Zells scheidende Bürgermeisterin Anita Feuerbach ist seit 1990 für ihren Heimatort kommunalpolitisch aktiv. Vor zwölfeinhalb Jahren ist die dreifache Mutter quasi über Nacht dem zurückgetretenen Franz Nagelstutz kommissarisch nachgefolgt; bei den Wahlen im Frühjahr 2008 und 2014 wurde sie im Amt bestätigt. Altersbedingt hat sich die CSU-Politikerin entschlossen, nicht noch einmal anzutreten. Zum Abschied sprach Feuerbach über ihre Herzensprojekte, das manchmal schwierige Miteinander im Marktgemeinderat und darüber, was Zell so lebenswert macht.
Anita Feuerbach: Ja, das schon. Es waren intensive Jahre, die mich geprägt haben. Jetzt schließt sich ein Kreis. Ich habe das Amt praktisch ohne Übergabeprozess übernommen. Der Abschied ging nun aufgrund der Corona-Pandemie ebenfalls leise und ohne Feierlichkeiten über die Bühne. Die Zeit dazwischen möchte ich nicht missen, sie war spannend und interessant.
Feuerbach: Zum einen die vielen Begegnungen mit den Bürgerinnen und Bürgern, zum anderen die größeren Projekte. In meiner ersten Amtsperiode zwischen 2008 und 2014 wurden etwa die Maintalhalle und das Rathaus umgebaut. Wir haben zudem die Vorbereitungen für weitere Baumaßnahmen getroffen, die in den letzten Jahren fertiggestellt worden oder auf dem besten Weg dorthin sind: zum Beispiel die Neue Mitte Zell, das Neubaugebiet an den Klosterwiesen, der Kindergarten am Eli und der Grundschulanbau für die Mittagsbetreuung.
Feuerbach: Das hat mehrere Gründe, allen voran politische. Letztlich ist es zum Spielball im Wahlkampf geworden. Sicherlich sind mir in der Entscheidungsphase auch kleine Fehler unterlaufen. Ich würde mir für die Zeller Bevölkerung jedenfalls wünschen, dass das Gesundheitszentrum so kommt, auch um die hausärztliche Versorgung in unserem Ort zu sichern. Wenn der neue Marktgemeinderat nicht schnell handelt, sehe ich die Gefahr, dass wir auf absehbare Zeit weder einen Wertstoffhof noch ein Ärztehaus haben.
Feuerbach: Ganz ehrlich, als zwischen 2008 und 2014 drei Fraktionen vertreten waren, war die Arbeit harmonischer. Man hat fraktionsübergreifend zusammengearbeitet und Mehrheiten gesucht. Jetzt ist neben den Grünen die Zeller Mitte ja wieder dabei und stellt sogar den Bürgermeister.
Feuerbach:Wir haben bereits mit der Übergabe begonnen. Ich wünsche Joachim Kipke, dass er im neuen Marktgemeinderat mit seinen jetzt vier Fraktionen schnell ein konstruktives Miteinander hinbekommt – und stets eine glückliche Hand hat. In der Verwaltung findet er auf jeden Fall ein tolles Team vor.
Feuerbach: Ja, so empfinde ich es. Zell ist doch eine tolle Gemeinde. Leider wird zu oft negativ geredet. Das lag meiner Meinung nach zuletzt am Verhalten der Fraktion SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternative. Sie hat sich unter anderem so dargestellt, als sei sie chronisch überstimmt worden. Doch das stimmt nicht. Aus deren Reihen kam in den letzten sechs Jahren nur ein wirklicher Antrag, der einvernehmlich abgearbeitet wurde. Auch einige Bürger, die praktisch alles kritisieren und dies auch öffentlich kundtun, werfen kein gutes Licht auf unseren Ort.
Feuerbach: Wir sind eine stadtnahe Gemeinde, die wunderschön liegt und herrliche Hanglagen hat. Ein großer Teil ist Wasserschutzgebiet. Die Natur spielt bei uns eine wichtige Rolle. Hinzu kommen ein großer kultureller und geschichtlicher Reichtum sowie eine gute Infrastruktur mit Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten oder der ÖPNV-Anbindung.
Feuerbach: Ja, dort sind besondere Gegebenheiten und manches kann man auch nicht ändern. Doch auch das wird sich bessern. Das Mainvorland ist zuletzt mit Spiel- und Generationenplätzen aufgewertet worden. Im Uferbereich entsteht bald ein naturnaher Park mit Flusszugang. Im Altort sind viele denkmalgeschützte Gebäude. Manche wurden und werden hergerichtet, in letzter Zeit immer mehr. Da gibt es sicherlich noch viel Potenzial.
Feuerbach: Das wird man sehen. Man muss aufpassen, den jetzigen Standard zu halten. Ein Beispiel ist die Grundschule. Noch ist sie größtenteils zweistufig. Doch immer wieder wird es eng mit zwei ersten Klassen. Wie lange wird eine einstufige Grundschule zu halten sein? Daher ist es wichtig, ausreichenden, bezahlbaren Wohnraum für junge Familien zu haben.