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Zell
Neuer Flächennutzungsplan gefällt nicht allen Zellern
Zell wird immer mehr zu einem beliebten Wohnort. Und dafür braucht es Neubaugebiete.  Dass dafür Grünflächen überbaut werden sollen, missfällt etlichen Bürgern. 
Zell: Grünflächen am Ortsrand mit Blickkontakt zur Festung und Frankenwarte sollen im geänderten Flächennutzungsplan der Gemeinde als Wohnflächen vorgesehen werden.
Foto: Herbert Ehehalt | Zell: Grünflächen am Ortsrand mit Blickkontakt zur Festung und Frankenwarte sollen im geänderten Flächennutzungsplan der Gemeinde als Wohnflächen vorgesehen werden.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:01 Uhr

In Zell wird um die Änderung des Flächennutzungsplans gestritten. Die Gemeinde wirbt mit einem Hochglanzprospekt dafür, die Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) sammelt Unterschriften dagegen. Stein des Anstoßes sind 7,35 Hektar. Die Mehrheit des Gemeinderates möchte auf diesen Flächen eine Wohnbebauung ermöglichen. Naturschützer und viele Zeller Bürger möchten die Natur in der Zeller Flur erhalten.

Gemeinderat lehnte Diskussion ab

Bis zum 3. Dezember liegen die Änderungen des Flächennutzungsplans noch im Zeller Rathaus aus. Bürger haben bis dahin die Möglichkeit, ihre schriftlichen Einwendungen vorzubringen. Die Ortsgruppe Zell des Bund Naturschutzes wollte eine öffentliche Informationsveranstaltung. Doch der Gemeinderat lehnte dies im Juni mehrheitlich ab. Danach blieb eine Diskussion über die Änderungen des Flächennutzungsplans im Ratsgremium aber aus, weil Dirk Wegmann (SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternative) einen Antrag zur Geschäftsordnung stellte, auf eine Diskussion zu verzichten und gleich den Beschluss zu fassen. Dieser wurde angenommen. 

Der Markt Zell mit seinen derzeit rund 4300 Einwohnern erwartet in den nächsten 15 Jahren etwa 330 mehr. Bis 2031 soll, so die Prognose, die Bevölkerung jährlich um 0,5 Prozent wachsen. Damit die Neubürger auch Wohnraum finden, sollen mögliche Grundstücke oberhalb des Baugebiets Scheckert II und am nordwestlichen Ortsrand von Zell nun im Flächennutzungsplan für eine spätere Bebauung vorgesehen werden. Wie dann später einmal die Bauleitplanung aussehen wird, steht auf einem anderen Papier. 

Innenentwicklung vor Neubaugebieten

Norbert Herrmann, Vorsitzender der Bund Naturschutz (BN) Ortsgruppe, hat nichts gegen die Ziele der Gemeinde, Zuzug nach Zell zu ermöglichen. Er sagt aber, es brauche dafür keine Neubaugebiete auf ökologisch wertvollen Flächen. Denn in den Planungen sei nicht berücksichtigt worden, dass bereits in der Au 144 Neubürger wohnen und in der dort geplanten Erweiterung noch zwischen 40 und 70 Einwohner hinzukommen könnten. "Auch weitere, bereits begonnene Bauprojekte, wie die Sanierung des Klosterhofs mit Wohnraum für 70 Personen wurden nicht mit einbezogen", so Herrmann. Er fordert: "Das Ziel, Wohnraum für 330 Neubürger zu schaffen, ist durch die Innenentwicklung zu erreichen. Dafür braucht es keine sieben Hektar Neubaugebiet." 

Im geänderten Flächennutzungsplan sind neue Wohngebiete für Zell am Main vorgesehen. Dagegen gibt es Protest. 
Foto: Grafik: Jutta Glöckner | Im geänderten Flächennutzungsplan sind neue Wohngebiete für Zell am Main vorgesehen. Dagegen gibt es Protest. 

Herrmann ist nicht allein mit seiner Meinung. Mehrere hundert Zeller, so sagt er, haben bereits mit ihrer Unterschrift gezeigt, dass sie das nicht wollen. Auch das Amt für ländliche Entwicklung und die Regierung von Unterfranken weisen in ihren Stellungnahmen darauf hin, die bereits erschlossenen Wohnbau-Reserven zu nutzen und raten von weiteren Ausweisungen ab. 

Wichtige Frischluftschneise soll erhalten bleiben

„Die Marktgemeinde Zell am Main ist ein Beispiel dafür, wie wichtig das landesweite Engagement des Bund Naturschutzes gegen Flächenfraß ist. Die innerörtliche Entwicklung erhöht nicht nur die Attraktivität und Wohnqualität der Altorte, sondern vermeidet auch zusätzliche Flächenversiegelung, den Verlust an Naherholung und die Verringerung der Artenvielfalt", sagt Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN. 

"Die Gemeinde Zell ist ein Beispiel dafür, wie wichtig das landesweite Engagement des Bund Naturschutzes gegen Flächenfraß ist."
Richard Mergner, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz

Eine Gebiet ist dem BN dabei besonders wichtig. Die Fläche „Am Brückle“ zum Eli-Süd. "Das ist eine ökologisch wertvolle Fläche in der Frischluftschneise mit wertvollen Streuobstwiesen, Hecken, Orchideen und vielfältigem Vogelbestand. Es ist auch ein wertvolles Naherholungsgebiet", betont Norbert Herrmann.

Bürgermeisterin darf nicht mit abstimmen

Über die Änderungen des Flächennutzungsplans hat Bürgermeisterin Anita Feuerbach nicht mit abgestimmt. Sie hat auch nicht an der Beratung dazu teilgenommen.Denn seit dem Jahr 2000 besitzt sie dort einen Garten, wo im geänderten Flächennutzungsplan Wohnbauflächen vorgesehen sind. Feuerbach dementiert Gerüchte, ihre Tochter möchte nach Zell in eines der möglichen Neubaugebiete ziehen. "Ich kann definitiv sagen, dass sie momentan und in nächster Zukunft kein Interesse hat, nach Zell zu ziehen", sagt Feuerbach über die Pläne ihrer Tochter. 

Die Mitglieder der Zeller BN-Ortsgruppe wollen an diesem Samstag wieder Unterschriften sammeln. Mit ihrem Informationsstand stehen sie zwischen 9 Uhr und 14 Uhr in der Neuen Zeller Mitte.

 
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  • Arcus
    Die Argumente des BN klingen vernünftig. Außer über eine Nachverdichtung sollte auch über platzsparenden Wohnraumaufteilung nachgedacht werden.
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