Kommentare in den sozialen Medien einen Verstoß gegen das im Bayerischen Beamtenrecht geforderte Mäßigungsgebot darstellen - oder gedeckt sind durch die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit. 

Würzburger Philosoph kritisiert auf X Israel und die deutsche Politik

Der 56-jährige Philosoph, der eine Professur am Institut für Systematische Theologie innehat, kritisierte auf X immer wieder nicht nur das Vorgehen Israels im Nahen Osten vehement, sondern auch die deutsche Politik. Dabei ergriff er auch Partei für pro-palästinensische Aktivitäten an deutschen Hochschulen. Weiter beklagte Schröder eine "Desinformationsstrategie" der öffentlich-rechtlichen Medien im Hinblick auf "mutmaßliche israelische Kriegsverbrechen und Verfassungsbrüche".

Dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, dem Würzburger Josef Schuster, warf Schröder in einem Kommentar eine "hanebüchene Genozid-Verharmlosung" vor. Schuster hatte zuvor die heftige Kritik von Amnesty International am Vorgehen Israels im Gazakrieg als "Terrorrelativierung" zurückgewiesen. Daraufhin forderte der Professor den Zentralratspräsidenten zum Rücktritt auf.

Spaenle beklagt "üble antisemitische Verschwörungstheorie"

Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, zeigte sich entsetzt über einen Post, in dem der Wissenschaftler spekuliert, inwieweit CDU und CSU ein "Opfer" von Schuster seien. In ihrem Programm zur Bundestagswahl heiße es, schreibt Schröder da, sie würden von Parteien, Wissenschaft, Medien und Kultur die Klarstellung erwarten, "dass es in ihren Reihen keinen Raum für antisemitische Ansichten gibt". 

Für CSU-Politiker Spaenle erinnern diese Äußerungen an die "üble antisemitische Verschwörungstheorie" vom Juden, "der scheinbar mit finsteren Einflüssen eine große Volkspartei zum 'Opfer' macht".

Der Würzburger Uni-Präsident Pauli hatte nach einem Gespräch mit Schröder zunächst Vizepräsidentin Professor Anja Schlömerkemper, die in der Unileitung für Chancengleichheit, Karriereplanung und Nachhaltigkeit zuständig ist, sowie die Antisemitismusbeauftragte der Universität, Isabel Fraas, um eine "hochschulinterne Prüfung" der Vorwürfe gebeten.

"Aufgrund des Ergebnisses der Prüfung" habe Pauli nun das dienstrechtliche Verfahren beim Justiziariat der Universität in die Wege geleitet, so Esther Knemeyer. Was genau den Ausschlag dazu gab, sagt die Sprecherin mit Verweis auf die laufenden Gespräche nicht. Ziel sei eine Klärung - nicht zuletzt auch im Interesse des Beamten.

Ein mögliches Fehlverhalten könnte laut Beamtenrecht mit einem Verweis oder einer Geldbuße geahndet werden. Ein Ergebnis des Verfahrens könne auch sein, dass Schröder sich korrekt verhalten habe, heißt es von der Universität.

Uni Würzburg erwartet keine schnelle Entscheidung in der "Angelegenheit"

Die "Angelegenheit" habe hohe Priorität, teilt Knemeyer mit. Mit einer Entscheidung in den nächsten Wochen sei aufgrund "bestimmter gesetzlicher Fristen, unter anderem auch für Stellungnahmen des Beamten" aber nicht zu rechnen.  

Auf Nachfrage dieser Redaktion schreibt Wolfgang Schröder, es sei ihm beamtenrechtlich untersagt, sich im laufenden Verfahren gegenüber der Presse inhaltlich zu äußern. Da bitte er um Nachsicht. Anfang Januar hatte der Professor erklärt, seine Kommentare bei X seien "private Äußerungen".

Auf der Plattform ist Schröder derweil weiter sehr rege unterwegs. Kommentare zur Nahost-Politik finden sich zuletzt aber keine mehr.  

 
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Die Probleme sind riesig und mindestens Jahrhunderte alt, und die Tatsache, dass der Staat Israel sogar mit Apartheidsvorwürfen in Verbindung gebracht wird (s. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/palaestinenser-apartheid-vorwurf-israel-nahost-konflikt-100.html) wird sicherlich nicht zur raschen Lösung beitragen.

