Wahlkampfgetöse, persönliche Abrechnungen oder doch aufrichtige politische Ziele zum Wohle der Bevölkerung: Die einmal mehr hitzig geführte Diskussion im Zeller Marktgemeinderat zum anvisierten Ärztehaus war für die rund 15 Zuhörer nicht leicht zu durchschauen.
Am Ende blieb alles beim Alten: Die Räte der CSU und Freien Zeller Bürger überstimmten mit einer 9:5-Mehrheit den Antrag der Opposition, vom Beschluss des Grundstücksverkaufs an den Architekten Roland Breunig abzurücken – und das Projekt doch noch öffentlich auszuschreiben.
In der letzten Sitzung des alten Jahres räumte Bürgermeisterin Anita Feuerbach ein, dass ein Brief eines weiteren Investors aufgetaucht sei. Daher landete das Ärztehaus am Dienstagabend erneut auf der Tagesordnung – und im Publikum saß eben jener weitere Interessent. Der Gemeinderat bat ihn darum, seine Ideen zu präsentieren. "Mein Name ist Albrecht Ruchser, ich bin 65 Jahre alt, komme aus Marktheidenfeld und war bis zu meiner Pensionierung Vorsitzender einer größeren Genossenschaftsbank", stellte er sich vor.
Anschließend erwähnte der private Investor einige seiner bisherigen Bauprojekte, ging auf das angedachte Ärztehaus in Zell ein und konstatierte, dass ihm zu wenige Informationen zur Verfügung stünden, um konkrete Pläne vorstellen zu können.
Es gibt noch keinen Bebauungsplan. Bis Ende dieses Jahres ist an der Stelle der Zeller Wertstoffhof zu finden. Ruchser bot allerdings an, das Projekt in Erbpacht zu entwickeln. Das war einer der Streitpunkte gewesen, weil es Breunigs Baubedingung ist, das Grundstück kaufen zu dürfen.
Dieser Unterschied allein war der Fraktion CSU/Freie Zeller Bürger zu wenig, um noch umzuschwenken. "Alles das, was ich heute gehört habe, hat meine damalige Entscheidung eher bestärkt", erklärte Fraktionssprecher Ralf Geisler: "Herr Ruchser ist kein Fachplaner, sondern ein Privatmann, der Geld hat und investieren möchte. Herr Breunig hingegen ist Architekt. Mit ihm haben wir gute Erfahrungen gemacht." Ruchser selbst hatte zuvor betont, dass er sich für jedes Bauprojekt passende Partner ins Boot hole.
Sebastian Rüthlein, Sprecher der Zeller Gegenfraktion SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternative, bewertete das Auftauchen des zweiten Investors ganz anders als die Gegenseite: "Es ist eine positive Nachricht, dass jemand grundsätzlich bereit ist, das Projekt in Erbpacht zu machen und langfristig die Hand darauf zu halten. Außerdem möchte Herr Ruchser den ersten vor dem zweiten Schritt machen – und erstmal den Bedarf ermitteln." Dafür müsse man nur auf die Straße und die Bürger befragen, entgegnete Geisler. Sie würden sich nach einem Hausarzt sehnen.
Nach dem Kenntnisstand von Bürgermeisterin Feuerbach (CSU/Freie Zeller Bürger) steht ein solcher bereit – genau wie ein Zahnarzt, ein Apotheker und ein Physiotherapeut. Die Opposition kritisierte, dass nur Breunig mit ihnen Kontakt aufnehmen dürfe und plädierte für Chancengleichheit.
Silvia Schlagmüller (CSU/Freie Zeller Bürger), die lieber von einem Haus der Gesundheit spricht, war darum bemüht, die Wogen zu glätten: "Das Grundstück ist immer noch nicht riesig und das Projekt eine normale Baugeschichte." Weil ein Teil des sterbenden Wertstoffhofes dem Bauhof zugeschlagen wird, verbleiben etwa 1170 Quadratmeter.
Nach einer beantragten Sitzungsunterbrechung berieten sich die beiden Fraktionen. Doch letztlich ergab die Abstimmung nichts Neues: Die fünf anwesenden Mitglieder der Fraktion "SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternative" blieben bei ihrem Veto, die Gegenseite bei ihrem Ansinnen, das Ganze in Breunigs Hände zu legen – verbunden mit der Hoffnung, dass das Ärztehaus in zwei bis zweieinhalb Jahren steht. Für Zündstoff könnte noch sorgen, zu welchem Preis der Markt Zell eines seiner letzten freien Grundstücke verkauft.