    Leid tun können einem die Menschen, insbesondere die Kinder, die die Folgen der Sturheit und Unmenschlichkeit/en beider(!) Seiten am eigenen Leib verspüren müssen.

    Nicht umsonst hat der Internationale Strafgerichtshof sowohl gegen den Chef der Hamas als auch den der israelischen Regierung Haftbefehle erlassen.

    Die Tränen werden aber sicher weiter fließen - vielleicht noch weitere Jahrhunderte lang.

    Warum können die Verantwortlichen nicht endlich den Blick auf die Zukunft richten, in der die Menschen leben wollen, sondern müssen ständig Gemeinheit um Gemeinheit, Leid um Leid gegeneinander aufrechnen??
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  • Barbara Fersch
    jede Art von Krieg ist ein Verbrechen an unschuldigen Menschen......Religion hat schon immer in dieser Region eine grosse Rolle gespielt, es pocht jede Partei nur auf Macht und Gier ohne Rücksicht auf all die Menschen die dabei ihr Leben verlieren.....einfach widerlich!
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  • Walter Stöckl-Manger
    Philosophieprofessor im Institut für Systematische Theologie ist eh ein ziemlich schlechter Witz, wenn auch hierzulande natürlich Standard. Man ist entweder Philosoph oder Theologe, denn Philosophie braucht keinen Gott, kann ihn allenfalls zulassen. Die Entscheidung darüber fällt die Vernunft, nicht irgendein 'Glaube'. Kein Wunder, dass solche 'Professoren' schon mal wunderlich werden können, insbesondere, wenn sie in den Sog der asozialen Netzwerke geraten.
    Ja, natürlich begeht der Staat Israel Verbrechen. Genau das hat die verbrecherische Hamas ja auch gewollt.
    Jitzchak Rabin hätte nie ermordet werden dürfen. Und das war ein israelischer radikal-jüdischer Student.
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  • Martin Dobat
    Mit menschlicher Weisheit, kommt man bei "Allem" was Israel betrifft nicht weiter. Israel ist das Land, dass sich Jahwe erwählt hat, die Bibel ist das Kursbuch dafür, völlig unabhängig davon, was wir glauben und "wissen".
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  • Frank Duckstein
    Ein Vorgehen der israelischen Regierung zu kritisieren ist kein Antisemitismus. Auch in Israel gibt es verschiedene Meinungen und Kritik an der Regierung.
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  • Paul Schüpfer
    Wenn man im gleichen Atemzug die Taten der Hamas rechtfertigt, dann schon.
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  • Martin Deeg
    Nein, auch dann nicht. Es gibt keinen umfassenden "Bekenntniszwang".
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  • Paul Schüpfer
    Eine Rechtfertigung der Taten der Hamas ist kein Antisemitismus? Was dann?
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  • Martin Deeg
    Was soll dieses plumpe Ablenkungsmanöver?

    Von einer "Rechtfertigung" der Taten der Hamas habe ich hier nirgendwo etwas gelesen!

    Kritik an Israel ist auch dann gerechtfertigt, wenn man NUR Israel kritisiert!
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  • Steffen Cyran
    Es ist schon bezeichnend, daß man in Dtl. nicht die Auffassung vertreten darf, daß Israel im Gazastreifen einen Völkermord begeht weil sie alles kurz- und kleinbomben und die Lieferung von Hilfsgütern blockieren.

    Und das, obwohl Amnesty International genau diese Einstellung vertritt. Oder ist AI auch antisemitisch?
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  • Martin Dobat
    Israel ist mit einem unlösbaren Problem konfrontiert, wenn man sich die Charta der Hamas anschaut. Wir werden erleben, dass Antisemitismus das "Normale" in Deutschland und den Nationen werden wird.
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  • Martin Deeg
    ....."Kommentare zur Nahost-Politik finden sich zuletzt aber keine mehr."

    Einsicht oder Folge der Einschüchterung?
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  • Walter Stöckl-Manger
    Letzteres, solche Figuren sind Argumenten nicht zugänglich, Einschüchterung, da feige, schon.
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  • Martin Deeg
    Nicht nur Antisemitismus ist ein Problem, Machtmissbrauch ist es auch.
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